"Final Fantasy"-Treffen in Frankfurt

Leiden für die Leidenschaft

Die kostümierten Fans von "Final Fantasy XIV" in Frankfurt
Die kostümierten Fans von "Final Fantasy XIV" in Frankfurt © Foto: Juli Rutsch
Von Juli Rutsch · 20.02.2017
Sie leben in einer digitalen Parallelwelt mit Magiern, Fabelwesen und Kriegern. Fans des Computer-Rollenspiels "Final Fantasy" kennen sich normalerweise nur aus dem Internet, wenn sie in die Schlacht ziehen. Jetzt haben sie sich zum ersten Mal in Deutschland getroffen.
Ein Ritter der Dunkelheit rückt seine schwarze Rüstung zurecht. Das Kostüm ist versehen mit rotlackierten Stacheln. Der Panzer bedeckt den ganzen Körper. Das Laufen fällt Kai schwer. Viel Bewegungsfreiheit hat er in seiner Rüstung nicht:
"Beim Einatmen ist mir auch schon was kaputt gegangen, weil die sehr eng anliegt. Ich kann mich kaum bücken. Nach vorne beugen geht gar nicht, sitzen ist No-Go. Und ich brauche auch Hilfe, ich kriege die alleine nicht ausgezogen. Angefangen habe ich vor fünf Monaten. Fertig geworden bin ich heute Nacht um 2 Uhr."
Wer auffallen will, muss leiden. Als Magier, Gladiator, Göttin oder Samurai über die Messe zu laufen, ist anstrengend. Nur die wenigsten können sich hinsetzen. Einige schaffen es nicht mal alleine auf die Toilette. Und so ein Messetag kann lang werden. Etwa dann, wenn man mit 60 anderen Fabelwesen in einer Schlange ansteht. Sie warten darauf, ihr selbsterschaffenes Werk von einer Jury bewerten zu lassen. So wie Christiane. Sie zupft gerade ihren hellgrauen Bart zurecht, der ihr bis zum Boden reicht. Mit Schminke hat sie ihre Gesichtszüge altern lassen. Auf dem Kopf eine gigantische Mitra. Dazu eine reichverzierte, schwere weiße Robe. Ihr Kostüm erinnert an den Magier Gandalf aus Herr der Ringe. Die 28-jährige kommt extra aus Köln. Derzeit macht sie eine Ausbildung zur Mechatronikerin. Heute will sie auf die Bühne – den Fans ihr Kostüm präsentieren:
"Es ist eine gigantische Halle nur voller Leute, die alle das gleiche Interesse haben. Das ist schön. Egal, wo man hingeht, alle Leute verstehen diese Begeisterung, man sieht hier unglaubliche Kostüme, das heißt, man kann sich ein Wochenende so ganz in diese schöne Welt von Eorzea vertiefen und das ganze Programm dazu genießen."
Eorzea ist die Welt von "Final Fantasy 14". So viele Titel hat die Hauptserie schon hervorgebracht. Jeder erzählt seine ganz eigene Geschichte mit eigenen Charakteren. Sie leben in mittelalterlich geprägten Welten, die auf hochtechnisierte Elemente zurückgreifen.

Ein besonders fettes Huhn

Nach Christiane wackelt eine junge Engländerin vor die Jury. Sie hat sich in ein übergroßes Hühner-Kostüm gezwungen. Jede der über Tausend gelben Filz-Federn hat sie selbst ausgeschnitten. Bis die Finger blutig waren, erzählt sie der Jury. Und die scheint begeistert:
"I love it. Wir bewerten gerade den Kostümwettbewerb und vor uns steht ein fetter Chocobo. Das ist das Reittier in Final Fantasy. Das sind diese großen flauschigen gelben Hühner. Und das ist ein besonders fettes Huhn und sie ist komplett in so nem fetten flauschigen Federdings. (Huhn macht Geräusch). Oh ja, hört sich original an wie im Spiel."
Eine der Juroren: Svetlana Quint. Sie kommt aus Nürnberg und ist eine der erfolgreichsten Cosplayerinnen. Cosplay, das ist der japanische Trend, Figuren aus Computerspielen oder Mangas originalgetreu nachzustellen. Svetlana ist mittlerweile so erfolgreich, dass sie sich ihr eigenes Business aufgebaut hat. Sie verkauft eigene Bücher und Anleitungen für Kostüme im Netz. Ihr erstes eigenes Werk hat sie vor 13 Jahren geschneidert:
"Als ich damals mit Cosplay angefangen habe und alle starrten mich so an: Aha, okay, naja. Das war ein bisschen komisch. Aber da kommt man eigentlich schnell damit zurecht und vor allem, wenn die Leute einen natürlich erkennen und sagen: Hey, ich hab das gleiche Set auch. Und hey, mein Charakter sieht aus wie du. Das ist dann natürlich was ganz besonderes. Und vor allem findet man dann natürlich auch Gleichgesinnte."

Digitale Freunde treffen sich in der realen Welt

Es geht auf dem Festival darum, Freunde zu treffen. Digitale Freunde, die sich sonst nur über das Spiel kennen. Aus Malaysia, Japan, England, Italien, Deutschland und vielen anderen Ländern sind sie angereist. Um sich zum ersten Mal in der vermeintlich realen Welt gegenüberzustehen. Doch die spielt sich weiter in der Fantasie ab. Die Spieler sprechen sich mit ihren selbstgewählten Ingame-Namen an, nicht dem eigentlichen Vornamen. Und sie lernen sich in Kostümen kennen – Gesichter sind nicht immer zu erkennen. So wie bei Christiane, die es in die nächste Runde geschafft hat und jetzt hinter der Bühne steht.
Showtime. Die finalen 30 Cosplayer dürfen nun ihr Kostüm präsentieren. Gegenüber den Fans in der Halle und den Fans weltweit - über den zugeschalteten Live-Stream. Christiane mit ihrem Papst-Gewand hat es geschafft. Sie gewinnt in der Kategorie: "Einzigartigstes Design". Weltweit ist sie die erste, die je den Papst Thordan imitiert hat.
Damit ist sicher: Ihr werden an diesem Wochenende noch viele Fans auf die Schulter tippen und nach einem Foto verlangen.
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