Filme der Woche

Vorgestellt von Hannelore Heider |
"Im Schwitzkasten" zeigt episodenhaft das Leben von zwei Saunabesitzern und ihren Gästen, die nicht nur die Sauna zusammenschweißt, wo sie allwöchentlich zusammentreffen. "Havanna Blues" erzählt semi-dokumentarisch von dem Versuch junger Kubaner, unter repressiven Verhältnissen ihre Musik zu machen und den internationalen Durchbruch zu schaffen. Nebenbei erfährt der Zuschauer, dass die Musikszene Kubas weitaus mehr zu bieten hat als die Opa-Band "Buena Vista Social Club".
"Im Schwitzkasten"
Deutschland 2005, Regie: Eoin Moore, Darsteller: Charly Hübner, Steffi Kühnert, Christiane Paul, Andreas Schmidt, Edgar Selge, Laura Tonke, Esther Zimmering

Der "Schwitzkasten" ist eine kleine Sauna in Berlin. Hier treffen sich immer am Donnerstag sieben sympathische Zeitgenossen zum gemeinsamen Schwitzen. Aufguss und Wellness besorgen Nadinchen und Jost Molinski (Christiane Paul und Charly Hübner). Für das Geschwisterpaar ist die Sauna seit dem Tod der Eltern eine Art Familienersatz. Doch das Geschäft läuft nicht gut, die Technik ist marode, die Wellnesszutaten teuer. Das verschweigt der große Bruder seiner liebeswert-naiven Schwester und trickst so lange, bis der Schuldenberg über ihnen einzustürzen droht.

Rettung naht in Gestalt des Saunagastes Norbert (Edgar Selge). Er ist der einzige wohlsituierte Kunde. Als Gatte einer cleveren Politikerin schreibt er mit an den Reden, die die faulen Arbeitslosen geiseln und hat den geforderten Leistungsanspruch voll verinnerlicht. In der Sauna aber lernt er ihre Welt kennen und sieht plötzlich sogar eine Chance, aus seinem Parasitendasein in das eines Tatmenschen zu wechseln. Am Wolziger See soll ein Wellness-Paradies entstehen, für das er die Investoren und das Know How besorgen will, während die Molinskis den Grund und Boden einbringen.

Aber durch eine groteske Wendung des Schicksals wird aus diesem Projekt genauso wenig, wie sich die Hoffnungen der vier anderen erfüllen. Sie sind alle arbeitslos und schlagen sich auf Arbeitsämtern, als Ich-AG, bei entwürdigenden Vorstellungsgesprächen oder als brotlose Weltverbesserer herum.

So entpuppt sich der "Schwitzkasten" als originelle Idee, einen Episodenfilm mit sozialem Hintergrund auf durchaus gelungene, komödiantisch leichte Art zu strukturieren, wobei die befreundeten Darsteller auch als "Mitarbeiter" des vergnüglichen Gemeinschaftsprojektes fungieren. Regisseur Eoin Moore war vor 20 Jahren aus Irland nach Berlin gekommen und ist vor allem mit seinem realistischen Alkoholikerdrama "Pigs will fly" bekannt geworden (Hauptrolle ebenfalls Andreas Schmidt).


"Havanna Blues"
Spanien/Kuba/Frankreich 2005, Regie: Benito Zambrano, Darsteller: Alberto Yoel Garcia Osorio, Roberto Sanmartin, Yailene Sierra

Am Morgen verkaufen sie Zigarren und Strohhüte an Touristen oder Hummer auf dem Schwarzmarkt, am Nachmittag spielen sie traditionelle kubanische Musik für die Sonnenanbeter am Strand, abends träumen sie von der großen internationalen Karriere. Gemeinsam haben die Helden dieses internationalen Filmprojektes eine Band gegründet, die das "andere Kuba" nicht nur musikalisch, sondern auch mit harten, durchaus gesellschaftskritischen Texten repräsentieren will. Doch Musikmachen ist im Kuba der heutigen Zeit genauso nervenaufreibend wie jede andere Eigeninitiative und nicht nur, weil Probenräume, Tonstudios oder einfach nur die Instrumente fehlen.

Das Los der verhinderten Musikstars scheint sich zu wenden, als die Talent-Scouts einer spanischen Plattenfirma auftauchen und die jungen Musiker mit einem zwar schandbaren, aber dennoch lukrativen Vertrag locken. Zumindest bietet er ihnen die Möglichkeit in die Welt zu reisen. Und nichts scheint für junge Kubaner verheißungsvoller zu sein, als der Insel und ihrem strengen Regime zu entrinnen. Aber soll man dafür all seine Prinzipien und sogar die Familie aufgeben?

Simpel strurkturiert und mit einer Musik, die den Ohren der vom "Buena Vista Social Club" verwöhnten Fangemeinde kubanischer Rhythmen alles andere als schmeichelt, erzählt der Film eine realistisch anmutende, mit glaubwürdigen Darstellern bestückte melodramatische Geschichte über Jugendrebellion unter diktatorischen Verhältnissen. Die Segen bringenden Ausländer werden dabei durchaus kritisch gesehen, aber die Dialoge und die Handlungsführung lassen Sensibilität vermissen. An gesellschaftskritische Eigenproduktionen aus Kuba wie z.B. "Erdbeer und Schokolade" reicht der Film so mitnichten heran.

Der spanische Regisseur Benito Zambrano hat mit seinem Film "Solas" (1999) den Publikumspreis der Berlinale gewonnen und fand die Musiker für seinen aktuellen Film in der echten Musikszene von Kuba.