Filme der Woche

Vorgestellt von Jörg Taszman · 25.01.2006
Der mehrfach ausgezeichnete Film "Caché" von Michael Haneke ist ein raffiniertes Verwirrspiel und zeigt Zugleich den Zerfall von Sicherheiten. Fernsehmoderator George wird von einem anonymen Filmer mit Videobändern traktiert, die seinen Alltag zeigen. "Goldene Zeiten" ist deutscher Film-Trash, der seine Grundidee uninspiriert umsetzt.
"Caché"
Frankreich/Österreich/Italien/Deutschland 2005; Regie: Michael Haneke; Darsteller: Juliette Binoche, Daniel Auteuil, Annie Giradot u.a.

Einer der meist ausgezeichneten Filme des letzten Jahres mit vier europäischen Filmpreisen und dem Regiepreis in Cannes kommt nun auch in die deutschen Kinos. "Caché" (dt.versteckt) ist ein brillanter Psychothriller um eine gut bürgerliche Familie, die von einem anonymen Videofilmer terrorisiert wird.

Georges ist ein bekannter Fernsehmoderator, der mit seiner Frau Anne und einem gemeinsamen Sohn in einem schicken Pariser Stadtteil wohnt. Immer wieder findet er Videokassetten, auf denen sein Alltag dokumentiert ist. Die scheinbar harmlosen Aufnahmen stehen im Gegensatz zur totalen Kontrolle, die über ihn und seine Familie ausgeübt wird. Die Spur führt in die Vergangenheit bis hin zum Algerienkonflikt und einem Jungen, mit dem George einst aufwuchs.

Haneke ist ein raffiniertes Verwirrspiel gelungen. Es geht viel um Kommunikationslosigkeit zwischen Eheleuten, schleichende Paranoia, latente und offene Gewalt. Meisterhaft erhöht Haneke die Spannung. Die Darsteller Daniel Auteuil und Juliette Binoche sind brillant. Leider enttäuscht dann die Auflösung, die viele Fragen offen lässt.


"Goldene Zeiten"
Deutschland 2005; Regie: Peter Thorwarth; Darsteller: Wotan Wilke Möhring, Dirk Benedict, Wolf Roth, Alexandra Neldel, Ralf Richter, u.a.

Wenn ein Möchtegern-Tarrantino aus dem Ruhrpott sich mit einem Dortmunder Videoanbieter mit Kinoambitionen verbindet, um eine Gesellschaftssatire zu drehen, liegt deutscher Film-Trash in der Luft. Nun leben natürlich Klamotten von billigsten Klischees und so gibt es prinzipiell gegen die Story noch nichts einzuwenden:

Tumbe Russenkiller mit Tschetschenienerfahrung treffen auf eine sexuell frustrierte Superblondine, deren Ehemann ein schmieriger Geschäftsmann ist und ein Golfturnier mit Halbpromis organisiert. Dort ist der Stargast ein vergessener US-Serienheld der nun in "Good Old Germany" den wilden Promi gibt. Da fliegt der Fernseher aus dem Hotelzimmer, der Swimmingpool wird verwüstet und abends kommen Prostituierte vom örtlichen Luden zum Nachtisch bei Krimsekt und Kaviar.

Der Haken ist nur, der angebliche Amerikaner ist ein zweitklassiger deutscher Schauspieler in der Rolle seines Lebens. Organisiert hat diesen Betrug der blonde Ingo, der zwischen alle Fronten gerät, seine Freundin verliert, mehrere Male verprügelt wird und dem zum Schluss ein Happy End winkt.

Regisseur und Autor Peter Thorwarth vermag es leider zu keiner einzigen Filmsekunde, diesen wüsten Plot mit Leben, Gags, Timing oder überraschenden Wendungen zu füllen. Was sich wie ein 70-Minuten-Film anhört, der als rasant geschnitten und inszeniertes Gagfestival eventuell überzeugen könnte, ist nur ein müder, langweiliger Genreversuch, ausgewalzt auf unendliche 128 Minuten.
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