Film der Woche: "The Death of Stalin"

Intrigen, Manipulationen und brutales Taktieren

Szene aus "The Death of Stalin" von Armando Iannucci, im Vordergrund der britische Schauspieler Jason Isaacs als Georgi Schukow
Szene aus "The Death of Stalin" von Armando Iannucci, im Vordergrund der britische Schauspieler Jason Isaacs als Georgi Schukow © © 2017 Concorde Filmverleih GmbH
Von Hartwig Tegeler · 28.03.2018
Klug, herausragend und böse: Stalin ist tot und der Kampf um seine Nachfolge ist entbrannt. Armando Iannucci entlarvt mit seiner Polit-Satire "The Death of Stalin" ebenso die Lächerlichkeit wie die brutale Grausamkeit der sowjetischen Nomenklatura.

Worum geht es?

Stalin, Diktator, Massenmörder und großer Vater der Revolution hat - 2. März 1953 - einen Schlaganfall. Ob er nun tatsächlich im Sterben liegt, wagen Chruschtschow, Beria, Malenkow und die anderen aus dem Politbüro, nicht endgültig, sozusagen final, festzustellen. Denn wenn Stalin nun doch überleben sollte, könnten sie durch eine falsche Diagnose eines falschen Arztes, den man gerufen hat, in Ungnade fallen. Konsequenz: Kopfschuss.
Doch während die Herren, die ja die absolute Macht über das Leben anderer hatten, nun ihrerseits zitternd um Stalins Fast-Leiche, eingelegt in Urin, herumstehen, beginnen nichtsdestotrotz schon die Diadochenkämpfe. Feige. Hinterhältig. Gnadenlos. Schließlich ist Stalin endgültig verschieden, und bis zur pompösen Beerdigung hat der Gewiefteste und Rücksichtsloseste – Chruschtschow – "das Rennen" gemacht.

Was macht den Film besonders?

Die Absurdität des Verhaltens der Nomenklatura aus dem engsten Führungszirkel um Stalin – "Speerspitze der Revolution"… hahaha! - erscheint in einer atemberaubenden Mischung aus Lächerlich- und Dämlichkeit. Doch die Gewalt, auf der solches Verhalten basiert, demaskiert sich mit jedem Schachzug dieser Herren.
Und das System der gnadenlosen Macht ist natürlich auch mit dem Tode des Diktators und dem Ende der Diadochenkämpfe nicht beendet.

Die Bewertung:

Ein kluger, herausragend böser Film, eine Polit-Satire, die es schafft, uns dieses berühmt-berüchtigte "Lachen im Halse, welches steckenbleibt" zu bescheren. Der Italo-Schotte Armando Iannucci weiß sehr genau auf dem Grat zwischen Komik und Tragödie zu gehen. Der Kosmos, den er in "The Death of Stalin" entwirft, ist einer von Anpassung, Intrigen, Manipulation und brutalem Taktieren. ‚Game of Thrones‘ in den 1950ern.
Aber vor allem – in dieser historischen Stunde, in der ein Diktator abtritt – zeichnet der Film ein düsteres Bild von dem, was der Mensch alles unternimmt, um zu überleben. Egal, wie viele Leichen den Weg pflastern. In Russland hat dieser Film übrigens keine Aufführungslizenz bekommen: Er hat die Putin-Administration empört.

The Death of Stalin (Frankreich/Großbritannien 2017)
Regie: Armando Iannucci
Mit: Steve Buscemi, Rupert Friend, Simon Russell Beale, Jason Isaacs, Michael Palin u.a.
108 Minuten, FSK: frei ab 12

Im Kompressor sprachen wir mit Filmkritiker Jörg Taszman und Russland-Experte Thomas Franke über den Film. Hier können Sie das Gespräch nachhören:
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