Fest in russischer Hand

Von Stephan Laack · 24.10.2012
Die Halbinsel Krim im Schwarzen Meer ist ein Dauerzankapfel zwischen Russland und der Ukraine. Einer der Streitpunkte ist die fortdauernde Nutzung des Hafens Sewastopol als Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte. Auf der Krim stehen etwa 60 Prozent russische Bevölkerung rund 25 Prozent ukrainischer Bevölkerung gegenüber.
Die Stationierung der russischen Schwarzmeerflotte ist eines der Reizthemen in der Ukraine. Unter Präsident Janukowitsch wurde der Pachtvertrag bis zum Jahr 2042 verlängert - als Gegenleistung erhielt die Ukraine einen Preisnachlass bei Gaslieferungen in Höhe von schätzungsweise 30 Milliarden Euro. Bei der damaligen Abstimmung im Parlament flogen Fäuste und Rauchbomben. Mykola Nedogibtschenko ist ehemaliger Pressechef der ukrainischen Marine. Nun arbeitet er für das Parteienbündnis "Geeinte Opposition". Im Vergleich zu Parteikollegen hat der frühere Kapitän zur See ein relativ entspanntes Verhältnis zur Präsenz der russischen Flotte. Er kritisiert aber, die Ukraine habe sich unter Wert verkauft:

"Im großen und ganzen hat Sewastopol sehr viel verloren. ( ... ) Der Vertrag wurde in aller Eile geschrieben, er war nicht durchdacht und ausreichend ausgearbeitet. Bei der Senkung des Gaspreises um 100 Dollar auf 1000 Kubikmeter, wurden etwaige Preissteigerungen in der Zukunft gar nicht berücksichtigt."

Zudem könne die Stationierung der russischen Flotte Sewastopol in eine gefährliche Situation manövrieren wie beispielsweise 2008, als von hier aus russische Kriegsschiffe ausliefen, um Ziele in Georgien anzugreifen. Sewastopol sei somit der Gefahr eines Gegenschlags ausgesetzt gewesen. Seine kritische Haltung zur russischen Schwarzmeerflotte teilen nicht viele auf der Krim. Die überwiegend russischstämmige Bevölkerung steht dem positiv gegenüber. Die Einführung von russisch als zweiter Amtssprache wird ebenfalls von den meisten begrüßt. Regierungschef der autonomen Republik Krim ist Anatolij Mogilow, der direkt von Präsident Janukowitsch ernannt wurde. Mogilow ist zuversichtlich, dass seine Partei der Regionen die Wahlen gewinnen wird.

"Ich spreche häufig mit den Menschen vor Ort. Über einen heißen Draht bekommen wir 10.000 Anrufe pro Jahr. Immer wieder höre ich, dass das, was wir in den vergangenen zwei Jahren gemacht haben, sehr wichtig sei. Auch unabhängige Experten bestätigen, dass sich hier in den vergangen zwei Jahren mehr verändert hat, als in dem Jahrzehnt zuvor."

Mogilow verweist auf die Arbeitsplätze, die durch die Schwarzmeerflotte gesichert seien. Das sei aber längst nicht alles. Die Krim setze auf Wachstum und Modernisierung. Durch Stabilität zum Wohlstand - so die Botschaft der Partei der Regionen. Der vereinten Opposition um Julia Timoschenkos Partei Vaterland werden auf der Krim wenig Chancen eingeräumt. Nach Ansicht der Lokaljournalistin Irina Katwaljuk liegt dies auch in der Vergangenheit begründet. Timoschenko sei zu ihrer Zeit als Regierungschefin nie wirklich auf die Bedürfnisse der russisch-stämmigen Bevölkerung eingegangen.

"In Sewastopol vergisst man die Worte Timoschenkos nicht, die einmal gesagt hat: 'Es wird so gemacht wie ich will, sonst kann Sewastopol am Meerwasser ersaufen.' So ungefähr hat sie es gesagt. Die Menschen haben diese Beleidigung noch in Erinnerung. Sie verzeihen ihr das nicht."

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