Fördermaßnahmen ohne Ende und kein Job in Sicht

Von Axel Flemming |
Forst liegt im Südosten von Brandenburg, an der Grenze zu Polen und gilt als strukturschwach. Früher prägte die Textilindustrie die kleine Stadt an der Neiße, das ist lange her. Die Arbeitslosigkeit in Forst liegt derzeit bei 15 Prozent. Wer kann, zieht weg.
"Keine Chance, nirgendwo hier. Also bei den ganzen Bewerbungen, die ich weggeschickt hab, kamen bis jetzt leider nur absagen zurück. Also isses für mich das Zeichen, egal was ich schreibe, ich bekomm so oder so bloß 'ne Absage, aber … weitermachen, immer weiter schreiben."

Jan Dreumann ist 28 Jahre alt und gelernter Restaurateur. Arbeit in seinem Job findet er nicht, er bezieht Hartz IV seit 2005. Um seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen und um etwas dazuzuverdienen, macht er MAE FS. MAE bedeutet Mehraufwandsentschädigung, das sind die sogenannten Ein-Euro-Jobs, und das FS steht für Führerschein:

"Das heißt wir bekommen einen bestimmten Teil für uns und der andere Teil wird angespart, um damit den Führerschein bezahlen zu können. Wir sind ein bisschen besser gestellt als die Ein-Euro-Jobber, also für uns ist das ein Stundenlohn von 1,75€, davon sind 50 Cent für uns und 1,25 für den Führerschein. Das heißt wir bekommen am Ende des Monats, wenn alles gut läuft, so um die 60 Euro. Und die restlichen 160 werden dann angespart für den Führerschein."

Forst liegt im Südosten von Brandenburg, an der Grenze zu Polen und gilt als strukturschwach. Früher prägte die Textilindustrie die kleine Stadt an der Neiße, das ist lange her. Die Stadt ist kleiner geworden: Früher gab es hier mal 40.000 Einwohner, jetzt sind es 21.000. Mehr Leute sterben, als geboren werden, und immer mehr ziehen weg. Bis 2030 wird Forst nur noch 16.000 Einwohner haben.

Die Arbeitslosigkeit in Forst liegt derzeit bei 15 Prozent, das ist über dem Landesdurchschnitt von Brandenburg, über dem Bundesschnitt sowieso. Bislang ist es für Jugendliche normal, von hier wegzuziehen, deshalb nutzt die Stadt alle Möglichkeiten, die die Arbeitsverwaltung so zulässt.
Zum Beispiel bei Ilona Haroska, die im Familientreff Forst den Internet-Treff betreut, Bastelnachmittage mit gestaltet oder Ausflüge begleitet.

"Wenn jemand Probleme hat, der kann kommen, einfach mal Gesprächsrunden, sich unterhalten und so … da bin ich dann immer mit aktiv."

Die jetzt 46-Jährige lernte Textilfacharbeiterin, arbeitete als Raumpflegerin, weil sie ein krankes Kind hatte. Gleich 1989 fiel sie in die Sozialhilfe, war arbeitslos bis 2004. Und seitdem hat sie viele Stufen der Beschäftigung ohne Arbeit durchlaufen:

"Arbeit statt Sozialhilfe damals noch, habe dort ein Jahr gearbeitet. Damals war die Zeit, bis man was Neues gekriegt hat noch zwei Jahre, und nach den zwei Jahren bin ich über das ADA-Projekt: 'Arbeit, die aufbaut' für ein Euro hier in den Familientreff gekommen, war ein Jahr hier und dann über das Regio-Budget."

Aber ihre Zeit hier ist Ende Februar auch schon wieder zu Ende. Sie hofft auf Verlängerung und eigentlich auf richtige Arbeit. Bloß:

" … im Moment noch nicht. Aber ich hoffe, dass es dann irgendwie weitergeht, ich hab den Wunsch, dass ich hier vielleicht als feste Kraft angestellt werd’, wäre 'ne tolle Sache."

Aus Forst wegzuziehen, darüber hat sie immer wieder nachgedacht, aber den Schritt dann doch nicht gewagt. Die, die bleiben, haben sich mit Hartz IV abgefunden. Hier haben sie wenigstens ihr eigenes Häuschen und ihren Garten, wo sie sich mit Hühnern und Gemüse selbst versorgen können.