Finale im American Football

Verrückt aber spannend

02:53 Minuten
Blick auf eine Wand im Bayfront Park in Miami auf der zwischen Palmen die Quarterbacks der Kansas City Chiefs und der San Francisco 49ers abgebildet sind.
Kraftvolles „Umrempeln“ des Gegners und wirre Zick-Zack-Läufe der Spieler entwickeln beim Super Bowl eine besondere Faszination. © imago images / ZUMA Press / Mike Stocker
Von Matthias Thiel · 02.02.2020
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Zum jährlichen Super Bowl treffen sich Footballfans wieder zum Rudelgucken. Während Männer mit vergittertem Helm also einem eiförmigen Ball hinterherlaufen, berauschen sich weltweit Millionen Menschen an dem TV-Spektakel. Eine Glosse.
Schon verrückt, diese Footballer: Sie snapen, blitzen und sacken, sie spielen mit Vollkörperschutz und vergittertem Helm. Sie zählen zwei, drei, sechs oder sieben Punkte. Am Rand wirbeln gefühlt 555 Trainer und Betreuer pro Mannschaft rum.
Der Footballer wirft mit ovalen Eiern, trägt diese auch gerne über das Feld hin und her, ganz liebevoll im angewinkelten Arm an die Brust gedrückt. Manchmal schießt er diese Dinger per Fuß auch durch zwei hohe Pfosten kurz vor dem Stadionausgang. Und dann rennen die sich gegenseitig um, rammen sich krachend in den Rasen, werfen sich aus vollem Lauf dem Gegner klammernd um Thorax oder untere Extremität und verletzten sich dabei häufig.
Der San Francisco 49ers Running Back Raheem Mostert (31) feiert einen Touchdown in der ersten Hälfte der NFC-Meisterschaft. Mosert lief über 220 Yards und vier Touchdowns. Die 49er besiegten die Green Bay Packers und stehen damit im Finale des Super Bowls.
Der Running Back der San Francisco 49ers Raheem Mostert feiert seinen Touchdown gegen die Greenbay Packers.© imago images / UPI Photo / Bruce Gordon
Sieben Schiedsrichter werfen ab und zu mit gelben Taschentüchern, die Trainer sogar mit roten. Es gibt keinen Torwart, trotzdem dürfen nicht alle Spieler alles. Vor allem wird bestraft, wer sich zu früh bewegt.
Sie stellen irrsinnige absurde Spielstatistiken auf, zählen alles und jeden, stecken sich überdimensionale Ringe an den Finger, wenn sie das Endspiel gewinnen. Bei dem Besten reicht schon eine Hand nicht mehr dafür. Er spielt noch mit über 40 und hat sechs Klunkern geholt. Immer neue Rekorde braucht diese Footballmaschinerie.

Viel Geld machen als Sinn und Zweck

Und immer wieder diese Spielunterbrechungen mit intensiven Diskussionen darüber, ob das Ei sicher gefangen ist oder das Knie den Boden berührt hat. Klar, Pausen für die Werbung im amerikanischen Fernsehen, irgendwoher müssen ja die Millionen kommen. American Football – ein Riesenwirtschaftsunternehmen der Unterhaltungsindustrie. Einziger Sinn und Zweck dieser Veranstaltung ist, viel Geld machen.
Die Regeln sind kompliziert. Ein Fachmann hat sie mir mal sehr geduldig erklärt. Plötzlich öffnete sich eine höchst abwechslungsreiche Welt mit komplexen Regeln, die dann doch ganz logisch sind. Übrigens, doof darf der Footballer nicht sein. Mehrere hundert sehr unterschiedliche Spielzüge muss er kennen. Das bringt viel Überraschung für den Fan und alles ist höchst spannend.

Gerne live dabei

Ich gebe es zu: Kraftvolles "Umrempeln" des Gegners und wirre Zick-Zack-Läufe der Spieler entwickeln eine besondere Faszination. Außerdem lässt es sich so herrlich darüber unterhalten, ob der Head-Coach seinem Quarterback gerade das richtige Play angesagt hat, zum Beispiel den Double Wing Sweep. War es das? Erklärungen heute Nacht beim Footballfinale: Super Bowl in Miami. Ja, es stimmt, ich wäre gerne live dabei. Schon verrückt.
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