Flatrate für Wissensdurstige
Das dritte Programm des Deutschlandradios hat seinen Betrieb aufgenommen. DeutschlandRadio Wissen heißt der neue Sender. Und da ist es keinesfalls verwunderlich, dass am Tag der Geburt unter anderem von dort gesendet wird: aus Wissen.
„Heute Morgen sechs Uhr ist in Deutschland ein neuer Radiosender auf die Welt gekommen. Und da ein genaues Horoskop erstellt werden kann, wenn man das Datum und die Uhrzeit der Geburt kennt, wollen wir auch so etwas haben.“
Der erste Sendetag von DeutschlandRadio Wissen war schon etwas fortgeschritten, da zeigte sich: Trotz programmatischer Konzentration auf Wissen, Wissenschaft und Rationalität gibt es Platz für Selbstironie und Humor. Weshalb man den Astrologen Jan Reimer Tierkreiszeichen deuten ließ. Und siehe da! Im Zeichen des Steinbocks, Aszendent Schütze, hat DeutschlandRadio Wissen eine günstige Geburtsstunde erwischt.
„Der Schütze-Aszendent ..., ganz stimmig hierfür, denn da finden sich die Themen Bildung, Wissen, Horizonterweiterung. Das passt! Na, super.“
Weil DeutschlandRadio Wissen naturgemäß auf kluge Hörer abzielt, war das Programm des ersten Tages mit mehr oder weniger versteckten Anspielungen auf den eigenen Anspruch und das eigene Selbstverständnis gespickt.
In diesem Sinne berichteten Reporter von DeutschlandRadio Wissen alles Wissenswerte aus Wissen in Rheinland-Pfalz, wo der Strukturwandel ruhrgebietsartige Züge trägt.
„Unser Ü-Wagen mit DeutschlandRadio-Rheinland-Pfalz-Korrespondent Ludger Fitkau steht ja heute in Wissen. In diesem Walzwerk, Herr Fitkau, werden ja jetzt ganz andere Geräte bewegt, keine Blechwalzen mehr, sondern Musikinstrumente. Wie klingt das denn bei euch? Ja, so klingt das.“
Echtes wissenschaftliches Schwarzbrot wurde beim Interview mit dem amerikanischen Sprachphilosophen Jean Searle gereicht, der in allem Relativismus hartnäckig auf dem Vorhandensein objektiver Wahrheiten besteht.
„Warum fürchten wir uns vor dieser objektiven Wahrheit? Woher stammt diese Angst? Why do we have this fear of what you say of objectiv knowledge? What is the source, what is the reason for this fear? Well, if you look at the people...“
Wir verzichten hier auf eine Übersetzung John Searles, denn in DeutschlandRadio Wissen wird auch nicht alles übersetzt, sondern gelegentlich bloß paraphrasiert – jeder darf sein Englisch üben.
Weniger theoretisch als Searles Gedanken – und für den Sender in eigener Sache überaus wichtig: die Erläuterungen Jürgen Kuris vom Computermagazin „c't“.
„Herr Kuri, ich freue mich, Sie zu hören.“
„Ja, guten Morgen.“
„So, was ich eigentlich von Ihnen wissen wollte, ist, wie wir digitales Radio, was wir ja unter anderem sind, DRadio Wissen, am einfachsten zu uns nach Hause ins Wohnzimmer bekommen heutzutage?“
„Nun, am einfachsten ist es wohl tatsächlich – wenn man nicht gerade mit einem Digitalkabel ausgestattet ist oder ein Radio hat, das mit einem digitalen Satellitenempfänger geht – , wohl tatsächlich übers Web, als Web-Radio, als Internet-Radio.“
DeutschlandRadio Wissen hat sich einen eigenen Lebensrhythmus verpasst. Jede Stunde wird hier in Viertel zerlegt. Zur vollen und halben gibt's unter dem Titel „Die Welt in hundert Sekunden“ Weltnachrichten, um Viertel nach und Viertel vor jeweils „Wissensnachrichten“.
Originell auch das Programmschema, das in sehr wenig Musik gebettet wird, überwiegend in warm-elektronische Sphärenklänge oder anders: in chilliges Ambiente. ‚Agenda‘, ‚Natur‘, ‚Medien‘, ‚Globus‘, ‚Kultur‘, ‚Meine Zukunft‘ und ‚Spielraum‘ heißen die Rubriken, unter denen tatsächlich alles, was im Universum Aufmerksamkeit wert ist, rubriziert werden soll.
Die Botschaft, dass sich DeutschlandRadio Wissen auf Abenteuerreise begibt, hatte man in die Beschäftigung mit dem Weltreisenden James Cook und dessen Entdeckung der Südsee hineinversteckt – wozu auch eine Lesung aus Cooks Logbuch gehörte.
„Nach Hawaii! Am 2. Januar 1778 lichteten wir bei Tagesanbruch die Anker.“
Aufbruch zu neuen Ufern, ohne die Route in allen Einzelheiten zu kennen: Dazu bekannte sich bereits vor dem Sendestart Ralf Müller-Schmid, der Redaktionsleiter von DeutschlandRadio Wissen.
Für Müller-Schmid ist der ständige Austausch mit den Hörern das vornehmste Instrument, um das Sendeangebot zu prüfen und bei Bedarf neu zu justieren. Ab 18.30 Uhr überträgt der Sender die eigene Redaktionskonferenz – ein radikales Angebot zur intellektuellen Interaktivität, mit der man darauf reagiert, dass den Medienmix der Zukunft noch keiner genau kennt.
„Wir sind mit diesem dritten Programm, mit DRadio Wissen, in einer unglaublich glücklichen Situation. Wir machen das ja nicht, weil wir wissen, wo es langgeht. Auch nicht, weil wir behaupten, öffentlichkeitswirksam behaupten, wir wüssten es. Aber was wir machen, ist ein Experiment.“
Am ersten Sendetag war stets deutlich herauszuhören, dass im Verständnis von DeutschandRadio Wissen die Geistes- und Sozialwissenschaften, die Kunst und die Kultur mindestens genauso zum Wissen beitragen wie Natur- und Ingenieurswissenschaften.
Aber auch tagesaktuelle, politische Themen berücksichtigt das Programm. Fokussiert wird naturgemäß stets der Hintergrund. Am Start-Montag wurde das gerade online eröffnete Springer-Archiv beleuchtet, in dem der Springer-Verlag seine umstrittenen Publikationen aus dem Jahr 1968 zugänglich macht. Unter dem Titel „Das Prozess-Fossil“ ging es in der Rubrik Agenda um den mutmaßlich kriminellen Waffenhändler Karlheinz Schreiber, Steckbrief inklusive.
„Zur Person: Karlheinz Schreiber wurde 1934 in Thüringen als Sohn eines Polsterers geboren ... "
Wortreich, abwechslungsreich und wissenswert präsentiert sich das Programm. DeutschlandRadio Wissen: Das ist der Name der neuen Flatrate für Wissensdurstige.
Der erste Sendetag von DeutschlandRadio Wissen war schon etwas fortgeschritten, da zeigte sich: Trotz programmatischer Konzentration auf Wissen, Wissenschaft und Rationalität gibt es Platz für Selbstironie und Humor. Weshalb man den Astrologen Jan Reimer Tierkreiszeichen deuten ließ. Und siehe da! Im Zeichen des Steinbocks, Aszendent Schütze, hat DeutschlandRadio Wissen eine günstige Geburtsstunde erwischt.
„Der Schütze-Aszendent ..., ganz stimmig hierfür, denn da finden sich die Themen Bildung, Wissen, Horizonterweiterung. Das passt! Na, super.“
Weil DeutschlandRadio Wissen naturgemäß auf kluge Hörer abzielt, war das Programm des ersten Tages mit mehr oder weniger versteckten Anspielungen auf den eigenen Anspruch und das eigene Selbstverständnis gespickt.
In diesem Sinne berichteten Reporter von DeutschlandRadio Wissen alles Wissenswerte aus Wissen in Rheinland-Pfalz, wo der Strukturwandel ruhrgebietsartige Züge trägt.
„Unser Ü-Wagen mit DeutschlandRadio-Rheinland-Pfalz-Korrespondent Ludger Fitkau steht ja heute in Wissen. In diesem Walzwerk, Herr Fitkau, werden ja jetzt ganz andere Geräte bewegt, keine Blechwalzen mehr, sondern Musikinstrumente. Wie klingt das denn bei euch? Ja, so klingt das.“
Echtes wissenschaftliches Schwarzbrot wurde beim Interview mit dem amerikanischen Sprachphilosophen Jean Searle gereicht, der in allem Relativismus hartnäckig auf dem Vorhandensein objektiver Wahrheiten besteht.
„Warum fürchten wir uns vor dieser objektiven Wahrheit? Woher stammt diese Angst? Why do we have this fear of what you say of objectiv knowledge? What is the source, what is the reason for this fear? Well, if you look at the people...“
Wir verzichten hier auf eine Übersetzung John Searles, denn in DeutschlandRadio Wissen wird auch nicht alles übersetzt, sondern gelegentlich bloß paraphrasiert – jeder darf sein Englisch üben.
Weniger theoretisch als Searles Gedanken – und für den Sender in eigener Sache überaus wichtig: die Erläuterungen Jürgen Kuris vom Computermagazin „c't“.
„Herr Kuri, ich freue mich, Sie zu hören.“
„Ja, guten Morgen.“
„So, was ich eigentlich von Ihnen wissen wollte, ist, wie wir digitales Radio, was wir ja unter anderem sind, DRadio Wissen, am einfachsten zu uns nach Hause ins Wohnzimmer bekommen heutzutage?“
„Nun, am einfachsten ist es wohl tatsächlich – wenn man nicht gerade mit einem Digitalkabel ausgestattet ist oder ein Radio hat, das mit einem digitalen Satellitenempfänger geht – , wohl tatsächlich übers Web, als Web-Radio, als Internet-Radio.“
DeutschlandRadio Wissen hat sich einen eigenen Lebensrhythmus verpasst. Jede Stunde wird hier in Viertel zerlegt. Zur vollen und halben gibt's unter dem Titel „Die Welt in hundert Sekunden“ Weltnachrichten, um Viertel nach und Viertel vor jeweils „Wissensnachrichten“.
Originell auch das Programmschema, das in sehr wenig Musik gebettet wird, überwiegend in warm-elektronische Sphärenklänge oder anders: in chilliges Ambiente. ‚Agenda‘, ‚Natur‘, ‚Medien‘, ‚Globus‘, ‚Kultur‘, ‚Meine Zukunft‘ und ‚Spielraum‘ heißen die Rubriken, unter denen tatsächlich alles, was im Universum Aufmerksamkeit wert ist, rubriziert werden soll.
Die Botschaft, dass sich DeutschlandRadio Wissen auf Abenteuerreise begibt, hatte man in die Beschäftigung mit dem Weltreisenden James Cook und dessen Entdeckung der Südsee hineinversteckt – wozu auch eine Lesung aus Cooks Logbuch gehörte.
„Nach Hawaii! Am 2. Januar 1778 lichteten wir bei Tagesanbruch die Anker.“
Aufbruch zu neuen Ufern, ohne die Route in allen Einzelheiten zu kennen: Dazu bekannte sich bereits vor dem Sendestart Ralf Müller-Schmid, der Redaktionsleiter von DeutschlandRadio Wissen.
Für Müller-Schmid ist der ständige Austausch mit den Hörern das vornehmste Instrument, um das Sendeangebot zu prüfen und bei Bedarf neu zu justieren. Ab 18.30 Uhr überträgt der Sender die eigene Redaktionskonferenz – ein radikales Angebot zur intellektuellen Interaktivität, mit der man darauf reagiert, dass den Medienmix der Zukunft noch keiner genau kennt.
„Wir sind mit diesem dritten Programm, mit DRadio Wissen, in einer unglaublich glücklichen Situation. Wir machen das ja nicht, weil wir wissen, wo es langgeht. Auch nicht, weil wir behaupten, öffentlichkeitswirksam behaupten, wir wüssten es. Aber was wir machen, ist ein Experiment.“
Am ersten Sendetag war stets deutlich herauszuhören, dass im Verständnis von DeutschandRadio Wissen die Geistes- und Sozialwissenschaften, die Kunst und die Kultur mindestens genauso zum Wissen beitragen wie Natur- und Ingenieurswissenschaften.
Aber auch tagesaktuelle, politische Themen berücksichtigt das Programm. Fokussiert wird naturgemäß stets der Hintergrund. Am Start-Montag wurde das gerade online eröffnete Springer-Archiv beleuchtet, in dem der Springer-Verlag seine umstrittenen Publikationen aus dem Jahr 1968 zugänglich macht. Unter dem Titel „Das Prozess-Fossil“ ging es in der Rubrik Agenda um den mutmaßlich kriminellen Waffenhändler Karlheinz Schreiber, Steckbrief inklusive.
„Zur Person: Karlheinz Schreiber wurde 1934 in Thüringen als Sohn eines Polsterers geboren ... "
Wortreich, abwechslungsreich und wissenswert präsentiert sich das Programm. DeutschlandRadio Wissen: Das ist der Name der neuen Flatrate für Wissensdurstige.