Farbenfrohe Tiere mit Kulleraugen
Eigentlich wollte Axel Scheffler Tierforscher werden. Doch nachdem sein Hamster schon nach wenigen Wochen verstarb, gab er diesen Gedanken schnell wieder auf. Bei den Tieren ist er geblieben, aber statt sie zu erforschen, zeichnet der gebürtige Hamburger sie. Sogar Hollywood zeigte Interesse an seiner Paradefigur, dem Grüffelo.
"Hollywood hat mal kurz gerufen, aber das war nicht der richtige Moment. Das war irgendwie auch furchteinflößend. Ich bin gar nicht so scharf darauf. Fände es gut, wenn es nur ein Buch bleiben würde. Wenn man so einen Film macht, dann gibt man auch Merchandising-Rechte aus der Hand und die Vorstellung den Grüffelo auf jeder Cornflakes-Packung zu sehen, fände ich nicht so angenehm. Insofern angenehmer es im Bilderbuch zu belassen – vom Grüffelo und der Maus."
Axel Scheffler und der Grüffelo. Der Grüffelo und Axel Scheffler. Der eine die gestalterische Schöpfung des anderen und doch stehen sie fast schon synonym für einander. Wenngleich keinerlei optische Ähnlichkeit besteht.
Anders als seine erfolgreichste Kinderbuchfigur wirkt Axel Scheffler harmlos. Kurze dunkelblonde Haare, grau-blaue Augen und ein freundliches Lächeln nehmen einen schnell ein für diesen überaus sympathischen, wenn auch sehr zurückhaltenden Mann. Ein bisschen haftet ihm etwas vom perfekten Schwiegersohn-Image an. Wäre da nicht ein gewisser Schalk, der aus seinen Augen blinkt. Unprätentiös erscheint er in Jeans und Hemd, leicht aus der Puste zum Interview. "Eigentlich gibt es über mich nicht viel zu erzählen", beginnt er das Gespräch. Um dann hinzuzufügen:
"Die Idee vom Grüffelo kam eigentlich von der Autorin."
Ach?
"Insofern bin ich für den Grüffelo überhaupt nicht zuständig – außer für die visuelle Version."
Soviel Bescheidenheit müsste stutzig machen. Doch bei Axel Scheffler wirkt sie echt. Großes Aufsehen um seine Person mag der Hamburger, der seit über 20 Jahren in der Nähe von London lebt, überhaupt nicht. Selten geht er auf Lese- oder Werbereise. Wohl deshalb ist er auch über den geplatzten Hollywooddeal mit der Produktionsfirma von "Star Wars"-Erfinder George Lukas nicht böse. Axel Scheffler mag es beschaulich.
"Ich habe schon immer gerne gezeichnet, wie viele meiner Kollegen. Ich konnte irgendwie nichts anderes machen. Lachen. Ich lebe in der Nähe von Greenwich. Sehr ruhig. Sehr grün. Füchse im Garten, sehr angenehm."
Geboren wurde Axel Scheffler 1957 in Hamburg. Dort wuchs er zusammen mit zwei Geschwistern in einer Hamburger Kaufmannsfamilie auf, der Vater war im Erdnussgeschäft tätig und musste früh erkennen: Sein erstgeborener Sohn wird ihm nicht in diese Richtung folgen.
"Es gab viele Erdnüsse in meiner Kindheit – ja. Normale 60er Jahre Kindheit. Ja. Sehr unspektakulär. Lachen."
Schon früh zieht es Scheffler junior zu Tieren. Tierforscher will er werden, so wie Grzimek. Doch nachdem Hamster Ralph nach wenigen Wochen in seiner Obhut stirbt, widmet sich Axel Scheffler Tieren nur noch auf dem Blatt: Sie werden sein liebstes Zeichenobjekt. Fortan bevölkern kindliche, farbenfrohe Hasen, Frösche, Hunde, Katzen, Affen, Schweine und Eichhörnchen seine Skizzenhefte, Cartoons, Illustrationen und satirischen Gelegenheitsbilder. Immer mit den für Axel Scheffler typischen untertellergroßen Kulleraugen und riesigen Knollennasen versehen.
"Tommi Ungerer war sehr wichtig für mich, der hat auch viel so Kulleraugen gezeichnet. Die Bildersprache, die man entwickelt, ist ein Misch aus dem, was man gesehen hat. Irgendwie habe ich das Glück den Stil gefunden zu haben, der dann auch erkennbar ist."
1978 gewinnt Axel Scheffler bei einem Zeichenwettbewerb den ersten Preis: Eine lilafarbene Plüschkuh. 1981 folgt als Auszeichnung ein Entendauenkissen. Was zur Folge hat, dass er sich nach einem glücklosen Kunstgeschichtsstudium und ohne bessere Alternative 1982 im englischen Bath für visuelle Kommunikation einschreibt.
"Man zeigt es Freunden, Leuten an der Kunsthochschule und die finden es gut uns witzig und so gewinnt man dann das Selbstbewusstsein, die Sachen auch zu zeigen und ich bin dann im letzten Semester meines Studiums habe ich Sachen zusammengestellt und habe verschieden Zeitschriften und Agenturen in London angerufen, ob ich meinen Sachen zeigen könnten und bin dann mit meiner Mappe losgezogen und ich brauchte dann auch nicht viel zu sagen. Die Leute guckten sich das an, es gefiel ihnen und ich bekam Aufträge und bekam mehr und mehr, ja so kam das."
Erscheinen seine Illustrationen anfangs in Computer- und Finanzzeitschriften, schmücken sie später die BBC-Programmhefte und die Werbeplakate der London Underground. Sein Stern steigt seit dem unaufhörlich. Vor allem als er Anfang der 90er Jahre beginnt Kinderbücher zu illustrieren: Durch Zufall kommt er in Kontakt mit der schottischen Kinderbuchautorin Julia Donaldson.
"Das war damals der Verlag, der uns zusammengebracht hat, 1991. Der bekam diesen Text ‚My House is a squash and a squeeze’ von Julia Donaldson geschickt, den sie glaube ich für eine Fernsehsendung der BBC geschrieben hatte, als Lied und sie wollte daraus gerne ein Buch machen und der Verlag suchte einen Illustrator und so wurden wir dann zusammengebracht. Es war eine lange, fruchtbare Zusammenarbeit bisher."
"Mein Haus ist zu eng und zu klein" ist nur der Anfang dieser überaus fruchtbaren Zusammenarbeit, es folgen weitere vierzehn Bücher. Den Durchbruch aber schaffen die beiden mit dem Grüffelo. Diesem furchtbaren Ungeheuer, dass sich die kleine Maus eigentlich nur ausdenkt, um ihre Feinde in die Flucht zuschlagen, zum Ende hin muss sie aber feststellen: Es gibt ihn doch den Grüffelo!
In über 30 Sprachen übersetzt verkaufte sich das Buch bis heute mehr als eine Million Mal. Das hat in den Augen vieler Klassiker-Potential und bescherte dem Duo den renommierten britischen Smarties-Preis und den "Children’s Book Award 2005". Dabei kam der Erfolg für den Illustrator selbst völlig überraschend:
"Als ich am Grüffelo gearbeitet habe, das war erstens eine frustrierende Zeit für mich, fiel mir schwer das Buch zu machen und habe ich gedacht, es wird seine 5.000 Exemplare verkaufen und dann vergessen sein, wie alle anderen. Das war aber nicht der Fall, wuchs und wuchs. Mittlerweile ist es so, dass ihn jedes englische Schulkind kennt, den Grüffelo."
Und das freut ihn schon, diesen Hanseaten, der nicht gerne viele Worte macht. Schon gar nicht, wenn es ums Privatleben geht. Seine Freundin, die früher Kinderbücher verkauft hat, ist Französin.
"Wir leben zusammen!"
Kinder?
"Keine Kinder!"
Tiere?
"Keine Tiere. Bis auf die Füchse im Garten, der nicht mal unser Garten ist."
Dafür gibt es einen frisch geborenen Neffen in Berlin. Den Wunsch einmal ein wildes, verschrobenes Kinderbuch zu machen, das sich dann überhaupt nicht verkaufen würde. Und Pläne für ein neues Kinderbuch mit Julia Donaldson. "Titler" heißt es. Es geht um einen Fisch, der gerne lügt und damit in Schwierigkeiten gerät. Im nächsten Jahr soll es fertig sein. Und Hollywood ruft bestimmt bald wieder an.
Axel Scheffler und der Grüffelo. Der Grüffelo und Axel Scheffler. Der eine die gestalterische Schöpfung des anderen und doch stehen sie fast schon synonym für einander. Wenngleich keinerlei optische Ähnlichkeit besteht.
Anders als seine erfolgreichste Kinderbuchfigur wirkt Axel Scheffler harmlos. Kurze dunkelblonde Haare, grau-blaue Augen und ein freundliches Lächeln nehmen einen schnell ein für diesen überaus sympathischen, wenn auch sehr zurückhaltenden Mann. Ein bisschen haftet ihm etwas vom perfekten Schwiegersohn-Image an. Wäre da nicht ein gewisser Schalk, der aus seinen Augen blinkt. Unprätentiös erscheint er in Jeans und Hemd, leicht aus der Puste zum Interview. "Eigentlich gibt es über mich nicht viel zu erzählen", beginnt er das Gespräch. Um dann hinzuzufügen:
"Die Idee vom Grüffelo kam eigentlich von der Autorin."
Ach?
"Insofern bin ich für den Grüffelo überhaupt nicht zuständig – außer für die visuelle Version."
Soviel Bescheidenheit müsste stutzig machen. Doch bei Axel Scheffler wirkt sie echt. Großes Aufsehen um seine Person mag der Hamburger, der seit über 20 Jahren in der Nähe von London lebt, überhaupt nicht. Selten geht er auf Lese- oder Werbereise. Wohl deshalb ist er auch über den geplatzten Hollywooddeal mit der Produktionsfirma von "Star Wars"-Erfinder George Lukas nicht böse. Axel Scheffler mag es beschaulich.
"Ich habe schon immer gerne gezeichnet, wie viele meiner Kollegen. Ich konnte irgendwie nichts anderes machen. Lachen. Ich lebe in der Nähe von Greenwich. Sehr ruhig. Sehr grün. Füchse im Garten, sehr angenehm."
Geboren wurde Axel Scheffler 1957 in Hamburg. Dort wuchs er zusammen mit zwei Geschwistern in einer Hamburger Kaufmannsfamilie auf, der Vater war im Erdnussgeschäft tätig und musste früh erkennen: Sein erstgeborener Sohn wird ihm nicht in diese Richtung folgen.
"Es gab viele Erdnüsse in meiner Kindheit – ja. Normale 60er Jahre Kindheit. Ja. Sehr unspektakulär. Lachen."
Schon früh zieht es Scheffler junior zu Tieren. Tierforscher will er werden, so wie Grzimek. Doch nachdem Hamster Ralph nach wenigen Wochen in seiner Obhut stirbt, widmet sich Axel Scheffler Tieren nur noch auf dem Blatt: Sie werden sein liebstes Zeichenobjekt. Fortan bevölkern kindliche, farbenfrohe Hasen, Frösche, Hunde, Katzen, Affen, Schweine und Eichhörnchen seine Skizzenhefte, Cartoons, Illustrationen und satirischen Gelegenheitsbilder. Immer mit den für Axel Scheffler typischen untertellergroßen Kulleraugen und riesigen Knollennasen versehen.
"Tommi Ungerer war sehr wichtig für mich, der hat auch viel so Kulleraugen gezeichnet. Die Bildersprache, die man entwickelt, ist ein Misch aus dem, was man gesehen hat. Irgendwie habe ich das Glück den Stil gefunden zu haben, der dann auch erkennbar ist."
1978 gewinnt Axel Scheffler bei einem Zeichenwettbewerb den ersten Preis: Eine lilafarbene Plüschkuh. 1981 folgt als Auszeichnung ein Entendauenkissen. Was zur Folge hat, dass er sich nach einem glücklosen Kunstgeschichtsstudium und ohne bessere Alternative 1982 im englischen Bath für visuelle Kommunikation einschreibt.
"Man zeigt es Freunden, Leuten an der Kunsthochschule und die finden es gut uns witzig und so gewinnt man dann das Selbstbewusstsein, die Sachen auch zu zeigen und ich bin dann im letzten Semester meines Studiums habe ich Sachen zusammengestellt und habe verschieden Zeitschriften und Agenturen in London angerufen, ob ich meinen Sachen zeigen könnten und bin dann mit meiner Mappe losgezogen und ich brauchte dann auch nicht viel zu sagen. Die Leute guckten sich das an, es gefiel ihnen und ich bekam Aufträge und bekam mehr und mehr, ja so kam das."
Erscheinen seine Illustrationen anfangs in Computer- und Finanzzeitschriften, schmücken sie später die BBC-Programmhefte und die Werbeplakate der London Underground. Sein Stern steigt seit dem unaufhörlich. Vor allem als er Anfang der 90er Jahre beginnt Kinderbücher zu illustrieren: Durch Zufall kommt er in Kontakt mit der schottischen Kinderbuchautorin Julia Donaldson.
"Das war damals der Verlag, der uns zusammengebracht hat, 1991. Der bekam diesen Text ‚My House is a squash and a squeeze’ von Julia Donaldson geschickt, den sie glaube ich für eine Fernsehsendung der BBC geschrieben hatte, als Lied und sie wollte daraus gerne ein Buch machen und der Verlag suchte einen Illustrator und so wurden wir dann zusammengebracht. Es war eine lange, fruchtbare Zusammenarbeit bisher."
"Mein Haus ist zu eng und zu klein" ist nur der Anfang dieser überaus fruchtbaren Zusammenarbeit, es folgen weitere vierzehn Bücher. Den Durchbruch aber schaffen die beiden mit dem Grüffelo. Diesem furchtbaren Ungeheuer, dass sich die kleine Maus eigentlich nur ausdenkt, um ihre Feinde in die Flucht zuschlagen, zum Ende hin muss sie aber feststellen: Es gibt ihn doch den Grüffelo!
In über 30 Sprachen übersetzt verkaufte sich das Buch bis heute mehr als eine Million Mal. Das hat in den Augen vieler Klassiker-Potential und bescherte dem Duo den renommierten britischen Smarties-Preis und den "Children’s Book Award 2005". Dabei kam der Erfolg für den Illustrator selbst völlig überraschend:
"Als ich am Grüffelo gearbeitet habe, das war erstens eine frustrierende Zeit für mich, fiel mir schwer das Buch zu machen und habe ich gedacht, es wird seine 5.000 Exemplare verkaufen und dann vergessen sein, wie alle anderen. Das war aber nicht der Fall, wuchs und wuchs. Mittlerweile ist es so, dass ihn jedes englische Schulkind kennt, den Grüffelo."
Und das freut ihn schon, diesen Hanseaten, der nicht gerne viele Worte macht. Schon gar nicht, wenn es ums Privatleben geht. Seine Freundin, die früher Kinderbücher verkauft hat, ist Französin.
"Wir leben zusammen!"
Kinder?
"Keine Kinder!"
Tiere?
"Keine Tiere. Bis auf die Füchse im Garten, der nicht mal unser Garten ist."
Dafür gibt es einen frisch geborenen Neffen in Berlin. Den Wunsch einmal ein wildes, verschrobenes Kinderbuch zu machen, das sich dann überhaupt nicht verkaufen würde. Und Pläne für ein neues Kinderbuch mit Julia Donaldson. "Titler" heißt es. Es geht um einen Fisch, der gerne lügt und damit in Schwierigkeiten gerät. Im nächsten Jahr soll es fertig sein. Und Hollywood ruft bestimmt bald wieder an.