Filme der Woche

Süßlich und genau richtig

Der Film kommt am 21.08.2014 ins Kino. ACHTUNG: Verwendung nur für redaktionelle Zwecke im Zusammenhang mit der Berichterstattung über diesen Film und nur mit Urheber-Nennung Foto: Anke Neugebauer/NFP.
Francois Goeske als Tom und Hannelore Elsner als seine Oma Wally in "Besser als Nix" © picture alliance / dpa / Anke Neugebauer / NFP
Von Peter Claus · 21.08.2014
In "Madame Mallory und der Duft von Curry" flieht eine indische Familie nach Frankreich und versucht ihr Glück in der Gastronomie - hübsch anzuschauen, aber seicht. "Besser als Nix" ist die Geschichte eines ziellosen Jugendlichen, der sich als Bestatter versucht, ist dagegen ein Erlebnis.
Wer's süßlich mag, wird von der Romanverfilmung "Madame Mallory und der Duft von Curry" bestens bedient. Regisseur Lasse Hallström und seine Hauptdarsteller – die Engländerin Hellen Mirren und der Inder Om Puri – servieren lustvoll überschäumende Gefühle. Der Hintergrund der Romanze ist ernst: Eine indische Familie muss die Heimat verlassen und nach Europa gehen. In einem kleinen Ort in Südfrankreich lassen sich die Vertriebenen nieder und versuchen, sich mit einem Lokal über Wasser zu halten. Doch es gibt harte Konkurrenz im Ort, in Gestalt einer resoluten Nobelrestaurant-Betreiberin. Aus Misstrauen wird schnell Feindschaft. Doch die Liebe zur kulinarischen Genüssen eint schließlich alle, zumal Amor auch noch treffsicher einen Pfeil in die richtige Richtung abschießt...
Wie dereinst in dem mit einem Oscar ausgezeichneten Menschel-Märchen "Chocolat" und in dem ebenfalls preisgekrönten Drama "Gottes Werk und Teufels Beitrag" verbannt Regisseur Lasse Hallström alles Schwere und Gewichtige der Story weitestgehend und setzt auf heiter grundierte Leichtigkeit. Das ist schön anzusehen, es gibt ab und an was zum Schmunzeln und gelegentlich ist es sogar statthaft, ein, zwei Tränchen der Rührung zu vergießen. Unter die Haut allerdings geht der Film, anders als die Romanvorlage "The Hundred-Foot Journey" - in Deutschland als "Madame Mallory und der kleine indische Küchenchef" erschienen - von Richard Morais nicht wirklich. Wo im Buch Schwerwiegendes - wie etwa der Verlust des Zuhauses - reflektiert wird, entwirft der Film das weichgezeichnete Bild der alle und alles verbindenden Esskultur.
Das schaut sich hübsch an. Und dank der Akteure gibt es einige Szenen kraftvolle Momente, die ahnen lassen, welche Arbeit es bedeuten kann, Toleranz nicht nur zu behaupten, sondern sie wirklich zu leben. Meist aber bleibt's doch recht harmlos und ohne rechten Biss, wie ein nettes Dessert, bei dem die Schöpfer vor allem darauf bedacht waren, den Kalorien-Gehalt möglichst klein zu halten.

Madame Mallory und der Duft von Curry
Regie: Lasse Hallström; Darsteller: Helen Mirren und Om Puri
USA 2014, 122 Minuten


Da ist "Besser als Nix" doch von anderem Kaliber. Auch dies: eine Romanadaption. Auch hier: Verkürzung der Handlung und einige Gewichtsverlagerungen. Doch deckt der komödiantische Ton die das Geschehen beherrschende Frage, wie man mit dem viel zu frühen Tod eines lieben Menschen fertig werden kann, nicht zu. Regisseurin Ute Wieland gelingt es, die Story vom Jugendlichen in der norddeutschen Provinz, der nach der Schule nicht weiß, was er werden soll, und vom Arbeitsamt in eine Ausbildung als Bestatter geschubst wird, leichtfüßig zu erzählen, sogar mit brüllend komischem Witz; dabei doch allen Figuren auch stille Momente zu gönnen, ein Innehalten sozusagen im Lebensirrsinn. Genau das macht den Film zum Erlebnis.
Die erfahrenen Hannelore Elsner und Wotan Wilke Möhring einerseits und der Newcomer François Goeske in der Hauptrolle andererseits treffen immer genau den richtigen Ton zwischen Lachen aus Spaß und Lachen aus Verzweiflung. Großes Vergnügen mit Hintersinn!

Besser als Nix
Regie: Ute Wieland; Darsteller: François Goeske, Wotan Wilke Möhring, Hannelore Elsner
Deutschland 2014, 96 Minuten

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