Film der Woche: "Helle Nächte" von Thomas Arslan

Das Licht der Mitternachtssonne

Georg Friedrich in Thomas Arslans "Helle Nächte"
Georg Friedrich in Thomas Arslans "Helle Nächte" © Schramm Film / Marco Krüger
Von Anke Leweke · 10.08.2017
Ein Vater, ein Sohn, die endlosen Straßen Norwegens und der scheinbar ewige Sonnenschein jenseits des Polarkreises: Thomas Arslans so sprödes wie schönes Familiendrama "Helle Nächte" hält Distanz zu seinen Figuren - und kommt ihnen dennoch nahe.

Darum geht's:

Die Kamera folgt Michael, der als Bauingenieur in Berlin lebt und arbeitet, bei seiner Reise nach Norwegen. Dort in der nordischen Abgeschiedenheit hat sein Vater gelebt, mit dem er ein schwieriges Verhältnis hatte. Nun ist der große Unbekannte in seinem Leben gestorben. Michael möchte Abschied nehmen, wissen wie sein Vater lebte.
Tristan Göbel (li.) und Georg Friedrich in Thomas Arslans "Helle Nächte"
Tristan Göbel (li.) und Georg Friedrich in Thomas Arslans "Helle Nächte"© Schramm Film / Marco Krüger
Begleitet wird er dabei von seinem 14-jährigen Sohn Luis, der nicht bei ihm aufgewachsen ist. Zwei einander Fremde reisen in die Fremde. Nach der Beerdigung überrascht der Vater den Sohn mit einer Reise in die Natur. Auf ihrem gemeinsamen Weg durchlaufen Michael und Luis Umwege und Abkürzungen, Annäherungen und Rückzüge. Mal wirken sie wie ein eingespieltes Team, dann macht sich wieder angestaute Spannung auf.

Das macht den Film besonders:

Es gibt verschiedene Arten, Menschen im Kino kennenzulernen, ihnen nahe zu kommen. Man kann ihre Geschichte oder ihre Biografie erzählen. Oder sie auch einfach nur beobachten. Thomas Arslan ist ein Regisseur, der seine Figuren stets ein Stück ihres Weges begleitet. Dabei geht es Arslan um mehr als das äußere Fortkommen. Er und die Kamera registrieren alles, was dabei passieren kann. Es ist das Licht der Mitternachtssonne, das dieser Vater-und-Sohn-Geschichte etwas Allgemeingültiges gibt.
Der Regisseur Thomas Arslan
"Ein kluger Regisseur": Thomas Arslan© Schramm Film / Marco Krüger
"Helle Nächte" ist ein schöner Film. Weil auch seine Bilder Vater und Sohn die Freiheit lassen, ihren gemeinsamen Raum zu erkunden. Es ist ein spannender Film, weil man hofft, dass sich diese beiden verstockten Helden aufeinander zu bewegen.
Doch Thomas Arslan ist ein kluger Regisseur. Er weiß, dass jede Beziehung ihr Eigenleben hat. Er begleitet seine Figuren, bewahrt Distanz und kommt ihnen dennoch nahe.

"Helle Nächte"
Regie: Thomas Arslan
Mit: Georg Friedrich, Tristan Göbel, Marie Leuenberger, u.a.
Deutschland, 96 Minuten
ab 10. August 2017 im Kino
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