Flüchlingskatastrophe

    400 Tote im Mittelmeer befürchtet

    Überfülltes Boot mit afrikanischen Flüchtlingen vor der Küste Libyens
    Überfülltes Boot mit afrikanischen Flüchtlingen © picture alliance / EPA / STR
    Zwei Tage nach dem Untergang eines Flüchtlingsboots vor der libyschen Küste werden noch bis zu 400 Menschen vermisst. Das habe die Befragung von Überlebenden ergeben, erklärte die Internationale Organisation für Migration.
    Bei dem Schiffsunglück vor der Küste Libyens sind vermutlich bis zu 400 Flüchtlinge ertrunken. Die Hilfsorganisation Save the Children teilte auf Twitter mit, Überlebende hätten dies geschildert, nachdem sie in der süditalienischen Stadt Reggio Calabria angekommen seien. Unter den Opfer sind demnach auch Kinder.
    Die italienische Küstenwache hatte gestern eine Rettungsaktion vor der libyschen Küste gestartet. Dabei konnten 144 Flüchtlinge in Sicherheit gebracht und neun Leichen geborgen werden. Weitere Überlebende wurden zunächst nicht gefunden.
    Die erneute Flüchtlingskatastrophe könnte eine der schlimmsten seit Oktober 2013 sein. Damals waren mehr als 360 Menschen vor der italienischen Insel Lampedusa umgekommen. Daraufhin war die europäische Flüchtlingspolitik in die Diskussion geraten.
    Italienische Auffanglager überfüllt
    Zurzeit erreichen wieder zahlreiche Schiffe mit Tausenden Afrikanern die Küste Italiens. Viele Boote kommen aus Syrien und Libyen – beides Länder, in denen die Menschen unter dem Bürgerkrieg leiden. Allein in den vergangenen fünf Tagen wurden rund 8.500 Menschen gerettet. Viele Auffanglager sind dadurch völlig überfüllt. Italien fordert angesichts der alarmierenden Situation mehr Hilfe von der Europäischen Union.
    Das italienische Rettungsprogramm für Flüchtlinge "Mare Nostrum" war im vergangenen Jahr ausgelaufen. Es wurde durch die EU-Grenzschutzmission "Triton" ersetzt. Menschenrechtler und Hilfsorganisationen sehen darin aber mehr Abschreckung als ein Hilfsprogramm für Menschen in Not. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen plant inzwischen, ein eigenes Schiff zur Flüchtlingsrettung.
    (tj/dk)