Filme aus einem großen Süden
In Granada ging das Filmfestival des Südens "Cines del Sur" zu Ende. Zum dritten Mal stellte die untergegangene Kolonialmacht Produktionen aus Lateinamerika in den Mittelpunkt einer Filmschau, näherte sich aber auch anderen Regionen wie Georgien, Kasachstan und China. Ein regionaler Schwerpunkt war in diesem Jahr Afrika.
"Ich komme aus dem Süden, ich bin Afrikaner. Den Süden verstehe ich. Wir haben die gleiche Art unsere Gefühle auszudrücken und auch die gleiche Art zu übertreiben."
Omar Sharif hat hier in Südspanien "Lawrence of Arabia" gedreht. Dieses Jahr wurde der 76 jährige in Granada mit dem Ehrenpreis des Festivals ausgezeichnet, als ein Schauspieler der dem Süden ein Gesicht gegeben hat.
13 Filme standen in Granada im Wettbewerb. Dabei wird der geografische Begriff sehr weit gefasst. Neben Filmen aus Mexiko, Brasilien und Südafrika waren auch ehemalige Sowjetrepubliken wie Georgien und Kasachstan vertreten. Drei Low-Budget-Filme aus China beleuchten die sozialen und politischen Brennpunkte der chinesischen Gesellschaft. In vielen der Wettbewerbsfilme steht die persönliche Geschichte für die politische Situation. So erzählt "Gagma Napiri" (Das andere Ufer) aus Georgien die Irrfahrt eines kleinen Jungen, Mitte der neunziger Jahre, durch eine vom Krieg verwüstete Landschaft auf der Suche nach seinem verschollenen Vater. Regisseur George Ovashvili wurde für seinen Erstlingsfilm mit der goldenen Alhambra ausgezeichnet. Manchmal dringt die Tagespolitik direkt in den Kinosaal. Der iranische Regisseur Behnam Behzadis reagierte sehr betroffen auf die aktuellen Entwicklungen in seinem Heimatland:
"Ich könnte heulen über das, was im Iran passiert, heulen, aber ich kann darüber nicht sprechen."
Sein Film "Tanha do bar zendegui mikonim" (Vor dem Begräbnis) wurde mit der silbernen Alhambra ausgezeichnet. Er erzählt in grauen Tönen von einem Busfahrer, der in der winterlichen Hauptstadt Teheran eine schwere Identitätskrise erlebt. Für den 33-jährigen Regisseur ist der Protagonist für seine Generation, die in der islamischen Revolution aufgewachsen ist.
"Das beruht auf meinen Erfahrungen und denen meiner Altersgenossen, junger Menschen. Dieser verkrampfte Umgang zwischen Männern und Frauen, diese ganze Moral und ständige Sittenkontrolle, das hat uns geprägt."
Die Filme des Südens zeigen facettenreich die andere, die ärmere Seite der Welt. Filme, die, so der mexikanische Filmemacher und Jurypräsidenten Arturo Ripstein zu oft nur unter ihrem karitativen und sozialem Aspekt wahrgenommen werden:
"Um so exotischer man ist, um so interessanter scheint man zu werden und auf den Festivals regnet es dann Preise, weil sie so originell und so arm sind. Da gibt es oft so einen selbstgefälligen Paternalismus, die Formel kann man wenigen Worten zusammenfassen: Ich komme aus einem armen Land, komme mit meinem Film auf ein Festival, vielleicht Berlin und dann gibt man mir einen Preis, weil ich so exotisch und interessant bin, aber nicht, weil ich Talent habe und einen guten Film präsentiere."
In Granada geht es um die Selbst und Fremddarstellung der so genannten "Dritten Welt". Eine Retrospektive war der Darstellung der kubanischen Revolution durch ausländische Filmemacher gewidmet: von Andy Warhol bis Kurt Maetzig. Ein regionaler Schwerpunkt war in diesem Jahr Afrika: Drei Klassiker des afrikanischen Films wurden in ihrer restaurierten Fassung gezeigt. In einem Symposium ging es um den Aufschwung des nigerianischen Films in den letzten 15 Jahren, dem so genannten Nollywood, der mit mehr als 2000 schnell produzierten Videofilmen ein Millionenpublikum erreicht. Für eine ganz andere Filmkultur steht Souleymane Cissé, Autorenfilmer und Produzent aus Mali, dem dieses Jahr die Retrospektive in Granada gewidmet war:
"Die Filmkulturen des Südens haben keine industrielle Infrastruktur und ohne die kann sich auch keine Identität des afrikanischen Films entwickeln. Der afrikanische Film ist in sich so vielschichtig und unterschiedlich, dass individuelle Abenteuer keinen Sinn haben. Für eine afrikanische Filmkultur bräuchte man einen politischen Willen um gute Produktionsbedingungen und auch Verleihstrukturen zu schaffen, eine wirkliche Filmindustrie eben."
Festivals wie Granada sehen sich auch als Vermittler zwischen Filmemachern, Produzenten, Verleiher und Programmgestalter. Gemeinsames Ziel ist die "Filme des Südens" einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Bereits im vergangenen Jahr haben sich mehr als 20 Festivals zu einer Plattform zusammengeschlossen, hierdurch sollen gemeinsame Projekte, Retrospektiven und Buchveröffentlichungen erleichtert werden sagt Nina Freese, Mitarbeiterin des Festivals in Granada:
"Die Plattform heißt Southern Filmfestivals und die Mitglieder sind auf der einen Seite Festivals in den südlichen Ländern, in Asien, Afrika, Lateinamerika und im Nahen Osten aber auch Festivals in Europa, die spezialisiert sind in diesen Regionen und da gibt es inzwischen so große und wichtige Mitglieder wie Pusan, wie Kairo oder wie Guadalajara in Mexiko, die für ihren Bereich durchaus den Standard haben von Cannes oder Berlin, aber natürlich dem normalen Publikum etwas weniger bekannt sind."
Omar Sharif hat hier in Südspanien "Lawrence of Arabia" gedreht. Dieses Jahr wurde der 76 jährige in Granada mit dem Ehrenpreis des Festivals ausgezeichnet, als ein Schauspieler der dem Süden ein Gesicht gegeben hat.
13 Filme standen in Granada im Wettbewerb. Dabei wird der geografische Begriff sehr weit gefasst. Neben Filmen aus Mexiko, Brasilien und Südafrika waren auch ehemalige Sowjetrepubliken wie Georgien und Kasachstan vertreten. Drei Low-Budget-Filme aus China beleuchten die sozialen und politischen Brennpunkte der chinesischen Gesellschaft. In vielen der Wettbewerbsfilme steht die persönliche Geschichte für die politische Situation. So erzählt "Gagma Napiri" (Das andere Ufer) aus Georgien die Irrfahrt eines kleinen Jungen, Mitte der neunziger Jahre, durch eine vom Krieg verwüstete Landschaft auf der Suche nach seinem verschollenen Vater. Regisseur George Ovashvili wurde für seinen Erstlingsfilm mit der goldenen Alhambra ausgezeichnet. Manchmal dringt die Tagespolitik direkt in den Kinosaal. Der iranische Regisseur Behnam Behzadis reagierte sehr betroffen auf die aktuellen Entwicklungen in seinem Heimatland:
"Ich könnte heulen über das, was im Iran passiert, heulen, aber ich kann darüber nicht sprechen."
Sein Film "Tanha do bar zendegui mikonim" (Vor dem Begräbnis) wurde mit der silbernen Alhambra ausgezeichnet. Er erzählt in grauen Tönen von einem Busfahrer, der in der winterlichen Hauptstadt Teheran eine schwere Identitätskrise erlebt. Für den 33-jährigen Regisseur ist der Protagonist für seine Generation, die in der islamischen Revolution aufgewachsen ist.
"Das beruht auf meinen Erfahrungen und denen meiner Altersgenossen, junger Menschen. Dieser verkrampfte Umgang zwischen Männern und Frauen, diese ganze Moral und ständige Sittenkontrolle, das hat uns geprägt."
Die Filme des Südens zeigen facettenreich die andere, die ärmere Seite der Welt. Filme, die, so der mexikanische Filmemacher und Jurypräsidenten Arturo Ripstein zu oft nur unter ihrem karitativen und sozialem Aspekt wahrgenommen werden:
"Um so exotischer man ist, um so interessanter scheint man zu werden und auf den Festivals regnet es dann Preise, weil sie so originell und so arm sind. Da gibt es oft so einen selbstgefälligen Paternalismus, die Formel kann man wenigen Worten zusammenfassen: Ich komme aus einem armen Land, komme mit meinem Film auf ein Festival, vielleicht Berlin und dann gibt man mir einen Preis, weil ich so exotisch und interessant bin, aber nicht, weil ich Talent habe und einen guten Film präsentiere."
In Granada geht es um die Selbst und Fremddarstellung der so genannten "Dritten Welt". Eine Retrospektive war der Darstellung der kubanischen Revolution durch ausländische Filmemacher gewidmet: von Andy Warhol bis Kurt Maetzig. Ein regionaler Schwerpunkt war in diesem Jahr Afrika: Drei Klassiker des afrikanischen Films wurden in ihrer restaurierten Fassung gezeigt. In einem Symposium ging es um den Aufschwung des nigerianischen Films in den letzten 15 Jahren, dem so genannten Nollywood, der mit mehr als 2000 schnell produzierten Videofilmen ein Millionenpublikum erreicht. Für eine ganz andere Filmkultur steht Souleymane Cissé, Autorenfilmer und Produzent aus Mali, dem dieses Jahr die Retrospektive in Granada gewidmet war:
"Die Filmkulturen des Südens haben keine industrielle Infrastruktur und ohne die kann sich auch keine Identität des afrikanischen Films entwickeln. Der afrikanische Film ist in sich so vielschichtig und unterschiedlich, dass individuelle Abenteuer keinen Sinn haben. Für eine afrikanische Filmkultur bräuchte man einen politischen Willen um gute Produktionsbedingungen und auch Verleihstrukturen zu schaffen, eine wirkliche Filmindustrie eben."
Festivals wie Granada sehen sich auch als Vermittler zwischen Filmemachern, Produzenten, Verleiher und Programmgestalter. Gemeinsames Ziel ist die "Filme des Südens" einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Bereits im vergangenen Jahr haben sich mehr als 20 Festivals zu einer Plattform zusammengeschlossen, hierdurch sollen gemeinsame Projekte, Retrospektiven und Buchveröffentlichungen erleichtert werden sagt Nina Freese, Mitarbeiterin des Festivals in Granada:
"Die Plattform heißt Southern Filmfestivals und die Mitglieder sind auf der einen Seite Festivals in den südlichen Ländern, in Asien, Afrika, Lateinamerika und im Nahen Osten aber auch Festivals in Europa, die spezialisiert sind in diesen Regionen und da gibt es inzwischen so große und wichtige Mitglieder wie Pusan, wie Kairo oder wie Guadalajara in Mexiko, die für ihren Bereich durchaus den Standard haben von Cannes oder Berlin, aber natürlich dem normalen Publikum etwas weniger bekannt sind."