Flüssigerdgas

Macht uns Brunsbüttel unabhängiger von russischem Gas?

08:18 Minuten
Ein LKW-Container wird am Elbhafen Brunsbüttel mit Flüssigerdgas befüllt.
Am Elbhafen Brunsbüttel wird ein Container mit Flüssigerdgas aus Rotterdam befüllt. © picture alliance / dpa / Bodo Marks
Von Jörn Schaar |
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In Deutschland gibt es den Wunsch, weniger abhängig zu sein von russischem Erdgas. Flüssigerdgas könnte eine Alternative sein. Dafür braucht es ein Terminal, das in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein gebaut werden soll. Doch es gibt Widerstände.
Der Russland-Ukraine-Konflikt hat die Debatte über die drohende stärkere Abhängigkeit von Russland durch die Pipeline Nord Stream 2 wieder verstärkt. Eine Alternative könnte der Import von Flüssigerdgas (auch Liquefied Natural Gas, kurz: LNG) sein. Das könnte zur Diversifizierung der Energieversorgung beitragen und die Abhängigkeit von herkömmlichen Erdgaslieferungen per Pipeline verringern. Dazu braucht es spezielle Terminals, eines davon soll in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein entstehen: im Kreis Dithmarschen, an der Mündung von Elbe und Nord-Ostsee-Kanal. Seit sechs Jahren steht das fest – doch noch immer scheint das Terminal in weiter Ferne.

Wie genau kann Flüssigerdgas eine Alternative sein?

Flüssigerdgas oder LNG ist Gas, das durch Herunterkühlen auf minus 162 Grad Celsius in einen flüssigen Zustand versetzt wird. Dadurch wird es verdichtet und kann in großen Mengen verschifft werden. Am Zielort kann es entweder in der flüssigen Form als Rohstoff oder Schiffstreibstoff verwendet werden. Außerdem kann es wieder regasifiziert werden, um es über Pipelines großflächig zu verteilen. In Spezialschiffen soll es nach Brunsbüttel transportiert werden.

Warum gibt es das Terminal in Brunsbüttel noch nicht?

Ein solches Importterminal sei privatwirtschaftlich schwer finanzierbar, erklärt der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP). Für Investoren brauche es staatliche Anreize. Die hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nun in Aussicht gestellt: Er sagte, dass in Deutschland ein oder sogar zwei LNG-Importterminals nötig seien, selbst wenn sie unwirtschaftlich sind.

Aber will die Regierung nicht raus aus fossilen Energien?

Habeck hat für seine Äußerung von der grünen Basis viel Kritik bekommen. Denn die Ökopartei will ja eigentlich raus aus fossilen Brennstoffen wie Erdgas. Der grüne Landesparteitag hat am Wochenende den Satz „Schleswig-Holstein braucht kein LNG-Terminal“ in sein Programm für die Landtagswahl am 8. Mai geschrieben.

Gibt es weitere Kritik an dem Terminal?

Ja, unter anderem aus der Anti-Atomkraft-Bewegung im 30 Kilometer entfernten Brokdorf kommen Einwände. Es gebe in Europa bereits 26 Importterminals für LNG – das genüge. Umweltschützer kritisieren außerdem, dass LNG zumindest in den USA – einem der Hauptproduzenten – mit der stark umstrittenen Fracking-Methode gewonnen wird.

Wer steht eigentlich hinter dem Projekt – und warum?

Das Konsortium German LNG, das aus den Firmen Gasunie, Vopak und Oiltanking besteht, will das LNG-Terminal in Brunsbüttel bauen. Der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Bernd Buchholz ist ein starker Befürworter des Projekts. Alleine für die Schiffahrt werde man LNG noch einige Jahrzehnte brauchen, deswegen sei das Terminal eine gute Investition in die Zukunft, so sein Argument.

Was heißt das nun für Brunsbüttel und das Terminal?

Laut German LNG läuft das Planfeststellungsverfahren seit dem vergangenen Sommer. Daran muss noch die Öffentlichkeit beteiligt werden, außerdem steht noch ein weiteres Gutachten aus.

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