Folk-Pop

Pop erfrischend anders

Von Jutta Petermann · 30.01.2014
Melodieverliebt und trotzdem gewagt: "Age", das neue und sechste Album der kanadischen Indie-Popband "The Hidden Cameras" ist wieder ein erfrischender Ausbruch aus den gängigen Popstrukturen.
Der Opener des mittlerweile sechsten Albums innerhalb von 13 Jahren der Bandaktivität trägt den Titel Skin & Leather. In den Texten behandelt "The Hidden Cameras" - Mastermind Joel Gibb – nach wie vor Homosexualität, Sexualität (ja auch die, bei der Haut und Leder auf eher schmerzhafte Weise zueinander finden), Kapitalismuskritik und Kirche. Joel Gibb, der schon vor ein paar Jahren seine Heimatstadt Toronto in Richtung Berlin verlassen hat, provoziert gerne. Und: Auch musikalisch zieht er sein ganz eigenes Ding durch. Er pfeift auf gängige Songstrukturen, spielt mit dramatischen Kammerpopelementen, genauso wie mit herben Diskobeats und lässt seine melodieverliebten, an NewWave erinnernden Tanzhymnen immer nur sehr verzögert um die Ecke kommen.
Im Grunde ist er ein Künstler des Hinhaltens, aber dankenswerter Weise vergisst er nicht seinen Hörerinnen dann sozusagen als Höhepunkt auch zu geben, wonach ihnen gelüstet - ausgefeilte und harmonische Popseeligkeit, opulente, melodramatische Chöre, dunkle Dub-Reggae-Atmosphäre, kompromisslose Diskobeats. All das, was Joel Gib zu immer wieder überraschenden, aber immer eingängigen Popsongs zusammenbaut, verbindet Anspruch und Gefälligkeit auf geniale Weise. "Age" ist wieder einmal lebendige Popkunst von den "Hidden Cameras", die Spaß macht.

Label: RAR