Festival Baltikum

Unter Kollegen: Ivan Fischer dirigiert Pärt pur

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Iván Fischer © Marco Borggreve
16.02.2018
"Ich musste diese Musik behutsam aus Stille und Leere hervorziehen" – das ist eine Aussage Arvo Pärts über sein Te Deum von 1985, das am Ende des gänzlich ihm gewidmeten Berliner Abends steht.
Doch sie gilt nicht nur für dieses Werk allein, das in seiner schwebenden Verinnerlichung weit vom prunkvollen Festgedröhn anderer Kompositionen des alten lateinischen Textes entfernt ist, sondern bezeichnet ein Prinzip seines Komponierens überhaupt. Natürlich ist Arvo Pärt, schon seit Jahren der weltweit populärste baltische Komponist, für ein mehrtägiges Baltikum-Festival, wie es im Februar in Berlin stattfindet, fast obligatorisch; dass ihm ein ganzer Abend allein gewidmet wird, darf dennoch als besondere Reverenz an den mittlerweile 82-jährigen betrachtet werden.
Dabei hat Ivan Fischer, der scheidende und auch selbst komponierende Chef des Konzerthausorchesters, offenbar eine entspannte Beziehung zu dem estnischen Kollegen, obwohl seine eigenen Werke ziemlich anders klingen. Jedenfalls "betreut" er ihn nicht nur vom Dirigentenpult aus, sondern wechselt zwischendrin auch als Kammermusiker ans Klavier, um beim "Spiegel im Spiegel" – wie das Te Deum eines der häufigst aufgeführten Stücke Pärts – mitzutun. Das Hauptgewicht liegt dennoch auf den weiter ausgreifenden und jeweils halbstündigen, meditativ gestimmten geistlichen Werken – wobei für die spanischsprachige Psalmvertonung "Como cierva sedienta" mit Sandrine Piau eine Solistin gewonnen wurde, deren reintönige und glockenhelle Stimme für Passagen lyrischer Innigkeit (neben denen dieses Werk von 2002 auch einige dramatischere kennt) wie geschaffen scheint.


Festival Baltikum
Live aus dem Konzerthaus Berlin


Arvo Pärt
"Como cierva sedienta" für Sopran und Orchester
"Spiegel im Spiegel" für Violine und Klavier
"Te Deum" für drei Chöre, Klavier, Streicher und Tonband


Sandrine Piau, Sopran
Sayako Kusaka, Violine
Rundfunkchor Berlin
Konzerthausorchester Berlin
Leitung und Klavier: Iván Fischer