Festival "New Life" in Berlin

Wie sich das Exil in der Musik jüdischer Komponisten zeigt

Der Direktor des Schweriner Konservatoriums, Volker Ahmels, zeigt in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) eine Partitur des Komponisten Paul Ben-Haim aus der umfangreiche Partiturensammlung von verfemten Komponisten.
Partitur des Komponisten Paul Ben-Haim aus der Sammlung des Schweriner Konservatoriums © picture alliance / Jens Büttner
Mimi Sheffer im Gespräch mit Haino Rindler · 14.07.2017
Kurt Weill, Ernst Toch oder Paul Ben-Haim - beim Festival "New Life" in Berlin wird Musik jüdischer Komponisten gespielt, die vor den Nazis fliehen mussten. Deren Lebensweg spiegele sich auch in ihrer Musik wider, sagt Initiatorin Mimi Sheffer.
Zahlreiche bekannte und auch weniger bekannte jüdische Komponisten flohen vor den Nationalsozialisten ins Exil. Wie sich das auf ihre Musik auswirkte und in ihrer Musik widerspiegelte, zeigt das Festival "New Life", das derzeit in Berlin stattfindet.
Aus sehr ähnlichen Ausgangssituationen seien die Komponisten ganz unterschiedliche Wege gegangen, sagt die Sopranistin Mimi Sheffer, die das Festival leitet und initiiert hat:
"Also, wir haben Kurt Weill, der dann am Broadway landete. Und wir haben Ernst Toch, der für Hollywood geschrieben hat."
Andere wie Erwin Schulhoff, Pavel Haas oder Leo Smit hätten die Verfolgung nicht überlebt.

Geprägt von Mahler und Strauss

Im Mittelpunkt des Festivals steht der vor 120 Jahren in München geborene Komponist Paul Ben-Haim, der 1933 vor den Nationalsozialisten nach Tel Aviv floh. Ben-Haims Musik erzähle sehr, sehr klar dessen Geschichte, betont Mimi Sheffer.
"Es gibt die Musik, die er noch in Deutschland geschrieben hat, die sehr, sehr viele Jahre gar nicht zu hören war – in Deutschland war die Musik verbannt – und er wollte ein ganz neues Kapitel anfangen und wollte auch damit nichts mehr zu tun haben. Es kommt jetzt erst aus den Archiven", sagt Mimi Sheffer, die im Rahmen des Festivals ein Konzert mit dem frühen Werk Ben-Haims gibt. "Und das ist sehr aus seiner Kindheit in München geprägt, man hört darin Mahler und Strauss, und er schreibt zu Texten von Lautensack, von Morgenstern, von Hugo von Hoffmannsthal."

Nach der Flucht schwieg Ben-Haim drei Jahre lang

Nach seiner Flucht nach Tel Aviv habe Ben-Haim als Komponist zunächst drei Jahre lang geschwiegen.
"Und heraus kam eine neue, andere Art von Musik", sagt Sheffer. Vor allem durch seine Zusammenarbeit mit der Sängerin Braha Zefira, die sehr versiert in außereuropäischer Musik gewesen sei. "Und das hat er dann zusammengebracht dadurch, dass er Lieder für sie bearbeitet hat. Daraus nahm er seine neuen Motive und neuen Rhythmen."
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