Fashion Week Berlin

Die ersten Tops und Flops

Ein Model präsentiert am 17.01.2017 im Humboldt-Forum in Berlin eine Kreation des Labels Odeeh. Foto: Soeren Stache/dpa
Ein Model präsentiert am 17.01.2017 im Humboldt-Forum in Berlin eine Kreation des Labels Odeeh. © picture alliance / dpa / Sören Stache
Astrid Rudolph im Gespräch mit Nana Brink · 18.01.2017
Metallic-Röcke, Kleider und Oversized Pullis - das sind die neuen - und alten - Trends, die Styleberaterin Astrid Rudolph am ersten Tag der Fashion Week entdeckt hat. Pullis oder Kleider mit Riesenschleifen würden es dagegen nicht auf die Straße schaffen.
Nana Brink: Berlin ist wie immer zweimal im Jahr Modehauptstadt. Gestern wurde die Fashion Week eröffnet mit Heerscharen von Models, Designern und Modebloggern und mit der Grande Dame der deutschen Mode am Start. Dorothee Schumacher, die ihr gleichnamiges Label ja schon 1989 gegründet hat und seit 2009 bei der Fashion Week vertreten ist. Und da ist auch die Style-Beraterin Astrid Rudolph. Sie hatte ihre eigene Fashion Show im ZDF, "Schick und schön", und ist natürlich auch auf der Fashion Week unterwegs. Schönen guten Morgen!
Astrid Rudolph: Hallo?
Brink: Ja, schönen guten Morgen, Frau Rudolph! Frau Rudolph, können Sie mich hören?
Rudolph: Ja, jetzt kann ich Sie hören. Schönen guten Morgen!

Trend mit zweifelhaften Erfolgsaussichten: Riesenschleifen

Brink: Schönen guten Morgen! Das klappt doch mit ein wenig Verzögerung. Schönen guten Morgen, Frau Rudolph. Die Fashion Week ist ja gestern eröffnet worden, und was uns natürlich hier brennend interessiert, welche Trends werden es denn vom Laufsteg auf die Straße schaffen? Konnten Sie da schon was entdecken?
Rudolph: Ja, diesmal konnte ich einiges entdecken, was es tatsächlich wirklich auf die Straße auch schafft, weil ich hab mich auch mal so ein bisschen auf der Panorama, Remium umgeguckt, und gerade auf den Messen, dort, wo ja im Prinzip auch die Mode gekauft, geordert wird, sieht man natürlich auch das, wo die Einkäufer sich überlegen, kauft das meine Kundin wirklich selber. Und da bleibt zum Beispiel der Oversized-Pulli, habe ich gesehen. Der bleibt also, genauso wie die Metallic-Röcke. Also von daher, wer sich jetzt dieses Jahr quasi im Schlussverkauf schon einen holen kann, soll das ruhig machen, denn das wird nächsten Winter noch genauso aktuell sein. Dann bleiben oder kommen ganz verstärkt hinzu Kleider. Das freut mich natürlich sehr, weil ich liebe Kleider, und Kleider sind für die Frauen gemacht. Da muss man sagen, toll. Was ein bisschen, glaube ich, es nicht auf die Straße schafft, werden extrem große Schleifen sein.
Brink: Wo denn? Auf dem Kopf?
Rudolph: Nein, richtig vorn, mitten drauf auf dem Pulli. Also wirklich so groß, dass es breiter ist als man selber, und die Schleifen sind quer über das Kleid oder über den Pulli, oder sie sind hinten am Rücken ganz groß oder am Popo ganz groß. Die sind groß, die Schleifen, dass man sagen kann, ich glaube nicht. Das wird sich vielleicht bei der einen oder anderen jungen Dame durchsetzen, die wirklich so richtig modeverrückt ist, muss man ja schon sagen. Aber dass sich das bei uns Normalo-Frauen und ab 30 durchsetzt, das glaube ich nicht.
Brink: Das erinnert mich ein bisschen so an diese fiesen Schulterpolster aus den 80er-Jahren, aber die haben sich ja leider auch durchgesetzt, also man kann sich ja nie sicher sein. Was mich noch mal interessieren würde, es ist ja auch so ein Trend – der ist jetzt auch nicht brandneu – aber Öko: Man nennt das ja auch Ethical Fashion. Das ist ein Schlagwort, wie gesagt, nicht mehr so ganz neu. Zerfetzte Jeans irgendwie, die ja, wenn man genauer hinguckt, auch unter Bedingungen hergestellt wird, die auch nicht so ganz politisch korrekt sind. Ist das auch noch ein großes Thema?
Rudolph: Das ist noch ein sehr großes Thema. Und ich hoffe, dieses Thema bleibt auch noch sehr groß und kann gern auch noch größer gemacht werden, denn Mode ist ja, wie aber übrigens auch alle anderen Konsumgüter wirklich zu einem Wegwerfartikel geworden. Und das macht einen einfach tatsächlich sehr traurig. Und seit Bangladesch hat man ja doch das Gefühl, dass der eine oder andere mehr nachdenkt und denkt, okay, wie kann ich meine Mode weiterhin verwenden, was kann ich im nächsten Jahr noch verwenden. Ich habe gerade erst einige Berichte darüber gemacht und hoffe, dass das so bleibt, denn gerade bei den Jeanshosen ist es so: Wir müssen da nicht in jeder Saison fünf Stück haben, denn die halten ja doch sehr lange.

Intransparenter Herstellungsprozess

Brink: Also brauche ich eine Öko-Jeans aus Hanffasern?
Rudolph: Es wäre sehr schön, wenn man ein bisschen mehr drauf achten würde, wo ist es hergestellt, aber man muss sich wirklich gut informieren, denn es ist echt verdammt schwierig in der Mode, weil dann wird eine Jeans eben bis auf das letzte Schildchen oder die letzte Naht irgendwo noch abgeliefert, wo dann das letzte Schild reinkommt, und man denkt, oh, ich habe aber was politisch ganz Korrektes gemacht, und man hat es womöglich gar nicht. Also, bei Mode ist es schwierig, ähnlich wie bei Handys aber auch, nachzuvollziehen, wo ist eigentlich welcher Schritt passiert.
Brink: Die Style-Beraterin Astrid Rudolph auf der Fashion Week unterwegs für uns unter anderem. Vielen Dank für diese ersten Eindrücke!
Rudolph: Bitte schön!
Brink: Und wie gesagt, keine Schleifen für die Frau ab 30.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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