Festival Musica Polonica Nova

Wrocław - Breslau, die Hauptstadt Niederschlesiens, eine lebendige Stadt mit 600 000 Einwohnern. Jede(r) fünfte von ihnen studiert an der traditionsreichen Universität oder an einer der vielen Hochschulen. Wrocław ist bekannt und beliebt für seine offene und tolerante Atmosphäre. Die Breslauerinnen und Breslauer sind stolz auf diese Offenheit und erklären sie mit der Tatsache, dass sie alle so unterschiedlicher Herkunft sind.
Keiner hat hier tiefere Wurzeln. Deshalb entdecken alle Bewohner begierig die Geschichte ihrer Stadt, die mal polnisch, dann böhmisch, dann preussisch war und jetzt wieder polnisch ist und sich als Herz eines großen offenen kerneuropäischen Landes Schlesien versteht. Der musikalischen Kultur einer Stadt und ihres Umlandes kann diese Offenheit und dieses Selbstbewusstsein nur förderlich sein. Seit 1962 gibt es das Festival Musica Polonica Nova, das inzwischen zu den wichtigsten Festivals in Polen gehört. Einer seiner Initiatoren, der Komponist Rafał Augustyn, geborener Breslauer, beschreibt die musikalische Tradition der Stadt folgendermaßen: "Wir haben keinen Musiker, mit dem man uns assoziieren kann. Wir haben keinen Mozart, es gibt einige bedeutende deutsche und polnische Dichter, aber keine Musiker. Kein bedeutender deutscher Komponist hat hier gearbeitet, Breslau war immer nur eine Importstadt. Als Gäste waren hier Mahler und Strauss. Liszt hat einmal hier gespielt. Brahms hat eines seiner weniger guten Stücke für unsere Universität geschrieben, die Akademische Festouvertüre."

Keine Tradition - beste Voraussetzungen für eine lebendige junge Musikszene. Nicht nur Rafał Augustyn meint, dass in Breslau eine neue polnische Komponistenavantgarde heranreift. Erstmals spielen einige junge Künstler aus der Stadt wie Cezary Duchnowsky, Agata Zubel und Marcin Bortnowski eine führende Rolle in der polnischen und europäischen Musikszene. Auch die Komponisten und Musiker hoffen schließlich auf eine stärkere Kooperation ihrer Stadt mit dem niederschlesischen Umland und den anderen Partnern innerhalb der großen Euroregion Schlesien, damit Wrocław nicht mehr nur berühmt ist für seine Importe, sondern auch seine eigenen künstlerischen Leistungen.

Das Festival Musica Polonica Nova findet an vielen Orten Breslaus statt, in der Philharmonie, in der Oper, im berühmten Leopoldinum-Saal der Universität und in anderen kleineren locations mit sehr unterschiedlichen Konzerten. Große polnische Orchester wie das Nationale Rundfunksinfonieorchester aus Kattowitz kommen nach Breslau, aber auch viele einheimische Künstler präsentieren neue und ungewöhnliche Musik: So gibt es ein "TECH-NO Orchestra", sehr viel elektronische Musik und experimentelles Musiktheater. Das heutige Konzert bildet den Schlusspunkt des diesjährigen Festivals. Es gastiert das angesehene AUKSO Kammerorchester unter der Leitung seines Gründers Marek Mos mit der Sopranistin und Komponistin Agata Zubel. Sie ist eine der Hauptpersonen der Breslauer Musikwelt, eine energische, expressive Künstlerin, die auch mit ihren Kompositionen international für Aufsehen gesorgt hat. Im Konzert wird es zwei Uraufführungen geben, das Klavierkonzert des Breslauers Rafał Augustyn und das Ensemblestück "Konstelacje" des jungen Kattowitzer Komponisten Mikołaj Górecki.
In der Konzertpause berichtet Volker Michael von den Höhepunkten des Musikfestivals.


Festival Musica Polonica Nova
Abschlusskonzert
Live aus der Philharmonie Wrocław/Breslau


Mikołaj Górecki
"Konstelacje” für 15 Ausführende

Rafał Augustyn
"Itinerarium" für Klavier und Orchester


ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten und anschließend:
"Das Festival Musica Polonica Nova"
Von Volker Michael


Wojciech Kilar
"Ricordanza” für Streichorchester


Witold Lutosławski
"Chantefleur et Chantefables" für Sopran und Orchester



Agata Zubel, Sopran
Leszek Mozdzer, Klavier
AUKSO Orchester Tychy
Leitung: Marek Mos