Flüchtlinge in Seenot

"Ich wurde Zeuge einer Rettungsaktion"

Ein Frachter mit mehreren Hundert Flüchtlingen legt im Hafen der kalabrischen Stadt Crotone an.
Ein Frachter mit mehreren Hundert Flüchtlingen legt im Hafen der kalabrischen Stadt Crotone an. © AFP
09.12.2014
500 bis 600 Flüchtlinge befanden sich auf dem Schiff, das in der Nacht auf Dienstag vor der kalabrischen Küste in Seenot geraten ist. Korrespondent Karl Hoffmann hat die Rettungsaktion auf einem Schlepper beobachtet. Hier erzählt er von seinen Eindrücken.
Vor der ost-kalabrischen Küste ist in der Nacht von Montag auf Dienstag ein Schiff mit Flüchtlingen in Seenot geraten. Unser Italien-Korrespondent Karl Hoffmann hat die Rettungsaktion auf dem Schlepper begleitet, der das Flüchtlingsschiff gerettet und in den Hafen von Crotone gezogen hat.
Nach seiner Beobachtung hätten sich auf dem Flüchtlingsschiff etwa 500 bis 600 Menschen befunden, darunter auch viele Frauen und Kinder, berichtete Hoffmann. Das Schiff sei schon in der Nacht von der Küstenwacht entdeckt und dann geleitet worden:
"Allerdings nicht, wie man bei dem miserablen Wetter hätte vermuten können, Richtung Süden in einen sicheren Hafen. Sondern gegen den Wind nach Norden, nach Crotone. Es war eine Entscheidung, die zumindest dem Schlepper-Kommandanten unlogisch erschien. Er hat trotz allem versucht zu helfen."
Die Erleichterung der Menschen
Beim Anblick des Schleppers und des nahenden Hafens habe er viele winkende Arme in der Menge der Flüchtlinge gesehen:
"Wenn man so auf gleicher Höhe mit dem Flüchtlingsschiff ist, merkt man, wie erleichtert diese Menschen sind nach einer so langen und schrecklichen Überfahrt, die sehr quälend gewesen sein muss im Freien. Es waren hier heute sieben Grad auf dem Meer."
Das Flüchtlingsschiff sei ein ehemaliger deutscher Frachter, sagte Hoffmann. Er vermute, dass es sich um Flüchtlinge aus Syrien handele:
"Die zusammen ein Schiff kaufen, mit ihrer Quote sozusagen. Und dann mit diesem Schiff übersetzen. Das ist immer noch besser als mit Fischerbooten von Libyen aus, die sehr viel unsicherer sind."
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