Fernöstliche Kunst am Rhein

Von Ulrike Gondorf |
Der Palast der chinesischen Kaiser in Bejing ist ein Mythos: Geheimnis, Macht, Pracht und Glanz umgeben ihn - und ziehen jedes Jahr mehrere Millionen Besucher an. Ein kleiner, aber hochkarätiger Querschnitt durch die Schätze des Palastmuseums ist jetzt in Köln zu sehen.
Der Konferenzsaal des Museums ist voll bei der Pressekonferenz, die Fotoapparate klicken, der Gast ist prominent. Dr. Shan Jixiang, der Direktor des Palastmuseums in Peking, bekleidet in China den Rang eines Ministers. Seit vielen Jahren hat sein Haus nicht mehr mit einem Museum in Deutschland kooperiert. Nun begleitet er ausgesuchte Schätze aus der "Verbotenen Stadt" ins Ostasiatische Museum nach Köln und betont die völkerverbindende Bedeutung der Kultur.

Etwa 190 Objekte sind zu sehen, darunter viele, die zu den historisch besonders bedeutenden Stücken aus den mehr als 1,8 Millionen Kunstwerken des Palastmuseums gehören. Gleich im ersten Ausstellungssaal riesige Gemälderollen: lebensgroße Herrscherporträts, vielfigurige und detailreiche Szenen von Zeremonien am Hof der Himmelssöhne, wie die Kaiser sich nennen durften. Weiter geht es mit Originalroben aus kunstvoll besticktem Brokat, einem Glockenspiel mit 16 reich ziselierten Messingglocken.

"Ja, wenn schon, denn schon …"

… sagt Museumsdirektorin und Kuratorin Dr. Adele Schlombs:

"Dann wollen wir das ganz große, das zentrale Museum hier hinholen, das ist vielleicht anstrengender, aber das wollen wir dann machen."

Das China-Jahr in Deutschland und das 25-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Bejing und Köln haben dem Ostasiatischen Museum die Mittel und die Chance verschafft, eine besonders ambitionierte Ausstellung anzugehen. "Der Glanz der Kaiser von China" wird exklusiv in Köln zu sehen sein. Die Schau ist - so betont die Museumsdirektorin im Hinblick auf andere, problematische Erfahrungen mit deutsch-chinesischen Ausstellungskooperationen - in ihrem Haus konzipiert und weitgehend nach diesen Plänen realisiert worden. Thematischer Schwerpunkt ist das Herrscherbild und der Herrschaftsanspruch der chinesischen Kaiser der Qing-Dynastie.

"Das 17. / 18. Jahrhundert ist die große Blüte des chinesischen Kaiserreichs, China erreicht die größte Ausdehnung seiner Geschichte, die wichtigsten Neuerungen, -- das ist die heißeste Zeit, da beschäftigt man sich am liebsten."

Die Prachtentfaltung, der bis ins Religiöse hineinreichende Autoritätsanspruch und das prunkvolle Zeremoniell, das ihn zum Ausdruck brachte - diese Aspekte bestimmen das erste Kapitel der Ausstellung. Im Mittelpunkt steht ein komplettes Thronensemble: Wie auf einer Bühne erhöht steht der Herrschersitz, ein großer türkiser Wandschirm, verziert mit stilisierten Schriftzeichen und symbolischen Ornamenten in Gold, bildet den Hintergrund. Zu Füßen des Herrschers stehen kostbare Gefäße: zwei Kraniche in weißer Emailarbeit, mit echten Schwanzfedern, zwei zierliche Pagoden auf hohen Säulen. Bei den Zeremonien verströmten sie Duft und Weihrauch und entrückten so den Himmelssohn aus der Sphäre seiner Untertanen.

"Wenn Sie so ein Thronensemble sehen und sich vorstellen, dass aus den Weihrauchspendern der Rauch quoll und der Herrscher wie ein göttliches Wesen auf seinem Thron saß, ich denke, dann kann man vieles, was theoretisch schon in den Köpfen verankert ist, kann man viel besser begreifen."

Nicht nur dieses ausgeprägte nationale und kulturelle Selbstbewusstsein Chinas als Reich der Mitte - was in traditionellem Verständnis "Zentrum der Welt" bedeutete" - und die dominierende Rolle von Ritualen und Hierarchien macht die Ausstellung in vielen Kunstwerken anschaulich. Ebenso spannend dokumentiert sie ein Gegengewicht: Eine integrative Kraft dieser Kultur, die es zum Beispiel ermöglichte, dass verschiedene Religionen wie Buddhismus, Schamanismus, Daoismus mit ihren Festen, Tempeln und Götterbildern gleichberechtigt das Leben in der Verbotenen Stadt bestimmten.

Auch westliche Einflüsse, die mit den Missionaren ins Land kamen, wurden angenommen und führten zu einer Hochblüte von Wissenschaft und Kunst. Ein in Köln gefertigtes astronomisches Instrument erzählt zum Beispiel davon. Der am Kaiserhof zum Mandarin aufgestiegene Jesuit Adam Schall von Bell hatte es einst nach Bejing gebracht.

"Auf der anderen Seite haben die Kaiser auch großes Interesse gehabt, die jesuitischen Künstler zu beschäftigen: Glasfachleute, Maler wie Castiglione waren hoch geschätzt, das ist ein Grund, weswegen es interessant ist, sich auf diese Epoche zu fokussieren, weil der Austausch so interessant ist."

Oft entstand aus dem Zusammentreffen zweier Kulturen etwas ganz Neues. Wunderschöne, wie Edelsteine leuchtende Gefäße zeigen das in der Ausstellung. Sie sind in der aus dem Westen importieren Emailtechnik dekoriert, ihr Körper aber besteht aus chinesischem Porzellan. Verbindendes wie Trennendes will diese Ausstellung aufzeigen mit dem Blick aus der Geschichte in die Gegenwart.

"Es ist falsch, wenn man meint, man könnte mit dem heutigen China zusammenarbeiten und so tun, als wären die auf dem weißen Papier entstanden. Konflikte haben ihre Ursachen in Haltungen, die viel älter sind, ich denke, wir haben 'ne Menge wichtiger Überzeugungen hier versammelt und sie sind sinnfällig als Objekte."


Service:

Unter dem Titel "Der Glanz der Kaiser von China" ist die Ausstellung vom 20. Oktober 2012 bis zum 20. Januar 2013 im Ostasiatischen Museum in Köln geöffnet.


Mehr zum Thema:

Kaiserlicher Glanz Chinas
Im Kölner Museum für Ostasiatische Kunst sind Schätze aus Pekings Verbotener Stadt zu Besuch (DLF)
Mehr zum Thema