Filme der Woche

Kurzweiliges Kammerspiel und amüsanter Feelgood Movie

Der Schauspieler Robert Stadlober (l) und Regisseur Volker Schlöndorff am 25.08.2014 bei der Premiere des Films "Diplomatie" im Cinema Paris in Berlin.
Der Schauspieler Robert Stadlober (li.) und Regisseur Volker Schlöndorff © dpa / Jens Kalaene
Von Jörg Taszman · 28.08.2014
In Volker Schlöndorffs elegant inszeniertem Kammerspiel "Diplomatie" wird Paris im Sommer 1944 vor der Zerstörung durch die Deutschen gerettet. "Can a Song Save your Life?" von John Carney ist ein hübscher Sommerfilm zum Wohlfühlen, sogar mit einer Prise Kapitalismuskritik.
"Brennt Paris?" brüllte ein hysterischer Hitler am Ende des gleichnamigen Filmklassikers von 1966 ins Telefon. Regisseur René Clément hatte in einer aufwendigen amerikanisch-französischen Koproduktion die letzten dramatischen Stunden vor der Befreiung von Paris vor genau 70 Jahren geschildert. Dabei ging es peripher auch um Hitlers berüchtigten „Trümmerbefehl": die völlige Zerstörung von Paris In "Brennt Paris" spielte Orson Welles die Rolle des schwedischen Diplomaten Raoul Nordling und Gert Fröbe seinen Gegenpart den deutschen General Dietrich von Choltitz, der als Stadtkommandant von "Groß-Paris" den Befehl von Hitler auszuführen hatte.
Nun hat der sehr frankophile Deutsche Volker Schlöndorff in seinem neuen Film "Diplomatie" die Treffen von Nordling und von Choltitz verdichtet. In nur einer einzigen Nacht vom 24. auf den 25. August wird über das spätere Schicksal von Paris entschieden. Die deutschen Besatzer haben über 30 Brücken und die Wahrzeichen wie Notre Dame oder die Pariser Oper vermint. Von Choltitz, der als skrupelloser General unter anderem für die Zerstörung von Rotterdam und die Ermordung der Sewastopoler Juden mitverantwortlich war, scheint zunächst wild entschlossen, auch Paris dem Erdboden gleich zu machen. Bis Raoul Nordling bei ihm auftaucht und ihm ins Gewissen redet, ihn bedroht und versucht zu bekehren.
Schlöndorff filmt das als ein elegant inszeniertes Kammerspiel, das auf dem populären Theaterstück von Cyril Gély basiert. Mit Niels Arestrup als bulligem Machtmenschen von Cholitz und André Dussolier als raffinierten Diplomaten Nordling hat Schlöndorff auf zwei hervorragende Charakterdarsteller gesetzt, die seinen Film tragen und den Zuschauer gekonnt unterhalten. Die beiden Männer umkreisen sich wie Raubkatzen, ihr Duell gleicht einem Schachspiel.
Nun ist der Film in vieler Hinsicht ahistorisch. Ein einziges Treffen in nur einer einzigen Nacht hat es so nie gegeben. Raoul Nordling und Dietrich von Choltitz kannten sich jedoch und hatten bereits über einen Waffenstillstand verhandelt, damit ein Großteil der 20.000 deutschen Soldaten vor dem Einmarsch der Amerikaner die Stadt verlassen konnte. Das ist jedoch nicht das Thema dieses Films. Aber immerhin erreicht diese Fiktion, dass man auch nach den kurzweiligen 85 Minuten mehr von den historischen Fakten erfahren möchte.

Diplomatie
Regie: Volker Schlöndorff; Darsteller: André Dussollier, Niels Arestrup, Burghart Klaußner
Deutschland 2014, 84 Minuten

Vor acht Jahren drehte Regisseur John Carney den sympathischen Musikfilm "Once" über die Liebe eines irischen Straßenmusikers zu einer jungen Musikerin aus Tschechien. Die Authentizität der Geschichte (die beiden waren auch im Leben ein Paar geworden) machte den Charme dieser Low- Budget-Produktion aus und führte bis zum Oscartriumph. "Once" gewann in der Kategorie "Bester Song".
Im neuen Film von John Carney, "Begin Again" (so der bessere Originaltitel anstelle des Verleihtitels "Can a Song save your Life?") spielen nun Stars in ähnlichen Rollen. Real-Rockstar Adam Levine spielt David Koch, einen eitlen, selbstverliebten Sänger, der in den USA seinen Durchbruch feiert. Dem Ruhm fällt auch die langjährige Beziehung zu Gretta, seiner Freundin, zu Opfer, die eine gute Songwriterin ist. In einer Bar in New York wird sie vom abgebrannten Musikproduzenten Dan entdeckt, der ihr Potenzial erkennt.
So weit, so Klischee. Und dennoch gelingt es John Carney kraft seiner Darsteller Keira Knightley (Gretta), Mark Ruffalo (Dan) und Catherine Keener (als die Ex von Dan) einen hübschen, kleinen Sommerfilm abzuliefern, den man sich gerne anschaut. Keira Knightley spielt mit britischem Charme, Mark Ruffalo ist amüsant als ein ständig betrunkener, am Abgrund lavierender Enthusiast, und Catherine Keener erdet dann diese Geschichte mit ihrer Coolness.
Auch wenn die etwas weichgespülte Popmusik etwas rauer und kantiger sein könnte, entstehen schöne Momente, wenn das gesamte Album auf den Straßen und Dächern New Yorks live eingespielt wird. Und am Ende darf es dann auch mal schön sentimental werden, und eine Prise Kapitalismuskritik schwingt im Finale ebenfalls mit. Feelgood Movie nennt man das in Amerika - und solche "Wohlfühlfilme" brauchen wir im Kino.

Can a Song Save your Life?
Regie: John Carney; Darsteller: Keira Knightley, Mark Ruffalo, Adam Levine
USA 2013, 104 Minuten

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