Filmstandort Deutschland: Alles auf Anfang?
Mit dem Medienforum 2005 in Berlin hat am Donnerstag auch die Medienwoche 2005 begonnen, bei der es neben der Fußballweltmeisterschaft vor allem um den Filmstandort Deutschland geht. Angesichts der bevorstehenden Neuwahlen diskutierten Politiker und Vertreter der Filmbranche unter dem Motto "Alles auf Anfang" über die "film- und medienpolitischen Konzepte der Parteien".
Der deutschen Filmwirtschaft fehlt Geld. Und deshalb lassen sich viele Produktionen auch nicht international verwerten. Dabei wird gerade hierzulande der Film zwar als Kulturgut wahrgenommen, was auch richtig ist, aber zu wenig als Wirtschaftsgut. Denn die Filmbranche ist beschäftigungsintensiv und verzeichnet einen großen Multiplikatoreffekt. D.h. für jeden Euro, der in eine Filmproduktion investiert wird, entstehen zwischen 1,7 bis vier Euro an Bruttosozialprodukt. Kanada z.B. hat daher Anfang der 90er Jahre ein Steueranreizsystem für Filmproduktionen eingeführt. Rund 80.000 neue Arbeitsplätze sind so entstanden. Und auch einige europäische Staaten wie Großbritannien und Irland haben ähnliche Systeme, worauf der Unternehmensberater Michael Paul in seinem Eröffnungsreferat verwies.
Michael Paul: "Irland - Die haben mal angefangen mit sechs Filmen und 14 Millionen Euro an Produktionsvolumen. Und lagen Anfang dieses Jahrzehnts schon bei 175 Filmen, die teilweise zumindest dort gedreht wurden und 139 Millionen. D.h. da sind ganz neue Industriekerne entstanden. "
Bei den Steueranreizsystemen, für die die deutschen Produzenten jetzt auch hierzulande kämpfen, gibt es zwei Modelle: Zum einen die klassische Subvention. Dabei kann ein Produzent Löhne und Honorare für eine Filmproduktion im eigenen Land beim Finanzamt teilweise absetzen, in Form von Rückerstattung von Lohnsteuern oder direkten Subventionen. Das zweite Modell ist ein Steuerkreditmodell. Auch hier kann der Produzent Löhne und Honorare beim Finanzamt geltend machen. Allerdings bekommt er vom Staat das Recht auf Abschreibung dieser Aufwendungen, die er an andere verkaufen kann, z.B. über Filmfonds. Dort können Anleger sich einkaufen und ihre eigene Steuerlast senken. Auch in Deutschland gibt es Filmfonds. Allerdings fließt noch immer das meiste Geld daraus nach Hollywood, weil dort die Renditen höher sind und es keine Verpflichtung gibt, dass das Geld für deutsche Filme ausgegeben werden muss. Finanzminister Hans Eichel sperrt sich gegen eine solche Regelung, weil er Steuerrückgänge befürchtet. Bernd Neumann, der medienpolitische Sprecher der CDU hingegen, begrüßt zwar grundsätzlich ein Modell, nachdem mindestens 35 Prozent der Gelder in deutsche Filme fließen müssen. Aber ...
Bernd Neumann: "Es ist ja nicht so, dass die bisherigen Medienfonds gar nichts gebracht haben. Das war die Gefahr der Diskussion. Dass beim Eichel hängen blieb: Die bringen ja so wieso nichts. Alles Geld geht nach Hollywood. Das ist nicht wahr. 150 Millionen aus den Filmfonds sind auch in deutsche Produktionen gegangen. Ich glaube nicht, dass wir es im Rahmen der Diskussion durchsetzen werden, diese direkte Subvention einzuführen. "
Der von der Regierung angekündigte Risikokapitalfond mit insgesamt 90 Millionen Euro für die Filmwirtschaft, hält Neumann für eine Alibiveranstaltung. Zumal noch nicht einmal klar ist, wie diese staatliche Förderung vergeben werden soll. Eckhardt Barthel hingegen, Kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, sieht in dem Risikokapitalfond eine echte Chance für die Filmbranche.
Eckhardt Barthel: "Das ist ja kein endgültiges Modell. … Er ist auf drei Jahre begrenzt. … Es soll überlegt werden, wie daraus erstens auch privates Kapital damit eingebaut werden kann. Also öffentlich-private Filmfonds zu machen. Mit dem letzten Ziel mehr privates Kapital in die Branche hineinzubringen. "
Auf Geld setzt auch Oliver Passek von den Grünen. Bei der Verbesserung der finanziellen Mittel denkt er vor allem daran, dass künftig noch mehr Institutionen und Unternehmen in die verschiedenen Filmförderungsfonds von Bund und Ländern einzahlen sollen.
Oliver Passek: " Und wir müssen die Sender ... in die Pflicht nehmen, in die entsprechenden Förderungen auch auf Länderebene einzuzahlen. Und ich denke, da kommen neue Ansprechpartner hinzu. Die Digitalplattformen werden an Bedeutung gewinnen, Kabel-Deutschland, Premiere, die auch vom Deutschen Film profitieren. Es wird zukünftig über digitale und mobile Vertriebswege werden die Telekom-Unternehmen auch von deutschen Filminhalten profitieren. Und auch die müssen irgendwo in die Pflicht genommen werden."
Pflicht hin, Steueranreizmodell her. Carl Woebken, der neue Chef von Studio Babelsberg ärgert sich, dass Steven Spielberg seinen nächsten Film nicht wie angedacht in Babelsberg dreht, sondern in Ungarn. Da dort nicht nur die Personalkosten wesentlich geringer sind, sondern auch Steuervorteile winken. Aber er glaubt, dass die Diskussion über Steueranreizmodell am eigentlichen Problem vorbeiführt.
Carl Woebken: "Die Wurzel des Übels liegt ja im Handelsgesetzbuch, wo Aktivierungsverbot besteht. Letztendlich aus Gläubigerschutz. Das macht man bei Software genau so. … Das ist eine Gesetzgebung, die meines Wissens aus Bismarcks Zeiten kommt. Die aber auch einzigartig in der Welt ist. Das ist auch mit ein Grund, warum diese ganzen Medienfonds entstanden sind. Mit dieser aberwitzigen Situation, dass es nur um Steuern sparen geht und nicht um die Förderung der Filmwirtschaft. "
Einig waren sich im Großen und Ganze alle, dass es einerseits darum gehen müsse, nicht nur deutsche Produktion hier zu behalten, sondern auch ausländischen Produzenten Anreize zu geben, hierzulande zu produzieren. Doch dazu bedarf es der Zusammenarbeit aller Kräfte, wie Bernd Neumann von der CDU betont.
Bernd Neumann: "Wir sind da Einzelkämpfer. Es ist wahr. Und wenn wir nicht zusammenhielten, kriegen wir gar nichts raus. Die diskutieren da ganz was anderes. Und wenn sie mit den Summen kommen, was da eingebracht wird, da kommt ihnen Herr Eichel mit ganz anderen Summen. … Und leider, leider ist die Lobby da ziemlich gering. "
Michael Paul: "Irland - Die haben mal angefangen mit sechs Filmen und 14 Millionen Euro an Produktionsvolumen. Und lagen Anfang dieses Jahrzehnts schon bei 175 Filmen, die teilweise zumindest dort gedreht wurden und 139 Millionen. D.h. da sind ganz neue Industriekerne entstanden. "
Bei den Steueranreizsystemen, für die die deutschen Produzenten jetzt auch hierzulande kämpfen, gibt es zwei Modelle: Zum einen die klassische Subvention. Dabei kann ein Produzent Löhne und Honorare für eine Filmproduktion im eigenen Land beim Finanzamt teilweise absetzen, in Form von Rückerstattung von Lohnsteuern oder direkten Subventionen. Das zweite Modell ist ein Steuerkreditmodell. Auch hier kann der Produzent Löhne und Honorare beim Finanzamt geltend machen. Allerdings bekommt er vom Staat das Recht auf Abschreibung dieser Aufwendungen, die er an andere verkaufen kann, z.B. über Filmfonds. Dort können Anleger sich einkaufen und ihre eigene Steuerlast senken. Auch in Deutschland gibt es Filmfonds. Allerdings fließt noch immer das meiste Geld daraus nach Hollywood, weil dort die Renditen höher sind und es keine Verpflichtung gibt, dass das Geld für deutsche Filme ausgegeben werden muss. Finanzminister Hans Eichel sperrt sich gegen eine solche Regelung, weil er Steuerrückgänge befürchtet. Bernd Neumann, der medienpolitische Sprecher der CDU hingegen, begrüßt zwar grundsätzlich ein Modell, nachdem mindestens 35 Prozent der Gelder in deutsche Filme fließen müssen. Aber ...
Bernd Neumann: "Es ist ja nicht so, dass die bisherigen Medienfonds gar nichts gebracht haben. Das war die Gefahr der Diskussion. Dass beim Eichel hängen blieb: Die bringen ja so wieso nichts. Alles Geld geht nach Hollywood. Das ist nicht wahr. 150 Millionen aus den Filmfonds sind auch in deutsche Produktionen gegangen. Ich glaube nicht, dass wir es im Rahmen der Diskussion durchsetzen werden, diese direkte Subvention einzuführen. "
Der von der Regierung angekündigte Risikokapitalfond mit insgesamt 90 Millionen Euro für die Filmwirtschaft, hält Neumann für eine Alibiveranstaltung. Zumal noch nicht einmal klar ist, wie diese staatliche Förderung vergeben werden soll. Eckhardt Barthel hingegen, Kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, sieht in dem Risikokapitalfond eine echte Chance für die Filmbranche.
Eckhardt Barthel: "Das ist ja kein endgültiges Modell. … Er ist auf drei Jahre begrenzt. … Es soll überlegt werden, wie daraus erstens auch privates Kapital damit eingebaut werden kann. Also öffentlich-private Filmfonds zu machen. Mit dem letzten Ziel mehr privates Kapital in die Branche hineinzubringen. "
Auf Geld setzt auch Oliver Passek von den Grünen. Bei der Verbesserung der finanziellen Mittel denkt er vor allem daran, dass künftig noch mehr Institutionen und Unternehmen in die verschiedenen Filmförderungsfonds von Bund und Ländern einzahlen sollen.
Oliver Passek: " Und wir müssen die Sender ... in die Pflicht nehmen, in die entsprechenden Förderungen auch auf Länderebene einzuzahlen. Und ich denke, da kommen neue Ansprechpartner hinzu. Die Digitalplattformen werden an Bedeutung gewinnen, Kabel-Deutschland, Premiere, die auch vom Deutschen Film profitieren. Es wird zukünftig über digitale und mobile Vertriebswege werden die Telekom-Unternehmen auch von deutschen Filminhalten profitieren. Und auch die müssen irgendwo in die Pflicht genommen werden."
Pflicht hin, Steueranreizmodell her. Carl Woebken, der neue Chef von Studio Babelsberg ärgert sich, dass Steven Spielberg seinen nächsten Film nicht wie angedacht in Babelsberg dreht, sondern in Ungarn. Da dort nicht nur die Personalkosten wesentlich geringer sind, sondern auch Steuervorteile winken. Aber er glaubt, dass die Diskussion über Steueranreizmodell am eigentlichen Problem vorbeiführt.
Carl Woebken: "Die Wurzel des Übels liegt ja im Handelsgesetzbuch, wo Aktivierungsverbot besteht. Letztendlich aus Gläubigerschutz. Das macht man bei Software genau so. … Das ist eine Gesetzgebung, die meines Wissens aus Bismarcks Zeiten kommt. Die aber auch einzigartig in der Welt ist. Das ist auch mit ein Grund, warum diese ganzen Medienfonds entstanden sind. Mit dieser aberwitzigen Situation, dass es nur um Steuern sparen geht und nicht um die Förderung der Filmwirtschaft. "
Einig waren sich im Großen und Ganze alle, dass es einerseits darum gehen müsse, nicht nur deutsche Produktion hier zu behalten, sondern auch ausländischen Produzenten Anreize zu geben, hierzulande zu produzieren. Doch dazu bedarf es der Zusammenarbeit aller Kräfte, wie Bernd Neumann von der CDU betont.
Bernd Neumann: "Wir sind da Einzelkämpfer. Es ist wahr. Und wenn wir nicht zusammenhielten, kriegen wir gar nichts raus. Die diskutieren da ganz was anderes. Und wenn sie mit den Summen kommen, was da eingebracht wird, da kommt ihnen Herr Eichel mit ganz anderen Summen. … Und leider, leider ist die Lobby da ziemlich gering. "