Flüchtlinge in Griechenland

Deutsche Asylexperten auf Lesbos

Das Flüchtlingslager "Kara Tepe" auf Lesbos
Das Flüchtlingslager "Kara Tepe" auf Lesbos © imago/ZUMA Press
Von Panajotis Gavrilis · 08.04.2016
Deutsche Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) haben ihre Arbeit auf der Insel Lesbos aufgenommen. Sie sollen dort bei der Bearbeitung von Asylanträgen helfen. Ihre Arbeit präsentierten sie nicht zufällig in dem Flüchtlingslager "Kara Tepe".
"Welcome Greece, welcome to Lesbos, welcome to my village, welcome to Kara Tepe."
Pressetermin im Flüchtlingslager "Kara Tepe". Der Leiter Spyros Myrogiannis begrüßt seine deutschen Gäste vom BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) in seinem "Dorf", wie er sagt. Neben ihm steht Heiko Werner. Er ist "Aufbauleiter Sondereinrichtungen" wie es heißt, er informiert auch die Bundesregierung über die Entwicklungen auf Lesbos.
"Machen Sie sich mal keine Sorgen. Das Einzige, was wir hier momentan wollen, ist dass wir die Bitte deutscher Medien entsprechen, dass sie kurz sehen können, wer von uns hier ist."
Sagt er zu seinen sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Deutschland, die seit Dienstag und Mittwoch gemeinsam mit zehn Dolmetschern auf der Insel sind. Sie schauen etwas skeptisch, wirken schüchtern.

"In jedem Container drei Arbeitsplätze"

"Die gemeinen Fragen bitte an mich, die freundlichen Fragen bitte an meine Kollegen."
Das BAMF-Team besteht aus jüngeren und älteren Frauen und Männern, unter ihnen sind auch sogenannte Entscheider. Sie dürfen in Griechenland aber nicht über Asylanträge entscheiden, sondern sie nur vorbereiten. Sie beschließen zumindest bei diesem Presse-Termin: Nur Heiko Werner soll reden.
"Es sind Container, in denen die Mitarbeiter arbeiten. In jedem dieser Container sind drei Arbeitsplätze eingerichtet, die auch voneinander getrennt sind. Sodass man also auch unabhängig voneinander arbeiten kann. Das ist jetzt nicht besonders luxuriös, aber es ist auch nicht besonders schlecht."
Ein griechischer Vertreter der Asylbehörde soll auch im Raum anwesend sein, wenn die Interviews geführt werden. Er soll dann direkt entscheiden können, ob jemand Asyl bekommt oder nicht.

Insgesamt rund 300 Mitarbeiter geplant

"Man guckt, ob die Verfahrensweisen klappen, ob die Prozesse abgestimmt sind, ob die Computerprogramme funktionieren. Und es ist ja bereits jetzt schon die Nachforderungen an die Mitgliedsstaaten ergangen, auf die Deutschland auch reagieren wird, wo wesentlich mehr Personal zur Verfügung gestellt wird."
Bereits in den nächsten Tagen schickt das BAMF weitere Leute nach Griechenland. Insgesamt sollen rund 300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zur Verfügung stehen. Wie viele tatsächlich nach Griechenland kommen, hängt auch von der Anzahl der Anträge ab.
"Unsere Leute konkret werden also in den Gesprächen mit den Antragstellerinnen und Antragstellern ermitteln, um wen es sich dabei handelt, was das Ziel dieser Person ist, die vor ihnen sitzt und ob das unter bestimmten Rahmenbedingungen zu einer bestimmten Entscheidung führen könnte. Wir werden diese Unterlagen vorbereiten, dann eben den griechischen Kollegen zur Verfügung stellen."

Bislang ein Test

Bisher sei die Zusammenarbeit mit den Behörden auf Lesbos ein Test gewesen, sagt Jean-Pierre Schembri, Sprecher vom EASO- dem "Europäisches Unterstützungsbüro für Asylfragen".
"Nach den Test-Fällen hatten wir viele interne Treffen, um über die Herausforderungen zu sprechen. Um uns auszutauschen. Jetzt sind wir besser vorbereitet, um unsere Kapazitäten weiter auszubauen."
Ab heute erst wird die Arbeit auch vom BAMF verbindlich für die Asylsuchenden auf der Insel. Aus Test wird Ernst. Bisher sei man mit Vorbereitungen beschäftigt, sagt Heiko Werner und nennt die Anlaufschwierigkeiten lieber "Soft-Start." Es ist zu erwarten, dass es in nächster Zeit zu mehr Abschiebungen kommen wird.

Ganz ohne Stacheldrahtzäune

"Wir haben aus unserer Sicht hier am ersten Tag, einen sehr demonstrativen Vorgang auch gehabt, der Rückführung von Menschen. Natürlich ist es so, dass das am Anfang, wenn Sie einen Prozess starten, können Sie ein Ergebnis aus dem Prozess erst erwarten, wenn er schon eine Zeit lang gelaufen ist."
Es soll alles schön wirken, man will Einheit demonstrieren. Nicht zufällig hat man wohl auch nach "Kara Tepe" geladen und nicht ins überfüllte Moria-Lager, wo Journalisten nicht rein dürfen.
Hier gibt es Platz für 2.500 Menschen, aber nur 400 leben hier. Immerhin: Familien, schwangere Frauen und Kinder werden mittlerweile in Kleinbussen von Moria nach "Kara Tepe" gebracht, das ganz ohne Stacheldrahtzäune auskommt.
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