Felix Zimmermann über Computerspiele

Deutsche Entwicklungen sind international irrelevant

07:31 Minuten
Messebesucher sitzen auf der Gamescom vor Computern.
Deutschland habe es verpasst, seine Spiele-Entwicklerszene aufzubauen und zu fördern, sagt Spieleforscher Felix Zimmermann. © picture alliance/Oliver Berg/dpa
Moderation: Axel Rahmlow · 20.08.2019
Audio herunterladen
Deutschland ist der fünftgrößte Markt für Computerspiele: Vergangenes Jahr wurden Umsätze von rund drei Milliarden Euro erzielt, aber kaum mit Entwicklungen aus Deutschland. Spieleforscher Felix Zimmermann sagt, die Standortbedingungen seien nicht gut.
Rund 34 Millionen Deutsche spielen regelmäßig Computerspiele – Tendenz steigend. Entwickelt werden diese Spiele allerdings selten in Deutschland.
"Es ist tatsächlich so, dass es in anderen Ländern besser und günstiger ist, Spiele zu entwickeln", sagt Felix Zimmermann, Spieleforscher am Graduiertenkolleg der Universität Köln, im Deutschlandfunk Kultur. "Also in Kanada oder den USA zum Beispiel, auch in Frankreich, weil es dort bessere Fördermöglichkeiten gibt und auch Steuererleichterungen und ähnliches. Deutschland hat da viele Jahre, und vor allem im letzten Jahrzehnt, die Chance verpasst da aktiv drauf einzuwirken."

Bundesregierung will Spiele-Entwicklung fördern

Nun will die Bundesregierung mit 50 Millionen die Entwicklung von Computerspielen in Deutschland fördern. Das Problem allerdings sei, dass die Fördersumme für das nächste Jahr schon wieder nicht im Haushaltsplan auftauche, bemängelt Zimmermann, es bräuchte Langfristigkeit: "Das heißt, dass es da auch entsprechend Kritik gibt, weil es schwierig wird, in die Zukunft zu planen für die Entwicklerstudios."
Auch seien 50 Millionen Euro nicht viel. "Das klingt nach einer sehr großen Summe. Aber die Global Player, über die wir reden, die weltweit erfolgreiche Spiele produzieren, die arbeiten mit derart großen Summen, dass die 50 Millionen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sind", erklärt Zimmermann.

Deutsche Spiele – ein Nischenprodukt

Als Entwicklungsstandort würde Deutschland so schnell keine relevante Rolle bekommen, so Zimmermann:
"Ich glaube, es wird schwer bei den internationalen Playern aufzuholen, aber trotzdem ist die Förderung wichtig, um kleine und mittelgroße Studios zu unterstützen, damit eben die deutsche Computerspielbranche nicht in der Bedeutungslosigkeit versinkt."
Es gäbe durchaus gute Spiele aus Deutschland. "Die können natürlich nicht mit den großen Blockbuster-Produktionen mithalten", so Zimmermann, "aber die Frage, die man sich stellen muss, ist: Müssen die das denn auch unbedingt? Könnte man nicht auch eine Nische finden für diese deutschen Produktionen, die sehr gut sind?"

Akzeptanz in der Gesellschaft

Computerspiele hätten in Deutschland eine gewisse Sonderrolle, sagt Zimmermann. "Mir ist nicht bekannt, dass es in anderen Ländern auch so lange und intensive Diskussionen darüber gab, ob zum Beispiel Computerspiele gar verboten werden sollten. Da gab es ja in den 00er-Jahren diese sehr ominöse Killerspieldebatte."
Inzwischen würden allerdings immer mehr Menschen Computerspiele spielen.

"Mittlerweile ist die gesellschaftliche Durchdringung so groß, dass es kein Thema mehr ist, was man ins Abseits stellen kann", sagt Zimmermann.
(nho)
Mehr zum Thema