Flamenco, Jazz und noch viel mehr
Roma-Künstler aus Ost- und Westeuropa treffen sich in Berlin zu einem Festival mit Lesungen, Performances, Konzerten und Diskussionen. Inhaltlich spielen die Themen Heimatlosigkeit und Diskriminierungeine große Rolle.
Das rhythmische Klatschen des Flamencos gehört für viele zu einem romantisch-archaischen Bild der Gitanos, der spanischen Roma. Ein folkloristisches Etikett, ähnlich der traurigen Geige der ungarischen Puzta oder der Gypsi - Musik der Balkanschluchten. Dabei gehen Musiker längst über diese musikalischen Stereotypen hinaus und verbinden etwa die traditionellen Flamencoklänge mit Jazzrhythmen. Die Veranstaltungsreihe "An die Grenze gehen – Kunst, Musik und Theater von Roma" sucht diese ungewohnten Verbindungen, sucht die Kunst jenseits der Klischees, sagt Ingeborg Szöllösi von der Deutschen Gesellschaft, eine der Programmgestalterinnen:
"Deswegen haben wir uns gedacht, wir laden den Diego Amador ein, den sehr bekannten, er ist weltberühmt Jazzpianisten aus Sevilla ein, der einen Jazzflamenco spielt auf dem Klavier und nicht auf der Gitarre zum Beispiel. Es war uns sehr wichtig, in allem, was wir jetzt so anbieten, diese gängigen Klischees anzugehen."
Stereotypen und Klischees vom lustigen Zigeunerleben, mit denen auch die zehn Roma Künstler aus Spanien und Ungarn, die im Berliner Cervantes Institut ausstellen, konfrontiert werden. Der 1952 in Rumänien geborene Künstler Vanesco lebt in Sevilla:
"Was uns allen gemeinsam ist: Wir sind Künstler und Roma. Was uns allen nicht so gefällt, ist die Tatsache, dass wir nur ungern der payaso der Mehrheitsgesellschaft sind. Wenn ich von mir persönlich rede, ich bin Bildhauer und Maler. Wenn ich durch die Straßen gehe wird mir nachgepfiffen: Olé Cameron, Guitarrista! Vamonos! Bailamos! Olé tu! Eigentlich könnte man sich freuen und glücklich darüber sein, nur ich bin weder Tänzer noch Sänger noch sonst irgendwas, ich bin bildender Künstler, bin Maler und Bildhauer, aber hier sieht man, in den Köpfen der Menschen kann der Gitano oder Roma nix anderes wie tanzen und singen."
Die Ausstellung versteht sich als Kontrapunkt gegen vorherrschende simple Bilder, gegen positive und negative Diskriminierung. Dabei ist die Konzentration auf die beiden Länder nicht zufällig: In Spanien wie in Ungarn stellen die Roma einerseits einen romantisch - exotischen Hintergrund für Fremdenverkehrswerbung. Andererseits sind sie aber immer auch Aggressionen und Übergriffen ausgesetzt. Die tägliche Diskriminierung, die Verfolgung aus rassistischen Gründen ist auch ein Thema der künstlerischen Auseinandersetzung:
"In meiner Arbeit habe ich nie Wert auf Folklore gelegt, ich mach, was ich machen muss. Und hier zum Beispiel, zeige ich die Arbeit, das sind vier Bilder einer Aktion, der Titel ist Hasenjagd – Erinnerungen, als ich ein toter Hase war und die dazu auffordert, diese intolerante Einstellung zum Mitmenschen, egal welcher Rasse, diese sofort einzustellen. Und ich denke das gerade Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Neid, Hass sind die Treibhunde dieser unsinnigen Hasenjagd auf Menschen und das möchte ich hier zeigen und rausschreien."
Von der Tafel mit dem toten Hasen und den Kreidestrichen reicht das Spektrum weiter über das Ölbild vom gequälten Stier zum fotografischen Schwarz – Weiß – Porträt bosnischer Flüchtlinge. Der ungarisch-deutsche Medienkünstler André Jöni Raatzsch stellt eine Skulptur aus: ein Stuhl, Stricke, dahinter ein Fernsehmonitor. Der 34-Jährige hat bei der Auswahl der Werke mitgewirkt und versteht die Ausstellung als eine Plattform kreativer Positionen ganz unterschiedlicher Roma - Künstler:
"Eigentlich, das war Generation übergreifend, von den 70er-Jahren bis heute 2012, anschließend mit künstlerischen Werken und man kann sehen, wie unterschiedliche Generationen denken und wie sich das zusammenmischt, was hat sich weitervererbt und wie dieser Weg weiterführen kann."
In den letzten Jahren ist das Interesse an Roma-Kunst gewachsen: 1998 gab es in Berlin die Tage der Roma Kultur, 2006 gab es eine Präsentation junger Roma - Künstler in London, 2007 wurde ein Pavillon mit Roma Kunst auf der Biennale in Venedig eröffnet. Die Veranstaltungsreihe "An die Grenze gehen" geht aber über die Bildende Kunst und die Musik hinaus. So verbindet eine Theater Inszenierung unter dem Titel "Suche nach Herrn K." ein Roma Märchen zur Heimatlosigkeit nach Heimat mit Texten von Brecht, Lessing und Kafka. Auch hier soll ein altes Klischee hinterfragt werden, erzählt Ingeborg Szöllösi:
"Der Heimatlose oder der, der immer unterwegs ist, der sich als fahrender Mensch versteht, das sei ein Roma, das sei ein Rom, das ist nicht der Fall. Sie sind schon längst sesshaft und reisen nicht unbedingt in der Weltgeschichte herum, jedenfalls nicht mehr als wir anderen Völker."
Neben der Ausstellung, den Konzerten spanischer beziehungsweise ungarischer Roma-Musiker und den Theater- und Performanceveranstaltungen geht es auch in Vorträgen und Podiumsdiskussionen um die kulturelle Identität der Roma. Aber auch um steigende Diskriminierung und Ressentiments, um Integration und, so der Veranstaltungstitel, Europa, als Heimat der Sinti und Roma. Eine Heimat, in der, so der Künstler Vanesco vieles noch im Argen liegt:
"Jeden Moment, jeden Augenblick, jede Sekunde. Es werden Roma verfolgt, schikaniert, terrorisiert, unterdrückt. Kinder sind schwer krank, die Eltern, Hunde hausen besser, ich erlebe es selber, wie Menschen."
"Deswegen haben wir uns gedacht, wir laden den Diego Amador ein, den sehr bekannten, er ist weltberühmt Jazzpianisten aus Sevilla ein, der einen Jazzflamenco spielt auf dem Klavier und nicht auf der Gitarre zum Beispiel. Es war uns sehr wichtig, in allem, was wir jetzt so anbieten, diese gängigen Klischees anzugehen."
Stereotypen und Klischees vom lustigen Zigeunerleben, mit denen auch die zehn Roma Künstler aus Spanien und Ungarn, die im Berliner Cervantes Institut ausstellen, konfrontiert werden. Der 1952 in Rumänien geborene Künstler Vanesco lebt in Sevilla:
"Was uns allen gemeinsam ist: Wir sind Künstler und Roma. Was uns allen nicht so gefällt, ist die Tatsache, dass wir nur ungern der payaso der Mehrheitsgesellschaft sind. Wenn ich von mir persönlich rede, ich bin Bildhauer und Maler. Wenn ich durch die Straßen gehe wird mir nachgepfiffen: Olé Cameron, Guitarrista! Vamonos! Bailamos! Olé tu! Eigentlich könnte man sich freuen und glücklich darüber sein, nur ich bin weder Tänzer noch Sänger noch sonst irgendwas, ich bin bildender Künstler, bin Maler und Bildhauer, aber hier sieht man, in den Köpfen der Menschen kann der Gitano oder Roma nix anderes wie tanzen und singen."
Die Ausstellung versteht sich als Kontrapunkt gegen vorherrschende simple Bilder, gegen positive und negative Diskriminierung. Dabei ist die Konzentration auf die beiden Länder nicht zufällig: In Spanien wie in Ungarn stellen die Roma einerseits einen romantisch - exotischen Hintergrund für Fremdenverkehrswerbung. Andererseits sind sie aber immer auch Aggressionen und Übergriffen ausgesetzt. Die tägliche Diskriminierung, die Verfolgung aus rassistischen Gründen ist auch ein Thema der künstlerischen Auseinandersetzung:
"In meiner Arbeit habe ich nie Wert auf Folklore gelegt, ich mach, was ich machen muss. Und hier zum Beispiel, zeige ich die Arbeit, das sind vier Bilder einer Aktion, der Titel ist Hasenjagd – Erinnerungen, als ich ein toter Hase war und die dazu auffordert, diese intolerante Einstellung zum Mitmenschen, egal welcher Rasse, diese sofort einzustellen. Und ich denke das gerade Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Neid, Hass sind die Treibhunde dieser unsinnigen Hasenjagd auf Menschen und das möchte ich hier zeigen und rausschreien."
Von der Tafel mit dem toten Hasen und den Kreidestrichen reicht das Spektrum weiter über das Ölbild vom gequälten Stier zum fotografischen Schwarz – Weiß – Porträt bosnischer Flüchtlinge. Der ungarisch-deutsche Medienkünstler André Jöni Raatzsch stellt eine Skulptur aus: ein Stuhl, Stricke, dahinter ein Fernsehmonitor. Der 34-Jährige hat bei der Auswahl der Werke mitgewirkt und versteht die Ausstellung als eine Plattform kreativer Positionen ganz unterschiedlicher Roma - Künstler:
"Eigentlich, das war Generation übergreifend, von den 70er-Jahren bis heute 2012, anschließend mit künstlerischen Werken und man kann sehen, wie unterschiedliche Generationen denken und wie sich das zusammenmischt, was hat sich weitervererbt und wie dieser Weg weiterführen kann."
In den letzten Jahren ist das Interesse an Roma-Kunst gewachsen: 1998 gab es in Berlin die Tage der Roma Kultur, 2006 gab es eine Präsentation junger Roma - Künstler in London, 2007 wurde ein Pavillon mit Roma Kunst auf der Biennale in Venedig eröffnet. Die Veranstaltungsreihe "An die Grenze gehen" geht aber über die Bildende Kunst und die Musik hinaus. So verbindet eine Theater Inszenierung unter dem Titel "Suche nach Herrn K." ein Roma Märchen zur Heimatlosigkeit nach Heimat mit Texten von Brecht, Lessing und Kafka. Auch hier soll ein altes Klischee hinterfragt werden, erzählt Ingeborg Szöllösi:
"Der Heimatlose oder der, der immer unterwegs ist, der sich als fahrender Mensch versteht, das sei ein Roma, das sei ein Rom, das ist nicht der Fall. Sie sind schon längst sesshaft und reisen nicht unbedingt in der Weltgeschichte herum, jedenfalls nicht mehr als wir anderen Völker."
Neben der Ausstellung, den Konzerten spanischer beziehungsweise ungarischer Roma-Musiker und den Theater- und Performanceveranstaltungen geht es auch in Vorträgen und Podiumsdiskussionen um die kulturelle Identität der Roma. Aber auch um steigende Diskriminierung und Ressentiments, um Integration und, so der Veranstaltungstitel, Europa, als Heimat der Sinti und Roma. Eine Heimat, in der, so der Künstler Vanesco vieles noch im Argen liegt:
"Jeden Moment, jeden Augenblick, jede Sekunde. Es werden Roma verfolgt, schikaniert, terrorisiert, unterdrückt. Kinder sind schwer krank, die Eltern, Hunde hausen besser, ich erlebe es selber, wie Menschen."