Fatale Folgen des Alkoholismus
Paula Spencer, Hauptfigur in dem Roman von Roddy Doyle, ist erst seit einigen Monaten trockene Alkoholikerin. Ihr Leben war bislang eine Folge von Abstürzen. Ihr Mann hatte sie immer wieder schwer misshandelt, bis sie es endlich geschafft hatte, ihn rauszuschmeißen. Ihr größtes Problem waren und sind allerdings ihre Kinder.
Der 58-jährige Exlehrer Roddy Doyle hat sich seit Anbeginn seiner Schriftstellerlaufbahn immer im selben Milieu bewegt - dem, das er am besten kennt, weil er in ihm aufgewachsen ist: die irische Arbeiterklasse mit all ihren Stärken und Schwächen. Dazu gehören der Hang zu Gewalttätigkeit ebenso wie die weit verbreitete Alkoholsucht, aber auch die Solidarität und der Wille, sich nicht unterkriegen zu lassen. Seine Protagonisten sind oft sparsam mit Worten, haben Schwierigkeiten, ihre Gefühle verständlich zu machen.
Auch die 48-jährige Paula Spencer ringt jedes Mal um Worte, will sie ihren Kindern, ihren Freundinnen, ihrer Umwelt erklären, was in ihr vor sich geht. Doch nicht nur aus diesem Grund lesen sich die ersten Seiten des Romans so beschwerlich. Es ist Paulas Schicksal, das die Lektüre anfangs so quälend macht. Paula ist erst seit einigen Monaten trockene Alkoholikerin. Ihr Leben war bislang eine einzige Folge von Abstürzen. Ihr Mann hatte sie immer wieder schwer misshandelt, bis sie es endlich geschafft hatte, ihn rauszuschmeißen. Die Flasche war damals ihr einziger Trost.
Diesen Teil von Paulas Geschichte kennen wir bereits aus Roddy Doyles Roman ‚Die Frau, die gegen Türen rannte’. Mit Scham denkt sie an die Zeiten zurück, in denen sie besoffen neben ihren kleinen Kindern lag, unfähig auch nur die Windeln zu wechseln. Die Folgen spürt sie bis heute. Ihre Kinder, inzwischen so gut wie erwachsen, trauen dem Frieden noch nicht so recht. Zu oft haben sie große Schwüre erlebt und dann erneute Rückfälle.
Zudem ist einer ihrer Söhne ist heroinsüchtig geworden, hat sich allerdings davon selbst befreien können. Vorsichtig nähern sich die beiden wieder aneinander an. Am meisten Angst bereitet Paula ihre jüngere Tochter Leanne, denn die scheint inzwischen auch dem Alkohol verfallen. Sie lernt mühsam, das heikle Thema anzusprechen.
Paulas frühere Sucht hat ihr zudem alle beruflichen Chancen genommen. So muss sie sich jetzt als Putzfrau durchschlagen. Dennoch ist sie stolz auf jeden selbstverdienten Cent, freut sich darüber, dass sie endlich ein eigenes Konto eröffnen, ihrem Sohn einen Computer schenken, sich eine kleine Stereoanlage leisten kann. Es sind sehr bescheidene Wünsche, die sich Paula im Verlaufe des Romans peu à peu erfüllen kann. Doch für sie sind es große Schritte. Sie gewinnt ihre Selbständigkeit wieder, genießt die wenn auch bescheidene finanzielle Unabhängigkeit.
Roddy Doyle schildert diesen verzweifelten Kampf gegen die alten Dämonen der Sucht mit großer Sympathie für seine Heldin. Er beschönigt nichts und lässt so auch den Leser in die Abgründe des Alkoholismus schauen, bis es einen schaudert. Man hofft und bangt mit Paula mit, wünscht ihr, das sie es schafft, trocken zu bleiben, freut sich mit ihr über ihre kleinen Triumphe. Roddy Doyle zeigt, wie Paula Schritt für Schritt ihr Leben zurückgewinnt, das ihr vollständig entglitten war. Es ist ein harter, ein heldenhafter Kampf. Doch sie siegt. So nimmt der Roman ein optimistisches Ende.
Rezensiert von Johannes Kaiser
Roddy Doyle: Paula Spencer
Aus dem Englischen Renate Orth-Guttmann, Carl Hanser Verlag München 2008, 302 Seiten, 21,50 Euro
Auch die 48-jährige Paula Spencer ringt jedes Mal um Worte, will sie ihren Kindern, ihren Freundinnen, ihrer Umwelt erklären, was in ihr vor sich geht. Doch nicht nur aus diesem Grund lesen sich die ersten Seiten des Romans so beschwerlich. Es ist Paulas Schicksal, das die Lektüre anfangs so quälend macht. Paula ist erst seit einigen Monaten trockene Alkoholikerin. Ihr Leben war bislang eine einzige Folge von Abstürzen. Ihr Mann hatte sie immer wieder schwer misshandelt, bis sie es endlich geschafft hatte, ihn rauszuschmeißen. Die Flasche war damals ihr einziger Trost.
Diesen Teil von Paulas Geschichte kennen wir bereits aus Roddy Doyles Roman ‚Die Frau, die gegen Türen rannte’. Mit Scham denkt sie an die Zeiten zurück, in denen sie besoffen neben ihren kleinen Kindern lag, unfähig auch nur die Windeln zu wechseln. Die Folgen spürt sie bis heute. Ihre Kinder, inzwischen so gut wie erwachsen, trauen dem Frieden noch nicht so recht. Zu oft haben sie große Schwüre erlebt und dann erneute Rückfälle.
Zudem ist einer ihrer Söhne ist heroinsüchtig geworden, hat sich allerdings davon selbst befreien können. Vorsichtig nähern sich die beiden wieder aneinander an. Am meisten Angst bereitet Paula ihre jüngere Tochter Leanne, denn die scheint inzwischen auch dem Alkohol verfallen. Sie lernt mühsam, das heikle Thema anzusprechen.
Paulas frühere Sucht hat ihr zudem alle beruflichen Chancen genommen. So muss sie sich jetzt als Putzfrau durchschlagen. Dennoch ist sie stolz auf jeden selbstverdienten Cent, freut sich darüber, dass sie endlich ein eigenes Konto eröffnen, ihrem Sohn einen Computer schenken, sich eine kleine Stereoanlage leisten kann. Es sind sehr bescheidene Wünsche, die sich Paula im Verlaufe des Romans peu à peu erfüllen kann. Doch für sie sind es große Schritte. Sie gewinnt ihre Selbständigkeit wieder, genießt die wenn auch bescheidene finanzielle Unabhängigkeit.
Roddy Doyle schildert diesen verzweifelten Kampf gegen die alten Dämonen der Sucht mit großer Sympathie für seine Heldin. Er beschönigt nichts und lässt so auch den Leser in die Abgründe des Alkoholismus schauen, bis es einen schaudert. Man hofft und bangt mit Paula mit, wünscht ihr, das sie es schafft, trocken zu bleiben, freut sich mit ihr über ihre kleinen Triumphe. Roddy Doyle zeigt, wie Paula Schritt für Schritt ihr Leben zurückgewinnt, das ihr vollständig entglitten war. Es ist ein harter, ein heldenhafter Kampf. Doch sie siegt. So nimmt der Roman ein optimistisches Ende.
Rezensiert von Johannes Kaiser
Roddy Doyle: Paula Spencer
Aus dem Englischen Renate Orth-Guttmann, Carl Hanser Verlag München 2008, 302 Seiten, 21,50 Euro