Filmreihe "Im Auftrag des Fernsehens der DDR"

Ein anderer Blick in ein vergangenes Land

08:32 Minuten
In einem Labor stehen stehen zwei Männer, einer liest in Papieren. Neben ihnen sitzt eine Frau.
Gefangen in den Widersprüchen der DDR: Der Arzt und Chemiker Joachim Kippenberg (l.) schwankt zwischen Idealen und Anpassung. © DRA / Walter Laaß
Thomas Beutelschmidt im Gespräch mit Christine Watty · 01.10.2019
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Das Fernsehen der DDR hat seit Beginn der 70er-Jahre mehr als 400 Filme und Serien produziert. Dabei wurde der Blick auch auf gesellschaftliche Widersprüche gerichtet. Eine Reihe im Zeughauskino zeigt nun zehn solcher Filme.
Mit Blick auf den Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober und das 30-jährige Jubiläum des Mauerfalls am 9. November werden nicht selten Filme bemüht, um die Erinnerung an die Geschichte wach zu halten. Gemeint sind dabei zumeist Kinofilme.
Im Berliner Zeughauskino startet heute eine Reihe mit Filmen aus dem Fernsehen der DDR. Diese sind durchaus geeignet, die konventionellen Vorstellung von Repression und Widerstand zu durchkreuzen, oder können zumindest dabei helfen, das Leben in der DDR differenzierter zu betrachten.

Kapazitäten der DEFA genutzt

Es hat viele Produktionen für das DDR-Fernsehen gegeben, erläutert der Kurator der Reihe, der Medienhistoriker Thomas Beutelschmidt. Dabei sei auf die Kapazitäten der DEFA zurückgegriffen worden, die 470 Filme und Serien für das Fernsehen produzierte. Denn das Fernsehen der DDR stand in Konkurrenz zu den Programmen von ARD und ZDF aus dem Westen.
Ein Liebespaar schaut sich in einem Bahnhof an. 
Ein vergangenes Milieu: In dem Fernsehfilm "Tull" wird die DDR der Arbeiter dargestellt.© DRA / Gudrun Hensling
Hintergrund war der Umschwung in der Staatsführung der DDR – Anfang der 70er-Jahre folgte auf die Ulbricht – die Honecker-Fraktion. Dies ging einher mit einer kulturellen Öffnung. Symbol dafür sei unter anderem der Fernsehturm in Berlin gewesen, der es ermöglichte, mehrere Programme und zudem auch in Farbe zu senden, erläutert Beutelschmidt.

Ungewöhnliche Perspektiven

Dadurch hätten die Redaktionen auch mehr Freiräume erhalten. Die Grenzen konnten damit weiter "nach vorne verschoben" werden. Dabei wurden auch gesellschaftliche Widersprüche abgebildet – so auch in den Filmen "Kippenberg" und "Tull", die in der Filmreihe gezeigt werden. So liefert der Film "Tull" beispielsweise die Persönlichkeitsstudie eines ungewöhnlich sperrigen, eigenwilligen Arbeiters. In seiner Komplexität unterscheidet er sich deutlich von den typischen Helden- und Arbeiterfiguren anderer DDR-Darstellungen.
Die jetzige Auswahl von zehn Filmen solle "ein Bild auf diese DDR geben, die verloren gegangen ist, durch die Transformation und die letzten 30 Jahre".
Außerdem sollen Ostzuschauer die Möglichkeit haben, noch einmal eine Erfahrungsgemeinschaft nachzuvollziehen, wie es vor 40, 50 Jahren war. Und Menschen, die im Westen sozialisiert worden sind, gebe die Reihe die Möglichkeit eines Einblicks in eine "Lost World".
(rzr)

Filmreihe: "Im Auftrag des Fernsehens der DDR"
Vom 1. Oktober bis 3. November im Zeughauskino, Unter den Linden 2, 10117 Berlin

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