Folgen der Pandemie

Ruf nach einer Corona-Steuer für Superreiche

06:18 Minuten
Ein Porträt von Amazon-Gründer Jeff Bezos. Der Unternehmer trägt einen blauen Overall und einen Cowboy-Hut.
Amazon-Gründer Jeff Bezos: Er allein könnte laut Oxfam die weltweite Impfkampagne bezahlen. © picture alliance / dpa / Associated Press / Tony Gutierrez
Elisabeth Niejahr im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 12.08.2021
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Oxfam will die Superreichen mit einer 99-Prozent-Steuer auf Pandemiegewinne belegen. Egal, wie hoch eine solche Abgabe ist: Bevor sie erhoben wird, müssen die internationalen Steueroasen ausgetrocknet werden, fordert die Publizistin Elisabeth Niejahr.
Oxfam und andere Hilfsorganisationen fordern die Regierungen weltweit auf, Superreiche zur Bewältigung der Coronakrise stärker zur Kasse zu bitten. Mit einer einmaligen Vermögensabgabe von 99 Prozent auf Gewinne, die Milliardärinnen und Milliardäre während der Pandemie gemacht haben, ließen sich Corona-Impfungen für alle Menschen finanzieren, hieß es. Zusätzlich könne auch noch jeder Arbeitslose weltweit einen Zuschuss von 20.000 US-Dollar bekommen.
Die einmalige Steuer würde den Berechnungen zufolge 5,4 Billionen US-Dollar in die öffentlichen Kassen spülen. Dennoch wären die derzeit 2690 Milliardärinnen und Milliardäre zusammen immer noch um 55 Milliarden US-Dollar reicher als vor dem Virusausbruch. Sie verfügten demnach Ende Juli über ein Nettovermögen von 13,5 Billionen US-Dollar.
"Regierungen lassen es zu, dass eine Handvoll Superreicher obszönen Reichtum anhäuft, während Milliarden Menschen um ihre Existenz kämpfen und keinen Zugang zur rettenden Covid-19-Impfung haben", kritisiert Oxfam. Allein Amazon-Gründer Jeff Bezos könnte mit seinem Reichtum persönlich dafür sorgen, dass ausreichend Impfstoff für alle Menschen auf der Welt vorhanden sei. Beteiligt an der Analyse waren neben Oxfam die Allianz Fight Inequality, das Institute for Policy Studies und die Initiative Patriotic Millionaires.

Gewinne in Steueroasen

Mehr Umverteilung? Die Wirtschaftswissenschaftlerin und Geschäftsführerin der Hertie-Stiftung, Elisabeth Niejahr, sieht darin nichts Verwerfliches. Allerdings: Das Kapital sei inzwischen weltweit so flüchtig, dass man bei Steuern immer fragen müsse, wer diese dann durchsetze, gibt sie zu bedenken. Selbst wenn die USA und Europa zusammenarbeiteten, flössen die Gewinne in Steueroasen. Noch dringender als die Frage nach der Höhe einer Abgabe für Milliardäre sei also die nach einem internationalem Akommen, das diese Oasen trocken lege.
Auch in Bezug auf die deutschen Verhältnisse gibt es laut Niejahr einiges zu tun. Hier wäre das bessere Instrument die Erbschaftssteuer, meint sie. Das System hierzulande schone die Reichen stärker als mancher denke, sagt sie mit Blick auf zum Beispiel gedeckelte Krankenkassenbeiträge. Es gebe in Deutschland viele Abgaben, die "ausschließlich zu Lasten der Mittelschicht gehen". Insgesamt sei bei dieser Frage "Luft nach oben".
(ahe/dpa)
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