Faust-Sinfonie aus Mannheim
Als krönenden Abschluss der Konzertspielzeit 2009/10 präsentiert GMD Dan Ettinger dieses große Werk, das heute nur noch sehr selten in deutschen Konzertsälen erklingt. Eigentlich ist schon diese Tatsache verwunderlich, da es sich um eine schöpferische Auseinandersetzung mit dem Faust-Stoff Goethes handelt, also einer ganz gewiss urdeutschen Problematik.
Franz Liszt hatte sich nach dem freiwilligen Ende seiner Virtuosen-Laufbahn in Weimar niedergelassen, wo er seit 1848 als Hofkapellmeister wirkte und dort so aufsehenerregende Premieren herausbrachte wie diejenige von Richard Wagners Lohengrin. Als Komponist schuf er in den Weimarer Jahren (bis 1858) vor allem eine damals ganz neue Gattung von Orchestermusik: Die symphonische Dichtung. Rein kompositorisch war sie eine Übertragung des von Liszt bereits in seiner einsätzigen Klaviersonate h-Moll entwickelte Technik der Themen-Metamorphose, einer Art der Variationstechnik, auf die Gegebenheiten eines Orchesterwerkes.
Die Einsätzigkeit der neuen symphonischen Gattung folgte nicht dem Prinzip der bereits existierenden Konzertouvertüren mit poetischem Hintergrund, wie sie Mendelssohn, Gade und Schumann kultiviert hatten; vielmehr kopierte Liszt traditionelle Viersätzigkeit der Symphonie und die Gliederung der Sonatenhauptsatzform übereinander. Sein Ziel war erklärtermaßen, der Musik jene Charakterisierungsfähigkeit zu eröffnen, welche für Literatur und Malerei längst selbstverständlich war; es nimmt nicht Wunder, dass die Musik von Hector Berlioz ihm darin Vorbild sein musste.
Während dieser Entwicklungsphase seines Schaffens schuf Liszt zwischen 1854 und 1856 auch seine beiden größten, bedeutendsten symphonischen Kompositionen, die auf Stoffen der Weltliteratur basieren: Die beiden Symphonien nach Goethes Faust und Dantes Divina Commedia. Abweichend von der Konzeption der symphonischen Dichtungen sind beide Werke dreisätzig, stellen sich aber bewusst nicht etwa in die Tradition der Klassik oder Beethovens.
Die drei Sätze der zwischen August und Oktober 1854 geschriebenen Faust-Symphonie zeichnen nicht etwa den Verlauf des Goetheschen Dramas nach, wählen vielmehr dessen drei agierende Hauptfiguren Faust, Gretchen und Mephisto zu Gegenständen musikalischer Charakterisierung. Die Modernität Liszts wird hier gerade daran erfahrbar, dass er diese Kunst - wie Berlioz und die damals modernen französischen Literaten - auf die Sphäre des Bösen und Hässlichen ausdehnte.
Ursprünglich war dieses Werk reine Instrumentalmusik und wurde gerade in dieser Gestalt von Richard Wagner besonders bewundert; erst auf Betreiben seiner damaligen Lebensgefährtin, der Fürstin zu Sayn-Wittgenstein, fügte Liszt vor der Uraufführung am 5. September 1857 den vokalen Schluss an; er gemahnt an das vokale Finale von Berlioz’ Roméo et Julliette (für Bass-Solo, Chor und Orchester); bezieht sich diese Symphonie dramatique freilich sehr eng auf die Handlung des Shakespeareschen Dramas, so wählte Liszt den Text des Chorus mysticus aus dem 2. Teil von Goethes Faust - sehr passend, denn auch dort existiert ja keinerlei dramatische Handlung mehr.
Musikalische Akademie des Nationaltheater-Orchesters Mannheim
Live aus dem Rosengarten Mannheim
Franz Liszt
"Eine Faust-Sinfonie" in drei Charakterbildern für Tenor, Männerchor und Orchester
Istvan Kováczházi, Tenor
Herren des Opern- und Extrachores des Nationaltheaters
Orchester des Nationaltheaters Mannheim
Leitung: Dan Ettinger
im Anschluss ca. 21:20 Uhr Nachrichten
Die Einsätzigkeit der neuen symphonischen Gattung folgte nicht dem Prinzip der bereits existierenden Konzertouvertüren mit poetischem Hintergrund, wie sie Mendelssohn, Gade und Schumann kultiviert hatten; vielmehr kopierte Liszt traditionelle Viersätzigkeit der Symphonie und die Gliederung der Sonatenhauptsatzform übereinander. Sein Ziel war erklärtermaßen, der Musik jene Charakterisierungsfähigkeit zu eröffnen, welche für Literatur und Malerei längst selbstverständlich war; es nimmt nicht Wunder, dass die Musik von Hector Berlioz ihm darin Vorbild sein musste.
Während dieser Entwicklungsphase seines Schaffens schuf Liszt zwischen 1854 und 1856 auch seine beiden größten, bedeutendsten symphonischen Kompositionen, die auf Stoffen der Weltliteratur basieren: Die beiden Symphonien nach Goethes Faust und Dantes Divina Commedia. Abweichend von der Konzeption der symphonischen Dichtungen sind beide Werke dreisätzig, stellen sich aber bewusst nicht etwa in die Tradition der Klassik oder Beethovens.
Die drei Sätze der zwischen August und Oktober 1854 geschriebenen Faust-Symphonie zeichnen nicht etwa den Verlauf des Goetheschen Dramas nach, wählen vielmehr dessen drei agierende Hauptfiguren Faust, Gretchen und Mephisto zu Gegenständen musikalischer Charakterisierung. Die Modernität Liszts wird hier gerade daran erfahrbar, dass er diese Kunst - wie Berlioz und die damals modernen französischen Literaten - auf die Sphäre des Bösen und Hässlichen ausdehnte.
Ursprünglich war dieses Werk reine Instrumentalmusik und wurde gerade in dieser Gestalt von Richard Wagner besonders bewundert; erst auf Betreiben seiner damaligen Lebensgefährtin, der Fürstin zu Sayn-Wittgenstein, fügte Liszt vor der Uraufführung am 5. September 1857 den vokalen Schluss an; er gemahnt an das vokale Finale von Berlioz’ Roméo et Julliette (für Bass-Solo, Chor und Orchester); bezieht sich diese Symphonie dramatique freilich sehr eng auf die Handlung des Shakespeareschen Dramas, so wählte Liszt den Text des Chorus mysticus aus dem 2. Teil von Goethes Faust - sehr passend, denn auch dort existiert ja keinerlei dramatische Handlung mehr.
Musikalische Akademie des Nationaltheater-Orchesters Mannheim
Live aus dem Rosengarten Mannheim
Franz Liszt
"Eine Faust-Sinfonie" in drei Charakterbildern für Tenor, Männerchor und Orchester
Istvan Kováczházi, Tenor
Herren des Opern- und Extrachores des Nationaltheaters
Orchester des Nationaltheaters Mannheim
Leitung: Dan Ettinger
im Anschluss ca. 21:20 Uhr Nachrichten