Flüchtlingskinder

Leichte Beute für Sexualtäter?

Flüchtlingskinder stehen am Budapester Ostbahnhof an, um Essen zu erhalten.
Flüchtlingskinder stehen am Budapester Ostbahnhof an, um Essen zu erhalten. © ATTILA KISBENEDEK / AFP
Johannes-Wilhelm Rörig im Gespräch mit Marianne Allweiss und André Hatting · 10.09.2015
Auf der Flucht leiden die Kinder oft am meisten. Auch in den Flüchtlingsunterkünften sind sie nicht immer sicher. Deshalb fordert der Beauftragte für Fragen des Kindesmissbrauchs Maßnahmen, die Kinder in Flüchtlingsheimen schützen sollen.
Flüchtlingskinder haben oft im Herkunftsland und auf der Flucht Schreckliches erlebt. Damit sie in den Flüchtlingsunterkünften sicher sind, fordert Johannes-Wilhelm Rörig, unabhängiger Bundesbeauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Schutzmaßnahmen.
So sollten Helfer Führungszeugnisse vorlegen müssen, bevor man ihnen Flüchtlingskinder anvertraut. "Die jetzige Situation in den Flüchtlingsunterkünften macht es potenziellen Tätern sehr leicht, ihre Täterstrategien umzusetzen und Nähe zu diesen besonders schutzbedürftigen Kindern herzustellen und sexuelle Übergriffe zu begehen", sagt Rörig.
Die Wohlfahrtsorganisationen müssten für diese Frage sensibilisiert werden. "Es kann nicht sein, dass jetzt Kinder an Leute gegeben werden, meinetwegen um Arztbesuche zu absolvieren oder mal auf den Spielplatz zu gehen, die vielleicht gerade vor acht Wochen aus dem Gefängnis entlassen worden sind und verurteilte Sexualstraftäter sind."
Abschließbare Toiletten und geschlechtergetrennte Duschen als Mindeststandard
Zudem müssten bestimmte räumliche Mindeststandards in den Gemeinschaftsunterkünften gelten, zum Beispiel abschließbare Toiletten sowie geschlechtergetrennte Duschmöglichkeiten, was derzeit nicht überall gegeben sei, kritisiert Rörig. Ferner sollten alleinstehende Mütter mit ihren Kindern eine separate Unterbringung bekommen. "Die können nicht mit 50, 150, 200 anderen Männern in einer Halle leben, vor dem kulturellen Hintergrund, aus dem sie auch herkommen."
Auch in der derzeitigen Situation dürfe man nicht all das über den Haufen werfen, was man ansonsten Kindern an Schutz gewähre, mahnt Rörig und räumt gleichzeitig ein: "Ich weiß, dass das jetzt nicht sofort geht. Deswegen fordere ich auch die Einführung von Mindeststandards Schritt für Schritt in den nächsten Wochen."
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