Film Noir

Originelle Mordmethoden

Der chinesische Schauspieler Fan Liao ("Bai Ri Yan Huo"/ "Feuerwerk am helllichten Tage") posiert am während der 64. Internationalen Filmfestspiele in Berlin mit dem Goldenenen und Silbernen Bären. Liao wurde mit dem Silbernen Bären als bester Darsteller ausgezeichnet, der Film gewann den Goldenen Bären.
Der chinesische Schauspieler Fan Liao wurde für seine Rolle in "Feuerwerk am helllichten Tage" auf der Berlinale als bester Darsteller geehrt. © picture alliance / dpa / Jörg Carstensen
Von Peter Claus · 23.07.2014
"Feuerwerk am helllichten Tage" von Dao Yinan war der große Gewinner bei der letzten Berlinale. Aber abgesehen von einer der originellsten Mordmethoden der Filmgeschichte (Schlittschuh) hat Film eigentlich nichts, was den Preissegen rechtfertigt.
Damit hatte im Publikum kaum jemand gerechnet: der chinesische Wettbewerbsbeitrag "Feuerwerk am helllichten Tage" ("Black Coal, Thin Ice") wurde von der Jury der Berlinale im Februar mit dem Silbernen Bären für Liao Fan als Bestem Hauptdarsteller und obendrauf mit dem Goldenen Bären für den Besten Film geehrt. Die Reaktion der internationalen Presse war heftig, die "NZZ" schrieb gar von einer inkompetenten Jury.
Auch im Nachhinein verwundert das Jury-Votum. Ist da etwa eine der bisher originellsten Mordmethoden der Filmhistorie ausgezeichnet worden? So wie hier wurde wohl nie zuvor ein Schlittschuh zum Einsatz gebracht. Die entsprechende Szene ist wirklich außergewöhnlich. Ansonsten aber findet sich nichts, das den Preissegen rechtfertigt. Bei freundlicher Betrachtung geht der Krimi durch als Versuch, den Stil des Film-Noir wiederzubeleben. Wer unfreundlich reagiert, sieht lediglich einen schwachen Abklatsch legendärer Hollywood-Thriller der 1940er-Jahre.
Zauberkiste der US-amerikanischen Traumfabrik
Die Story greift tief in die Zauberkiste der US-amerikanischen Traumfabrik: da häufen sich Gewaltverbrechen, ein Kerl Typ "Verlierer" hastet der Gerechtigkeit hinterher, ins Blickfeld kommen einige Verdächtige und obendrauf sorgt eine geheimnisvolle Frau für Überraschungen. Das alles spielt sich vor allem in düsteren Bildern ab. Schick schaut sich das an – und überrascht, wenigstens das, damit, dass die Story nicht im Milieu der Schönen und Reichen abrollt, sondern der Sumpf in proletarischem und mittelständischem Milieu ausgemacht wird.
Da lässt sich, und das tun inzwischen einige Rezensenten, prima hineindeuten, was man gern hineindeuten möchte, beispielsweise ein Bild der chinesischen Gesellschaft um die Jahrtausendwende. Aber die überzogene Stilisierung der Optik und die Flut an formellen Extravaganzen macht es einem schon schwer, wirklich so etwas wie Sozialkritik auszumachen, die ja nicht sein muss. Doch als pures Spannungsvergnügen geht der Film nicht durch, weil das Wabern in "Poesie" einem alle Lust daran verstellt. Da wird dann höchst Banales zu nichts als einem Zeugnis von Langeweile. Beim Nachhauseweg beschäftigt einen nur noch eins: Man fragt sich, warum die Berlinale-Jury diesen Film so mochte, dass sie ihm gleich zwei der Hauptpreise zuschanzte?

China 2014, Regie: Dao Yinan
Darsteller: Liao Fan, Gwei Lun Mei, Wang Xuebing
106 Min.

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