Fikry El Azzouzi: "Sie allein"

Liebe in Zeiten des Terrors

Cover Fikry El Azzouzi: "Sie allein"
Fikry El Azzouzi: "Sie allein" © DuMont / dpa-Bildfunk
Von Verena Auffermann · 14.11.2017
Eva betreibt ein Restaurant in Brüssel. In der Küche arbeitet Ayoub, ein Flame mit marokkanischen Wurzeln. Der belgische Autor Fikry El Azzouzi erzählt in "Sie allein" eine Liebesgeschichte, die Vorurteilen, Fremdheit und einer auseinanderdriftenden Gesellschaft trotzt.
"Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet", so beginnt und endet der Roman "Sie Allein". Auf 254 Seiten erzählt der 1978 geborene Fikry El Azzuouzi, wie seine Hauptfigur Ayoub, ein Flame marokkanischer Herkunft, sich in einem Esslokal verdingt und in die Fallstricke von Liebe und Eifersucht gerät. Es ist eine Geschichte von Fremdheit, Glauben, Gewalt, von Tradition, Terrorismus und Liebe. Verhandelt werden Vorurteile gegenüber Muslimen, die realen Anschläge in Brüssel und das durch jedes verübte terroristische Verbrechen gereizter werdende Klima zwischen Einheimischen und Zugezogenen in Belgien.

Krank an Leib und Seele

Fikry El Azzouzi benutzt eine kraftvolle Umgangssprache mit modischen Formulierungen und erklärt seinen Lesern viel: Wie sich ein Fremder in einer fremden Gesellschaft fühlt, wie er gedemütigt wird, wie empfindlich er ist, welche Techniken er benutzt, um das durchzustehen. Ayoub ist eine komplexe Figur, anfällig für Krankheiten an Leib und Seele, immer beides, stark und schwach, oder wie es heißt: "so clever und gleichzeitig so bescheuert". Er arbeitet auf unterster Ebene als Tellerwäscher. Mit der beginnenden Liebe zwischen Ayoub und Eva, der Mitbesitzerin des Lokals, beginnen die Komplikationen.

Großer Schicksalsstoff

Fikry El Azzouzi scheut sich nicht vor großem Schicksalsstoff, gibt Ayoubs Familie farbenreiche Auftritte, zeigt Eva als eine couragierte Frau, unterbricht die Handlung, um mit pädagogischem Eifer islamische Riten zu erklären und mit kraftvollen Ausdrücken Sex zu beschreiben. Fikry El Azzouzi ist kein feinsinniger Sprachkünstler, sondern stellt bekannte Deutungsmuster vor – und ist zugleich ein Interpret bestehender Missverständnisse. Der 39-jährige Schriftsteller, der als Kolumnist und Dramatiker arbeitet und seit 2010 Romane veröffentlicht, hat ein aufklärerisches Buch über kulturelle Konflikte in Zeiten von Terror und Gewalt geschrieben.

Fikry El Azzouzi: "Sie allein"
Aus dem Niederländischen von Ilja Braun
DuMont Buchverlag, Köln 2017
254 Seiten, 22 Euro

Mehr zum Thema