Filme der Woche

Der Traum vom Fliegen

Szene aus dem Anime-Film "Wie der Wind sich hebt" von Hayao Miyazaki
Szene aus dem Anime-Film "Wie der Wind sich hebt" von Hayao Miyazaki © dpa / picture alliance
Von Jörg Taszman · 17.07.2014
In dem Anime-Film "Wie der Wind sich hebt" erzählt der Japaner Hayao Miyazaki von einem Flugzeugkonstrukteur und seiner Leidenschaft für das Fliegen. Ein nachdenkliches Epos über den Konflikt zwischen Naturverbundenheit und Technikaffinität.
Der 1941 geborene Hayao Miyazaki ist der große Meister des japanischen Animes, Oscarpreisträger und Gewinner des Goldenen Bären bei der Berlinale für "Chihiros Reise ins Zauberland". Mit "Wie der Wind sich hebt" konnte er in Japan zum wiederholten Male den erfolgreichsten Film des Jahres in die Kinos bringen.
Sein melancholisches und schönes Abschiedswerk dreht sich um den japanischen Flugzeugkonstrukteur Jiro Hirokoshi, der schon als Kind davon träumt, zu fliegen. In seinen Träumen erscheint ihm ein italienischer Luftfahrtpionier und tollkühner Konstrukteur von besonders ästhetischen und eleganten Flugzeugen. Der Film, der sich mehr an ein erwachsenes Publikum richtet, handelt so von einem Idealisten, der unpolitisch bleiben möchte. Im armen Japan haben seine kühnen Pläne zunächst keine Chance. Das Militär will von den deutschen Junkerflugzeugen lernen und schickt den jungen Mann in das Deutschland von "Herrn Hitler". Dort begegnet man dem Japaner jedoch auch mit viel Misstrauen.
Pastellhafte Landschaften, liebevolle Details
Man hat Hayao Miyazaki, dem Sohn eines Flugzeugunternehmers zu Unrecht vorgeworfen, den Krieg und die fatale Rolle Japans im Zweiten Weltkrieg zu verharmlosen. Es gibt immer wieder subtile und am Ende auch sehr deutliche Verweise darauf, dass der Idealismus eines jungen Mannes vom Militär ausgenutzt wird. Zur Schwermut des Films trägt vor allem aber auch die sehr romantische Liebesgeschichte bei. Denn Jiro verliebt sich in eine junge, an Tuberkulose erkrankte Frau.
Gerade auf der großen Leinwand wirkt dieser heute schon altmodisch erscheinende gezeichnete Anime-Stil Miyazakis in 2D. Neben den pastellhaften Landschaftstotalen faszinieren vor allem die liebevolle Detailgenauigkeit bei der Zeichnung der Maschinen und Flugzeuge. Und so bleibt sich Miyazaki auch in seinem letzten Film treu, zeigt den Menschen in seinem Konflikt zwischen Naturverbundenheit und Technikaffinität und schafft ein humanes, nachdenkliches Epos.

Japan 2013; Regie: Hayao Miyazaki