Fischer-Verlag trennt sich von Monika Maron

"Das falsche Signal"

08:29 Minuten
Die Schriftstellerin Monika Maron sitzt bei einer Buchpräsentation vor einem Plakat mit Buchstaben.
Monika Marons Bücher wurden knapp 40 Jahre bei S. Fischer publiziert - jetzt führt ihre Verbindung zum Loschwitz Verlag zur Trennung. © imago images / VIADATA Erfurt
Jörg Magenau im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 19.10.2020
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Der S. Fischer Verlag trennt sich von Monika Maron, Hintergrund ist die politische Haltung der Autorin. Der Literaturkritiker Jörg Magenau findet die Entscheidung falsch und kritisiert sie deutlich - Maron sei eine wichtige Autorin, um rechte Positionen zu diskutieren.
Rund 40 Jahre hat der S. Fischer Verlag die Bücher von Monika Maron veröffentlicht, jetzt beendet er die Zusammenarbeit. Hintergrund ist die politische Haltung der Autorin, die in den vergangenen Jahren immer wieder mit rechten Meinungsäußerungen aufgefallen war.
"Man kann nicht bei S. Fischer und gleichzeitig im Buchhaus Loschwitz publizieren, das mit dem Antaios Verlag kooperiert", begründet der Verlag den Schritt. Marons Essayband "Krumme Gestalten, vom Wind gebissen" war im Frühjahr bei Loschwitz erschienen, hinter dem Antaios Verlag steht Götz Kubitschek, einer der Theoretiker der neurechten Szene.

Geschichten über die Ängste der Menschen

Die Entscheidung des Verlags, Maron ab Mitte 2021 nicht mehr zu verlegen, sei das falsche Signal, sagt der Literaturkritiker Jörg Magenau. Denn Maron sei "weder eine rassistische noch eine sexistische Autorin", auch wenn sie durchaus mit den Positionen der Neuen Rechten kokettiere.
"Sie verteilt diese Positionen in ihren Romanen auf verschiedene Figuren, spielt damit, thematisiert sie, setzt sich damit auseinander, zeigt aber damit auch auf literarischer Ebene, wo die wunden Punkte innerhalb der Gesellschaft sind und wo die Ängste von Menschen sind", sagt Magenau.

Autorin für den gesellschaftlichen Diskurs

Weil man rechte Positionen gesellschaftlich nicht ignorieren könne, sondern sich damit auseinandersetzen müsse, sei Maron eine wichtige Autorin: "Die eben nicht in dieses Spektrum gehört, die da auch nicht hineingehören darf, die sich mit ihren Positionen immer streitbar einmischt in unsere Debatten."
Die Trennung von Maron sei "Wasser auf die Mühlen genau der Leute, die sagen, man darf in Deutschland nie alles sagen, wir werden ausgegrenzt", meint der Literaturkritiker.
1981 hatte der Fischer-Verlag die Zusammenarbeit mit Maron begonnen, als er ihren in der DDR verbotenen Roman "Flugasche" veröffentlichte.
"Ich finde es auch ein bisschen degoutant, wenn ein Verlag, der eine Autorin 39 Jahre lang publiziert hat und der sie als Exil-Autorin in seinen Reihen begrüßt hat - denn nichts anderes war eine Publikation in der Bundesrepublik - sich jetzt daran stößt", so Magenau. Über Maron könne man politisch streiten, und ein Verlag wie Fischer müsse dafür sorgen, "dass das in seinen Reihen möglich bleibt".
(mle)
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