Filmdebüt

Unterkühlt mit aufheulender Violine

Von Jörg Taszman |
Ein Film voller Merkwürdigkeiten – zum Beispiel gibt es keinen Plot, dafür aber sehr natürlich aufspielende Schauspieler und schön komponierte Bilder. Jenny Schily gibt eine Mutter mit Kindern, die sich seltsam verhalten.
Merkwürdig an diesem Film ist vieles, nur nicht das Kätzchen. Merkwürdiger sind da schon eher die Zweibeiner, die sich in einer Berliner Altbauwohnung mit seltsamen Sätzen traktieren. In einer alltagsbanalen dann wieder überhöhnten Sprache und klinischem Hochdeutsch findet verbale Nicht-/Kommunikation statt.
Da ist Clara, die Kleinste, die immer schreit wenn ein Küchengerät gerade Krach macht. Oder Ihre ältere Schwester Karin, die davon berichtet, wie abgerissene und weggeworfene Orangenschalen immer mit der weißen Seite oben landen. Der noch ältere Bruder Simon schläft noch. Nur die von Jenny Schily gespielte Mutter hat keinen Namen in diesem Film der in nur 70 Minuten eine Menge an Personal aufbietet. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, Einkaufen und Essen. Dabei wird permanent abgehoben geredet. Gelegentlich ertönt ein Musikstück mit einer aufheulenden Violine. Das ist dann das höchste der Gefühle.
Unterkühlte Grundstimmung
Nicht immer wird klar, in welchem Verhältnis die Protagonisten zueinander stehen. Ist der reparierende, freundliche Mann nun ein Ex oder angeheirateter Schwager? Küsst Simon seine Schwester Karin nur aus Jux auf den Mund um sich eine Ohrfeige und ihr Lachen einzufangen?
Sympathisch an diesem Erstlingsfilm des Schweizer DffB-Studenten Ramon Zürcher sind die natürlich aufspielenden Schauspieler und die schön komponierten Bilder. Doch wie so oft in Werken von Filmstudenten deutscher Hochschulen durchzieht eine unterkühlte Grundstimmung die Nicht-/Handlung.
Merkwürdig waren die Lobeshymnen, die dieser kleine Arthouse Film auf der Berlinale 2013 erhielt. Wieder einmal kürten in irritierender Einmütigkeit vom konventionellen Kino übersättigte Filmkritiker einen Film zum "Überraschungshit", der so völlig falsche Erwartungen auslöst. Es ist ein sehenswerter Film mitunter wohltuend anders, aber auch nicht mehr...