Fernsehkrimi-Festival in Wiesbaden

Der Sonntagabend-Krimi "ist deutsche Kultur"

Tatort-Skizze einer Leiche anlässlich einer Lesung.
Fast jeden Abend laufen Krimis im Fernsehen und die Suche nach dem Täter beginnt © imago
Sascha Arango im Gespräch mit Ute Welty  · 06.03.2018
Krimis bestimmen das deutsche Fernsehen - für viele zählt der Fernsehkrimi am Sonntagabend zum festen Wochenend-Ritual. In Wiesbaden widmet sich nun ein Festival dem Mord in der Mattscheibe.
"Ich weiß nicht, inwieweit der Zuschauer informiert ist, dass es viel mehr Morde im Fernsehen als in der Wirklichkeit gibt", sagte Drehbuchautor Sascha Arango im Deutschlandfunk Kultur anlässlich des Fernsehkrimifestivals, das heute in Wiesbaden beginnt.
Gibt es mittlerweile gar zu viele Krimis? Da ist sich der mehrfache Grimme-Preisträger, der unter anderem zahlreiche Drehbücher für den "Tatort" geschrieben hat, selbst nicht sicher. Im Vergleich zu anderen Ländern sei der Sonntagabend jedenfalls stark von Gewalt, Mord und Totschlag beherrscht. "Das ist deutsche Kultur geworden."

Überraschung gesucht

Er versuche in die Seele des Täters einzudringen, sagte der Drehbuchautor: "Mord unter Nachbarn, Mord aus Neid, Mord aus Liebe, diese ganz einfachen Themen, die beschäftigen mich."
Bei seinen Tatorten mit dem Kommissar Klaus Borowski, gespielt von Axel Milberg, wähle er immer denselben dramaturgischen Weg: "Das ist, dass ich den Mord zeige mit all seinen Motivationen, den Mörder als Täter im Mittelpunkt, der seine Tat ausübt und dann eigentlich erst seine Strafe antritt."
Im Jubiläumsfall sitzen die Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und ihr Berufskollege Klaus Borowski (Axel Milberg) gemeinsam im
Kommissar Klaus Borowski (hinten rechts) ermittelt auch im Taxi© ARD/NDR/Meyerbroeker
Der Nachteil dieser Form des Erzählens sei, dass der Zuschauer alles wisse, was der Kommissar ermitteln müsse. Deshalb müsse er als Autor nach Geschehnissen suchen, in dem beispielsweise etwas passiere, was selbst den Täter überrasche.

Borowski als Pedant

Bei der Lektüre von Prozessakten sei er immer wieder überrascht, dass Täter zwar viel Zeit investierten, um die Tat vorzubereiten, aber wenig darüber nachdächten, was danach geschehe: "Hier kommt mein geliebter Borowski ins Spiel, den ich einfach so gewählt habe, weil er auch so vom Charakter her mir so gut gefällt", sagte Arango.
Die von ihm geschaffene Figur sei eher ein "literarischer Kriminalkommissar". Und ein Pedant, der sich eine gewisse innere Freiheit nehme und etwas zu ergründen versuche, was auch in ihm und in uns allen sei.

Das Deutsche Fernsehkrimi-Festival - noch bis Sonntag, 11. März 2018, in Wiesbaden.

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