Folk-Pop

Die Straße gehört uns

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CD-Cover: La Rue Ketanou "Allons voir" © Broken Silence
Von Carsten Beyer · 14.05.2014
Von der Pariser Métro in die Charts – so könnte man die Erfolgsgeschichte des Trios La Rue Ketanou zusammenfassen. Auch wenn sich die drei ehemaligen Straßenmusiker mittlerweile als Popstars etabliert haben: Den rauen Charme und den anarchischen Geist ihrer Anfangstage haben sie auf ihrem sechsten Album "Allons Voir" nicht ganz abgelegt.
Die Chansons von La Rue Ketanou klingen so, als seien die Musiker geradewegs von der Straße ins Studio marschiert - mit dem Gitarrenkoffer unterm Arm und einer Mütze voll Kleingeld noch in der Hand. Und das ist auch kein Zufall, denn die drei Mitglieder der Band - ein Marokkaner, ein Belgier und ein Portugiese - haben sich Mitte der 90er Jahre beim Musizieren im Untergrund der französischen Hauptstadt kennengelernt.
Die frechen Stücke zünden auf Anhieb
Auch der Bandname spielt auf diese Entstehungsgeschichte an: La Rue Ketanou ist eine Verballhornung von "La rue qui est à nous" - zu Deutsch "Die Straße gehört uns". Die Spezialität des Trios sind freche, dreistimmig gesungene Chansons, mal mit Gitarre, mal mit Geige und mal auch mit Ukulele und Akkordeon begleitet. Reggae, Walzer und Flamenco geben vielen Stücken einen Multikulti-Touch. Die Stimmung geht von fröhlich bis melancholisch, wobei die frechen Stücke mit einer gehörigen Portion Sprachwitz auf Anhieb zünden, während die nachdenklichen erst allmählich ihre Wirkung entfalten.
Gedanken über das Atomzeitalter
Manchmal wird es auch politisch – beispielsweise wenn sich La Rue Ketanou im Chanson "L'âge nucléaire" Gedanken darüber machen, wie die Menschen in der Zukunft auf das heutige Atomzeitalter zurückblicken werden. Das ist böse, sarkastisch und auf zynische Art prophetisch. Eine adäquate französische Übersetzung des Begriffs "Energiewende" haben aber auch La Rue Ketanou nicht gefunden.
Label: Broken Silence