Filmemacher kritisieren Berlinale-Leitung

"Wir wollen einen Neuanfang"

Berlinale-Direktor Dieter Kosslick auf den 67. Internationalen Filmfestspielen in Berlin, 2017, bei der Premiere des Films "Logan".
Muss Berlinale-Direktor Dieter Kosslick bald seinen Hut nehmen? © dpa-Zentralbild
Regisseur Christoph Hochhäusler im Gespräch mit Timo Grampes · 24.11.2017
Das "Who is Who" des deutschen Films – darunter Maren Ade, Fatih Akin und Andreas Dresen – fordert einen Neuanfang für die Berlinale. Die neue Leitung müsse eine Vision davon haben, "wo das Weltkino heute steht", sagt Regisseur Christoph Hochhäusler, der ebenfalls zu den Unterzeichnern der Erklärung zählt.
Die Liste der Unterzeichner ist länger als die auf "Spiegel Online" veröffentlichte Erklärung selbst: Maren Ade, Fatih Akin, Doris Dörrie, Dominik Graf, Christoph Hochhäusler, Volker Schlöndorff und Rosa von Praunheim – das sind nur einige der fast 80 Filmemacher, die von einer "Neubesetzung der Leitung" als Chance sprechen, die Berlinale "programmatisch zu erneuern und zu entschlacken".

Unser Gespräch mit Dieter Kosslick dazu:

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Berlinale-Neustart ohne Kosslick

Was vorsichtig formuliert ist, kann als Angriff auf Dieter Kosslik verstanden werden, der das Berliner Filmfestival bereits seit 2001 leitet. "Der Zweck dieses Briefes ist es zu sagen: Die Ära Kosslick, wenn sie endet, soll dann wirklich enden. Und es soll danach einen Neuanfang geben", sagt Regisseur Christoph Hochhäusler – und zwar ganz klar: ohne Festivalleiter Kosslick.
Der Regisseur Christoph Hochhäusler posiert am 24.07.2013 in Köln (Nordrhein-Westfalen) bei einem Fototermin bei Dreharbeiten zum Kinofilm "Lichtjahre".
Der Regisseur Christoph Hochhäusler © Henning Kaiser / dpa
Denn die Berlinale habe zurzeit "nicht das Profil, das sie eigentlich haben könnte. Man weiß nicht, was sie eigentlich erzählt. Es werden aus meiner Sicht viel zu viele Filme gezeigt. Im Gesamtbild entsteht ein sehr unscharfer Eindruck." Letztlich fehle jemand, der eine Vision davon habe, "wo das Weltkino heute steht".

Berlinale fehle das "künstlerische Herz"

Um diesen Visionär zu finden, möchten die Unterzeichner der Erklärung eine "internationale, zu gleichen Teilen mit Frauen und Männern besetzte Findungskommission" einsetzen lassen. Mit einer neuen Leitung könne das Berliner Festival dann "auf Augenhöhe mit Cannes und Venedig" in die Zukunft geführt werden.
Dieter Kosslick sei "ein hervorragender Manager", der Sponsoren werben und die Berlinale "sehr gut" organisieren könne, sagt Hochhäusler. "Aber das künstlerische Herz, das fehlt dieser Veranstaltung."
(lk)
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