Fernsehkritik, Montagsdemo-Doku und virtueller Chor

Von Jörg Schieb |
Holger Kreymeier kritisiert auf www.fernsehkritik.tv etwa alle zwei Wochen deutsche TV-Sendungen. Mit den Montagsdemos in Leipzig beschäftigt sich www.springhin.de/leipzig. Beide Seiten sind für den Grimme Online Award nominiert. Die Website www.springhin.de/chor bietet einen virtueller Chor, zusammengestellt aus 185 Video-Porträtbildern.
www.fernsehkritik.tv

"Das haben selbst RTL-2-Zuschauer nicht verdient."

So klipp und klar enden viele Kritiken von Holger Kreymeier. Der Mann schaut viel Fernsehen – und hat eine Menge daran auszusetzen, was er da zu sehen bekommt. Jedenfalls lässt der Macher und Moderator des ungewöhnlichen Web-TV-Formats namens fernsehkritiv.tv kaum ein gutes Haar an deutschen und ausländischen Produktionen.

Auch die aktuelle WM-Berichterstattung aus Südafrika bekommt da ihr Fett weg ...

Eine eher satirische Fernsehkritik, zu finden unter www.fernsehkritik.tv. Etwa alle zwei Wochen gibt es eine neue, aktuelle Ausgabe.
Moderator Kreymeier knöpft sich gerne und vor allem Trashsender und Talkshows vor. Steilvorlagen für jeden, der Fernsehen durch den Kakao ziehen will ... Aber fernsehkritik.tv bietet auch witzig gemachte Rückblicke, etwa auf die Fernsehunterhaltung der 60er-Jahre.

""Hilfe, meine Verwandten kommen"."

So manche Folge ist 45 Minuten lang – kürzer wäre mitunter besser. Dennoch: Das Anschauen macht Spaß.

Ob Talksendung oder Quizshow, Privatfernsehen oder öffentlich-rechtlich: Fernsehkritik TV informiert humorvoll, kenntnisreich und ausgiebig über die Schwächen, aber auch die Stärken des aktuellen Fernsehprogramms. So umfangreich, wie es derzeit kaum an anderer Stelle geschieht.

www.springhin.de/chor

Ein recht ungewöhnlicher Chor, der da auf dem Bildschirm erscheint: 185 Sängerinnen und Sänger aus 12 Ländern, die sich noch nie im Leben live gesehen haben – und trotzdem gemeinsam und in perfekter Harmonie ein Lied singen.

Unter www.springhin.de/chor gibt es dieses ungewöhnliche Werk zu bestaunen: Ein Video ist zu sehen. Der Vorhang öffnet sich, eine halbdunkle Bühne kommt zum Vorschein. Auf einem Breitwand-Monitorbild schwebt ein Dirigent in den Raum. Im Hintergrund ein virtueller Chor, zusammengestellt aus 185 Video-Porträtbildern.

Die Idee, einen virtuellen Chor zusammenzubekommen, hatte Eric Whitacre, von Beruf Dirigent und Komponist. Er hat seinen über die ganze Welt verstreuten Chor in mühevoller Kleinarbeit aus lauter Amateuren via YouTube gecastet, die besten Stimmen ausgewählt.

Vorbereitet, abgewickelt und koordiniert wurde das Projekt über seinen Blog, seine Facebook-Seite und über YouTube. Alle Sänger haben ihren Part per Webcam aufgenommen und eingeschickt. In einem zweiten Schritt haben alle Sänger noch mal zeitgleich gesungen, unter Anleitung des Dirigenten.

Wer wissen will, wie das alles organisiert und koordiniert wurde, kann sich das "Making of" anschauen. Da gibt's auch einzelne Sänger aus dem Chor zu sehen. Am beeindruckendsten ist aber das Ergebnis: Der erste virtuelle Chor mit 185 Stimmen.


www.springhin.de/leipzig

Montag, der 9. Oktober 1989. Was damals in der Leipziger Innenstadt passierte, das hat die Bundesrepublik nachhaltig verändert. Die berühmten Montagsdemos haben den Mächtigen der DDR kräftig zugesetzt – und schließlich zur Wiedervereinigung geführt.

Heute, im 20. Jahr der Wiedervereinigung, weiß aber kaum noch jemand, wie die zeitlichen Abläufe damals gewesen sind. Das will das Webspecial "Das Wunder von Leipzig" ändern. Unter www.springhin.de/leipzig werden die Geschehnisse von damals detailgetreu nacherzählt.

"Runde Ecke", Hauptbahnhof, Nikolai Kirchplatz, SED-Bezirksleitung: Der Benutzer kann per Mausklick die verschiedenen Winkel der Stadt erkunden, die Demo entlang des Innenstadtrings quasi live verfolgen und jederzeit nachsehen, wann, was, wo passiert ist.

Das Webspecial, eine Gemeinschaftsproduktion von ARTE und MDR, hat eine Menge zu bieten: Augenzeugenberichte zum Beispiel, sowohl zum Nachlesen wie zum Angucken, aber auch Hintergründe, Fotos, Audios und vor allem jede Menge Filmsequenzen. Zusammen entsteht eine multimediale Dokumentation, die den Nutzer mitnimmt auf eine Reise zu den bedeutendsten Ereignissen der jüngeren deutschen Geschichte.