Filme der Woche
In dem Hollywood-Film "Poseidon" kentert in der Silvesternacht ein voll besetzter Ozean-Riese. Der millionenteure Action-Film von Wolfgang Petersen floppte in den USA. Der Erstling "Wolf Creek" des Australiers Greg McLean erzählt eine Horrorgeschichte um drei abenteuerlustige junge Urlauber. "Lemming" bietet ein Gespenster-Szenario innerhalb der französischen Bourgeoisie.
"Poseidon"
USA, Regie: Wolfgang Petersen, Hauptdarsteller; Kurt Russell, Josh Lucas, ab 12 Jahren
Natürlich "Poseidon" des deutschen Hollywood-Regisseurs Wolfgang Petersen. Der inzwischen 65-jährige in Emden geborene Ostfriese hat ja schon einige Male kräftig auf Zelluloid "herumgeplantscht", siehe "Das Boot", 1979-81 entstanden, "die Eintrittskarte" für Hollywood, aber auch neulich "Der Sturm" (2000, mit George Clooney).
Weitere populäre Petersen-Filme: Sein erster deutscher Kinofilm "Einer von uns beiden" (1973, mit Jürgen Prochnow); der legendäre "Tatort"-Krimi "Reifezeugnis" (1977, mit Nastassja Kinski); sein erster englischsprachiger Film "Die unendliche Geschichte" (1984); "In The Line Of Fire - Die zweite Chance" (1993, mit Clint Eastwood); die Kassenhits "Outbreak - Lautlose Killer" (1995, mit Dustin Hoffman) und "Air Force One" (1997, mit Harrison Ford) sowie zuletzt "Troja" (2004, mit Brad Pitt).
Nun also das Remake des Klassikers "Die Höllenfahrt der Poseidon" bzw. DVD-Titel "Poseidon Inferno" aus dem Jahr 1972 (R: Ronald Neame; mit Gene Hackman, Ernest Borgnine, Shelley Winters, Leslie Nielsen), der das Genre des "Katastrophenfilms" begründete, einen "Oscar" für die "besten Spezialeffekte" bekam und damals eine Reihe von ebensolchen ähnlich gestrickten Leinwand-Abenteuern auslöste ("Airport", "Erdbeben", "Flammendes Inferno").
Hier nun: Eine 160 Mio-Dollar teure Produktion, bei der das meiste Geld für die gigantischen Special Effects draufging. Alleine an den ersten drei Trick-Minuten der Schiffspräsentation hat die George-Lucas-Firma "Industrial Light & Magic" rund ein Jahr gearbeitet. Etwa 250 Mio Dollar hat es insgesamt gekostet, den Film zu produzieren und auf den Markt zu bringen. In den USA ist er aber geflopt.
Die Story: Bekannte Story: In der Silvesternacht kentert ein voll besetzter Ozean-Riese. Eine riesige Monsterwelle lässt das Luxus-Schiff kippen. Einige Überlebende machen sich "artistisch" auf den Weg "nach oben": Über brennende Abgründe, durch enge Schächte und überflutete Gänge. Wurde damals, beim Original, noch halbwegs darauf Wert gelegt, die Beteiligten, ihre Charaktere vorzustellen, lässt die Effektbesessenheit heute dafür keine Zeit mehr.
Wie überhaupt diese ganze Inszenierung von einer einzigen wässrigen Leere ist: Eben noch Schiff, anonyme Leute, das Unglück, jetzt die "üblichen" Klischee-Überlebenden (der zynische Glücksspieler, der frühere Feuerwehrmann und strenge Papa, seine liebestolle Tochter, die attraktive Witwe mit kleinem Sohnematz, die schöne, sich ziemlich nur-dämlich anstellende blinde Passagierin, der schwule alte Architekt, der sich gerade das Leben nehmen wollte, als die Welle anrauschte. Ein Unheil jagt unaufhörlich das nächste. Jeder Rettungsversuch darf noch unglaubwürdiger, hahnebüchener sein. Der musikalische Radau ist dermaßen ohrenbetäubend, dass die Verständigung untereinander nur noch floskelhaft möglich ist.
Fazit: Lärm und Chaos nerven. Es ist einem ziemlich wurscht, ob die hier machen, tun, überleben oder nicht. Der Film ist nur doof, primitiv, langweilig, belästigend. Ein Stück teurer geistiger Dünnschiss, lahm wie unglaubwürdig, vor allem (Seelen-)kalt ohne jeglichen Tiefgang, ohne näheres Interesse für Irgendwas, ein lärmender, banaler Rummelplatz der Effekte, der einem gehörig und nur auf die Nerven geht und keinerlei Unterhaltungswert besitzt.
Diese Show patzt, das Entertainment funktioniert überhaupt nicht, keinerlei spannende Emotionen. Absolut lächerlich! Ach so ja, Mitspieler sind hier u.a. Kurt Russell ("Die Klapperschlange"), Josh Lucas ("Sweet Home Alabama") sowie der bedauernswerte "Oscar"-Preisträger Richard Dreyfuss ("Der Untermieter"; "Der weiße Hai"; "Mr. Holland´s Opus") als gestreßter, schwuler Opi.
P.S.: In der "FAZ" vom 8.6.06 wurden die hollywoodschen Filmtoten dieses Kino-Sommers bilanziert. Zur "Poseidon" heißt es da: "3972 Menschen müssen ertrinken, 2 stürzen zu Tode, 6 erliegen einem Stromschlag, 13 verbrennen und einer wird zerquetscht." Toll, nicht wahr?
"Wolf Creek"
Australien 2005, Regie: Greg McLean, Hauptdarsteller: John Jarret, Cassandra Magrath, ab 16 Jahren
Das Erstlingswerk von Greg McLean ist eine australische Horror-Produktion aus dem Vorjahr und erzählt immer dasselbe: Drei junge Erwachsene, zwei Engländerinnen und ein Einheimischer mit dem Urlaubswunsch "Spaß und Abenteuer fern der Zivilisation" geraten nach einer Autopanne in der australische Einöde natürlich an einen wahnsinnigen, sadistischen Mörder, der gerne "solche Urlauber" verhackstückt. Warum man sich ein solches Potpourri des Grauens, Schreckens, des Leids bzw. des Leidens antun soll, weiß ich nicht. Vielleicht haben Massenmörder hier ihren Spaß.
"Lemming"
Frankreich 2005, Regie: Dominik Moll, Hauptdarsteller: André Dussolier, Charlotte Gainsbourg, Laurent Lucas, Charlotte Rampling
Der Film eröffnete im Vorjahr die Filmfestspiele von Cannes und ist sozusagen ein "bürgerliches Horrorstück" (und ähnlich gestrickt wie die lustvoll-zerstörerischen Moll-, Qual-Filme eines Michael Haneke (neulich "Caché").
Die Story: Südfrankreich, ein nettes, junges Ehepaar. Alain und Benedicte. Er ist Technik-Freak und Erfinder, sie kümmert sich derweil ums Haus. Sein Boss kommt mit seiner Frau Alice zum Abendessen. Alice gibt sich hochneurotisch, peinlich und durchgedreht, durchgeknallt. Und setzt auch alles daran, fortan diese kleine, friedliche Gemeinschaft von Alain und Benedicte zu nerven, kaputtzumachen. Als sie in deren Gästezimmer Selbstmord begeht, scheint ihr unseliger Geist auf die junge Ehefrau "überzuspringen"
Fazit: Unsäglicher Psycho-Blödsinn, mit Krimi-, Thriller-, Horror-Elementen, mit allerdings exzellenten Darstellern wie Charlotte Rampling als Rumpel-Pumpel-Hexe, Charlotte Gainsbourg als sich "merkwürdig" verwandelnde Ehefrau.
Realistisch angelegtes, aber dümmlich-unglaubwürdiges Gespenster-Szenario innerhalb der französischen Bourgeoisie. "Man muss sehr wachsam sein und darf niemals die verborgenen, zerstörerischen Sehnsüchte, den inneren Lemming, vergessen", meint der Autor und Regisseur dieser erbärmlichen Schmonzette über den Sinn, die Absicht seines Werkes.
P.S.: Ein "Lemming" ist übrigens ein skandinavischer Nager, dem der Mythos des kollektiven Selbstmordes anhaftet, eigentlich in Südfrankreich gar nicht "vorkommen" sollte, hier aber - fast tot - die Küchenspüle beim (anfangs) netten Ehepaar verstopft. Merke, aaahaaa - Metapher oder so etwas (Blödes) natürlich ...
USA, Regie: Wolfgang Petersen, Hauptdarsteller; Kurt Russell, Josh Lucas, ab 12 Jahren
Natürlich "Poseidon" des deutschen Hollywood-Regisseurs Wolfgang Petersen. Der inzwischen 65-jährige in Emden geborene Ostfriese hat ja schon einige Male kräftig auf Zelluloid "herumgeplantscht", siehe "Das Boot", 1979-81 entstanden, "die Eintrittskarte" für Hollywood, aber auch neulich "Der Sturm" (2000, mit George Clooney).
Weitere populäre Petersen-Filme: Sein erster deutscher Kinofilm "Einer von uns beiden" (1973, mit Jürgen Prochnow); der legendäre "Tatort"-Krimi "Reifezeugnis" (1977, mit Nastassja Kinski); sein erster englischsprachiger Film "Die unendliche Geschichte" (1984); "In The Line Of Fire - Die zweite Chance" (1993, mit Clint Eastwood); die Kassenhits "Outbreak - Lautlose Killer" (1995, mit Dustin Hoffman) und "Air Force One" (1997, mit Harrison Ford) sowie zuletzt "Troja" (2004, mit Brad Pitt).
Nun also das Remake des Klassikers "Die Höllenfahrt der Poseidon" bzw. DVD-Titel "Poseidon Inferno" aus dem Jahr 1972 (R: Ronald Neame; mit Gene Hackman, Ernest Borgnine, Shelley Winters, Leslie Nielsen), der das Genre des "Katastrophenfilms" begründete, einen "Oscar" für die "besten Spezialeffekte" bekam und damals eine Reihe von ebensolchen ähnlich gestrickten Leinwand-Abenteuern auslöste ("Airport", "Erdbeben", "Flammendes Inferno").
Hier nun: Eine 160 Mio-Dollar teure Produktion, bei der das meiste Geld für die gigantischen Special Effects draufging. Alleine an den ersten drei Trick-Minuten der Schiffspräsentation hat die George-Lucas-Firma "Industrial Light & Magic" rund ein Jahr gearbeitet. Etwa 250 Mio Dollar hat es insgesamt gekostet, den Film zu produzieren und auf den Markt zu bringen. In den USA ist er aber geflopt.
Die Story: Bekannte Story: In der Silvesternacht kentert ein voll besetzter Ozean-Riese. Eine riesige Monsterwelle lässt das Luxus-Schiff kippen. Einige Überlebende machen sich "artistisch" auf den Weg "nach oben": Über brennende Abgründe, durch enge Schächte und überflutete Gänge. Wurde damals, beim Original, noch halbwegs darauf Wert gelegt, die Beteiligten, ihre Charaktere vorzustellen, lässt die Effektbesessenheit heute dafür keine Zeit mehr.
Wie überhaupt diese ganze Inszenierung von einer einzigen wässrigen Leere ist: Eben noch Schiff, anonyme Leute, das Unglück, jetzt die "üblichen" Klischee-Überlebenden (der zynische Glücksspieler, der frühere Feuerwehrmann und strenge Papa, seine liebestolle Tochter, die attraktive Witwe mit kleinem Sohnematz, die schöne, sich ziemlich nur-dämlich anstellende blinde Passagierin, der schwule alte Architekt, der sich gerade das Leben nehmen wollte, als die Welle anrauschte. Ein Unheil jagt unaufhörlich das nächste. Jeder Rettungsversuch darf noch unglaubwürdiger, hahnebüchener sein. Der musikalische Radau ist dermaßen ohrenbetäubend, dass die Verständigung untereinander nur noch floskelhaft möglich ist.
Fazit: Lärm und Chaos nerven. Es ist einem ziemlich wurscht, ob die hier machen, tun, überleben oder nicht. Der Film ist nur doof, primitiv, langweilig, belästigend. Ein Stück teurer geistiger Dünnschiss, lahm wie unglaubwürdig, vor allem (Seelen-)kalt ohne jeglichen Tiefgang, ohne näheres Interesse für Irgendwas, ein lärmender, banaler Rummelplatz der Effekte, der einem gehörig und nur auf die Nerven geht und keinerlei Unterhaltungswert besitzt.
Diese Show patzt, das Entertainment funktioniert überhaupt nicht, keinerlei spannende Emotionen. Absolut lächerlich! Ach so ja, Mitspieler sind hier u.a. Kurt Russell ("Die Klapperschlange"), Josh Lucas ("Sweet Home Alabama") sowie der bedauernswerte "Oscar"-Preisträger Richard Dreyfuss ("Der Untermieter"; "Der weiße Hai"; "Mr. Holland´s Opus") als gestreßter, schwuler Opi.
P.S.: In der "FAZ" vom 8.6.06 wurden die hollywoodschen Filmtoten dieses Kino-Sommers bilanziert. Zur "Poseidon" heißt es da: "3972 Menschen müssen ertrinken, 2 stürzen zu Tode, 6 erliegen einem Stromschlag, 13 verbrennen und einer wird zerquetscht." Toll, nicht wahr?
"Wolf Creek"
Australien 2005, Regie: Greg McLean, Hauptdarsteller: John Jarret, Cassandra Magrath, ab 16 Jahren
Das Erstlingswerk von Greg McLean ist eine australische Horror-Produktion aus dem Vorjahr und erzählt immer dasselbe: Drei junge Erwachsene, zwei Engländerinnen und ein Einheimischer mit dem Urlaubswunsch "Spaß und Abenteuer fern der Zivilisation" geraten nach einer Autopanne in der australische Einöde natürlich an einen wahnsinnigen, sadistischen Mörder, der gerne "solche Urlauber" verhackstückt. Warum man sich ein solches Potpourri des Grauens, Schreckens, des Leids bzw. des Leidens antun soll, weiß ich nicht. Vielleicht haben Massenmörder hier ihren Spaß.
"Lemming"
Frankreich 2005, Regie: Dominik Moll, Hauptdarsteller: André Dussolier, Charlotte Gainsbourg, Laurent Lucas, Charlotte Rampling
Der Film eröffnete im Vorjahr die Filmfestspiele von Cannes und ist sozusagen ein "bürgerliches Horrorstück" (und ähnlich gestrickt wie die lustvoll-zerstörerischen Moll-, Qual-Filme eines Michael Haneke (neulich "Caché").
Die Story: Südfrankreich, ein nettes, junges Ehepaar. Alain und Benedicte. Er ist Technik-Freak und Erfinder, sie kümmert sich derweil ums Haus. Sein Boss kommt mit seiner Frau Alice zum Abendessen. Alice gibt sich hochneurotisch, peinlich und durchgedreht, durchgeknallt. Und setzt auch alles daran, fortan diese kleine, friedliche Gemeinschaft von Alain und Benedicte zu nerven, kaputtzumachen. Als sie in deren Gästezimmer Selbstmord begeht, scheint ihr unseliger Geist auf die junge Ehefrau "überzuspringen"
Fazit: Unsäglicher Psycho-Blödsinn, mit Krimi-, Thriller-, Horror-Elementen, mit allerdings exzellenten Darstellern wie Charlotte Rampling als Rumpel-Pumpel-Hexe, Charlotte Gainsbourg als sich "merkwürdig" verwandelnde Ehefrau.
Realistisch angelegtes, aber dümmlich-unglaubwürdiges Gespenster-Szenario innerhalb der französischen Bourgeoisie. "Man muss sehr wachsam sein und darf niemals die verborgenen, zerstörerischen Sehnsüchte, den inneren Lemming, vergessen", meint der Autor und Regisseur dieser erbärmlichen Schmonzette über den Sinn, die Absicht seines Werkes.
P.S.: Ein "Lemming" ist übrigens ein skandinavischer Nager, dem der Mythos des kollektiven Selbstmordes anhaftet, eigentlich in Südfrankreich gar nicht "vorkommen" sollte, hier aber - fast tot - die Küchenspüle beim (anfangs) netten Ehepaar verstopft. Merke, aaahaaa - Metapher oder so etwas (Blödes) natürlich ...