Filme der Woche

Verbotene Liebe und löchrige Kondome

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Sophie Marceau als Elsa in dem Film "Ein Augenblick Liebe" © picture alliance / dpa / Foto: Roger Do Minh/Pathe Distribution/Alamode Film
Von Jörg Taszman · 07.08.2014
Elsa will nichts mit einem verheirateten Mann anfangen, Pierre will nicht fremdgehen. Nur schlecht, dass sich beide Hals über Kopf ineinander verlieben. Im zweiten "Film der Woche" manipuliert ein Priester Kondome, um die Geburtenrate zu steigern.
"Ein Augenblick Liebe"
"Une rencontre" also eine Begegnung so heißt dieser Film im französischen Original und man ist gespannt auf diese Begegnung zwischen Sophie Marceau, der in Frankreich immer noch beliebtesten Schauspielerin und Francois Cluzet, der, seit er einen querschnittsgelähmten Industriellen in "Ziemlich Beste Freunde" spielte, auch außerhalb Frankreichs zum Star wurde.
"Zwei Stars spielen Liebe" wäre der treffendere Titel für diese romantische Komödie á la Française gewesen. Sie – Elsa – ist eine erfolgreiche Schriftstellerin und geschiedene, alleinerziehende Mutter. Er – Pierre – ist erfolgreicher Anwalt und seit 15 Jahren glücklich verheiratet. Man trifft sich auf einer Buchmesse und der Funke springt aber so was von schnell herüber, dass man als Zuschauer nicht mehr mitkommt. Auf der Suche nach einem gemeinsamen Joint auf einer öden Party, kommt es zu sehnsüchtigen Berührungen und ersten Küssen.
Aber die Handynummern werden nicht getauscht. Zu Robbie Williams "Feel" spielt Regisseurin Liza Azuelos in knapp drei Minuten durch, was folgen könnte: heimliche Sms, heiße Liebesnächte, Tränen, Streit und Scheidung. Aber das bleibt alles nur ein Traum. Elsa und Pierre wollen das nicht, sie warten ab und vertrauen tapfer auf den Zufall weiterer Begegnungen. Außerdem sind beide moralisch integer. Sie will nichts mit einem verheirateten Mann beginnen, er auf keinen Fall fremdgehen.
"Ein Augenblick Liebe" ist trotz hübscher Momente, witziger Dialoge und einer wohltuenden Kürze von knapp 75 Minuten (ohne Abspann) leider ein Film, der sich nichts traut. Die Leidenschaft, das Verlangen, das Sehnen bleiben pure Behauptung. Francois Cluzet als charmanter Frauenschwarm bleibt unterfordert. Sophie Marceau spielt auf Nummer sicher. Immer lächelnd, etwas exaltiert, perfekt in Szene gesetzt aber dabei viel zu glatt.
Liza Azuelos setzt auf nur einen einzigen Regieeinfall, das Vortäuschen, Fantasieren einer Liebe, die nicht sein darf. So kann sie Liebesszenen drehen, die nur unterstreichen dass Cluzet und Marceau als Leinwandpaar durch falsche Küsse im Gegenlicht nicht funktionieren. Aber warum diese Liebe nicht sein darf oder warum die Utopie einer nicht vollzogenen Liebe schön sein kann, beantwortet die Regisseurin niemals überzeugend. Schade, denn romantische Komödien im Sommer wären ein schönes Kontrastprogramm zu den Materialschlachten aus Hollywood.
"Ein Augenblick Liebe"
Frankreich, 2014,Original: "Une Recontre"
von Lisa Azuelos, mit François Cluzet und Sophie Marceau
Trailer zum Film
"Gott verhüte!"
Fabijan ein junger, katholischer Priester in einer idyllischen dalmatinischen Kleinstadt am Meer sorgt sich um die Geburtenrate. Es gibt zu wenig Kinder. Schuld daran sind die Kondome, wie ihm Peter erklärt, der in seinem Zeitungskiosk weit mehr Kondome als Zeitungen verkauft. Zusammen mit einem nationalistischen Apotheker planen alle drei nur noch vorher mit einer Nadel durchstochene Kondome unter die Männer zu bringen. Die Schwangerschaftsrate steigt, aber alle unmoralischen und pikanten Geheimnisse des Ortes drohen aufzufliegen und den Frieden nachhaltig zu stören. Es kommt zu Zwangsheiraten und ungewollten Schwangerschaften Minderjähriger.
Vinko Brešan versteht es erneut, deftigen Humor originell zu bebildern und mit viel Ironie und einer Prise Sarkasmus Bigotterie, Verlogenheit und Nationalismus aufs Korn zu nehmen. Er verfügt über ein ideales Timing der Gags und scheut sich nicht, auf populäres Unterhaltungskino zu setzen. Was als brüllend komische Farce beginnt wird zunehmend ernster und wartet am Ende sogar mit einer Überraschung auf.
Mit dieser spannenden, originellen Gratwanderung konnte der kroatische Erfolgsregisseur in seiner Heimat einen Riesenhit landen und erreichte auch die Zuschauer in Brasilien. Sehr originell ist übrigens der deutsche Verleihtitel "Gott verhüte!". Im Original heißt der Film: Die Kinder des Priesters.

"Gott verhüte!"
Kroatien, 2012, Original: "Svecenikova Djeca"
von Vinko Bresan, mit Krešimir Mikić, Nikša Butijer, Marija Škaričić, Dražen Kühn
Trailer zum Film

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