Farbenfrohe Stadtgestaltung
Die moderne Stadt ist grau. Wer es als Architekt richtig bunt treibt, haut entweder total daneben oder trifft ins Schwarze, wie das Architekturbüro Sauerbruch und Hutton. Mit ihren farbigen Bauten sind Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton inzwischen sehr erfolgreich. Susanne Balthasar hat das Architektenehepaar in Berlin getroffen.
Sauerbruch: "Am liebsten wäre mir, wenn unsere Gebäude einen Charakter haben wie Personen oder wie Haustiere, wie große Haustiere (...) und auch so gesehen oder empfunden werden."
Eigentlich findet es Matthias Sauerbruch schade, wenn die Architektur von Sauerbruch und Hutton nur auf das Eine reduziert wird: ihre Farben. Aber die springen eben sofort ins Auge:
"Da ist immer ne Reaktion da..."
Die vom Auge ins Herz geht:
"...das ist ein sehr emotionales Element, wo Leute direkt drauf anspringen, wo sich direkt 'ne Beziehung anbietet."
Matthias Sauerbruch, 50 Jahre, Architekt. Schwarzer Anzug, weißes Hemd. Oder weißes Hemd, schwarzer Anzug wie Louisa Hutton. Louisa Hutton, 48 Jahre, gebürtige Engländerin, Architektin:
Hutton: "Rot kommt nach vorn, Blau und Grün wirken kühler. Das sind eigentlich Eigenschaften, die jeder kennt, aber die Leute haben das Hinschauen vergessen."
Die Gebäude aus dem Architekturbüro SauerbruchHutton sind Hingucker. Fassadenflächen farbig gerastert: Safrangelb, Purpur, Karminrot, Magenta, Fuchsia oder Maigrün. Indien, Licht, Leben.
Sauerbruch: "Ohne Farbe geht’s nicht, alles ist farbig. Es gibt so viele Arten von weiß und wenn man die nebeneinander auf einer Wand hat, dann sieht man auch die Unterschiede, dass man Farbe nicht ausschalten kann."
Die kolorierten Glasscheiben bringen die Außenhäute der Häuser in Bewegung: Mit dem Stand der Sonne wandern die Farben von einer Nuance zur nächsten. Farben mustern die Fassaden wie abstrakte Mosaike. Schon in den 80er Jahren - Louisa Hutton und Matthias Sauerbruch hatten sich beim Studium an der Architectural Association in London kennen gelernt und ein Büro gegründet - war die Verbindung von Malerei und Architektur ihr gemeinsames Thema:
Hutton: "Matthias Interesse hing mit seiner Familie zusammen, sein Vater war Maler. Mein Interesse kam über Gemälde und Kunstgeschichte..."
In der Baukunst war Farbe aus der Mode gekommen. Die Moderne hatte die Schlichtheit zum zentralen Gestaltungsmerkmal erklärt:
Hutton: "Wir haben Farbe benutzt, um zweidimensionale Oberflächen ins dreidimensionale zu öffnen. Wir haben gemerkt, dass Farbe auch eine grafische Qualität hat, dass man einen Raum gleichzeitig auf zwei Arten lesen kann: Den Raum als Körper, der er ist, und die visuelle Fläche, die wir wahrnehmen über die Wände, die Farben und die Oberflächen."
1991 interessierten sich endlich auch andere für den malerischen Architekturansatz. Mit dem ersten Auftrag für das Hochhaus der Wohnungsbaugesellschaft GSW in Berlin, siedelte das Büro 1993 von London in die deutsche Hauptstadt um. Louisa Hutton verließ ihre Heimat:
"Für uns war das Gefühl hier in Berlin absolut optimistisch: Die Mauer war gefallen, und es gab diese Architekturwettbewerbe für die Innenstadtflächen, auf denen früher die Mauer stand."
Mit dem Wissenschaftszentrum in Berlin-Adlershof und dem GSW-Hochhaus, für das das Büro den deutschen Fassadenpreis gewann, wurden Sauerbruch und Hutton über Berlin hinaus bekannt.
Heute beschäftigt das Büro 60 Mitarbeiter, Gebäude mit landesweiter Ausstrahlung wie das Umweltbundesamt in Dessau werden hier geplant. Der Name des Büros "SauerbruchHutton" wird zusammen geschrieben, als seien die beiden Chefs eine Person.
Sauerbruch: "Wir haben uns auch über die Arbeit kennen gelernt, lange bevor wir geheiratet haben, haben wir zusammen gearbeitet. Das war eine der Grundlagen unserer gemeinsamen Existenz. Wir kennen uns so gut, dass wir wissen, was der andere denkt. Wir können unsere Rollen also auch tauschen."
Von außen wird das mitunter anders wahrgenommen: Frau Hutton ist für Farbe zuständig und Herr Sauerbruch konstruiert.
Sauerbruch: "In vielen Köpfen denken die Leute, wenn eine Frau Architektur macht, dann ist sie Innenarchitektin, die sich mit Möbeln, Stoffen, alles ums Haus herum, auch Farben auseinander setzt. Und das ist natürlich ein völlig veraltetes Bild."
Louisa Hutton und Matthias Sauerbruch planen nicht nur ihre Architektur zusammen, sondern auch Interior-Designs. Farbe ist immer dabei, auch in ihrer eigenen Berliner Wohnung:
Hutton: "In Berlin haben wir eine lange Wand von 17 Metern mit einer Kombination aus elf verschiedenen Farben - ein abstraktes Bild könnte man sagen. Diese Wand ist die zentrale Wand in der Wohnung, der Rest ist eher in Naturfarben."
Farbe kann ein Hingucker sein, der die Seele streichelt. Oder viel zu bunt. Selbst für Profis ist Farbe immer ein Experiment - vor allem im eigenen Haus. Diesmal geht es um das in London.
Hutton: "Wir wollten einen sieben Meter langen Schrank streichen, (....) eigentlich sollte die Farbe für diesen Schrank ein Mexikanisches Pink sein. Aber dann dachten wir, dass das zu viel ist. Wir haben uns nicht getraut und das Ding blau gestrichen. Als wir fertig waren, dachten wir: Pink wäre es gewesen. Das hat uns gezeigt, dass wir besser auf unsere Intuition vertrauen."
Sauerbruch: "Ansonsten würde ich jedem empfehlen, bevor sie den großen Eimer Farbe im Baumarkt kaufen, erst mal den kleinen nehmen und das ausprobieren, vielleicht auch an der Wand. Das machen wir auch. Und meistens machen wir mit der letzten Probe eine Nuancenveränderung. Und wenn dann die ganze Wand gestrichen ist, ist es immer noch ein bisschen anders."
Eigentlich findet es Matthias Sauerbruch schade, wenn die Architektur von Sauerbruch und Hutton nur auf das Eine reduziert wird: ihre Farben. Aber die springen eben sofort ins Auge:
"Da ist immer ne Reaktion da..."
Die vom Auge ins Herz geht:
"...das ist ein sehr emotionales Element, wo Leute direkt drauf anspringen, wo sich direkt 'ne Beziehung anbietet."
Matthias Sauerbruch, 50 Jahre, Architekt. Schwarzer Anzug, weißes Hemd. Oder weißes Hemd, schwarzer Anzug wie Louisa Hutton. Louisa Hutton, 48 Jahre, gebürtige Engländerin, Architektin:
Hutton: "Rot kommt nach vorn, Blau und Grün wirken kühler. Das sind eigentlich Eigenschaften, die jeder kennt, aber die Leute haben das Hinschauen vergessen."
Die Gebäude aus dem Architekturbüro SauerbruchHutton sind Hingucker. Fassadenflächen farbig gerastert: Safrangelb, Purpur, Karminrot, Magenta, Fuchsia oder Maigrün. Indien, Licht, Leben.
Sauerbruch: "Ohne Farbe geht’s nicht, alles ist farbig. Es gibt so viele Arten von weiß und wenn man die nebeneinander auf einer Wand hat, dann sieht man auch die Unterschiede, dass man Farbe nicht ausschalten kann."
Die kolorierten Glasscheiben bringen die Außenhäute der Häuser in Bewegung: Mit dem Stand der Sonne wandern die Farben von einer Nuance zur nächsten. Farben mustern die Fassaden wie abstrakte Mosaike. Schon in den 80er Jahren - Louisa Hutton und Matthias Sauerbruch hatten sich beim Studium an der Architectural Association in London kennen gelernt und ein Büro gegründet - war die Verbindung von Malerei und Architektur ihr gemeinsames Thema:
Hutton: "Matthias Interesse hing mit seiner Familie zusammen, sein Vater war Maler. Mein Interesse kam über Gemälde und Kunstgeschichte..."
In der Baukunst war Farbe aus der Mode gekommen. Die Moderne hatte die Schlichtheit zum zentralen Gestaltungsmerkmal erklärt:
Hutton: "Wir haben Farbe benutzt, um zweidimensionale Oberflächen ins dreidimensionale zu öffnen. Wir haben gemerkt, dass Farbe auch eine grafische Qualität hat, dass man einen Raum gleichzeitig auf zwei Arten lesen kann: Den Raum als Körper, der er ist, und die visuelle Fläche, die wir wahrnehmen über die Wände, die Farben und die Oberflächen."
1991 interessierten sich endlich auch andere für den malerischen Architekturansatz. Mit dem ersten Auftrag für das Hochhaus der Wohnungsbaugesellschaft GSW in Berlin, siedelte das Büro 1993 von London in die deutsche Hauptstadt um. Louisa Hutton verließ ihre Heimat:
"Für uns war das Gefühl hier in Berlin absolut optimistisch: Die Mauer war gefallen, und es gab diese Architekturwettbewerbe für die Innenstadtflächen, auf denen früher die Mauer stand."
Mit dem Wissenschaftszentrum in Berlin-Adlershof und dem GSW-Hochhaus, für das das Büro den deutschen Fassadenpreis gewann, wurden Sauerbruch und Hutton über Berlin hinaus bekannt.
Heute beschäftigt das Büro 60 Mitarbeiter, Gebäude mit landesweiter Ausstrahlung wie das Umweltbundesamt in Dessau werden hier geplant. Der Name des Büros "SauerbruchHutton" wird zusammen geschrieben, als seien die beiden Chefs eine Person.
Sauerbruch: "Wir haben uns auch über die Arbeit kennen gelernt, lange bevor wir geheiratet haben, haben wir zusammen gearbeitet. Das war eine der Grundlagen unserer gemeinsamen Existenz. Wir kennen uns so gut, dass wir wissen, was der andere denkt. Wir können unsere Rollen also auch tauschen."
Von außen wird das mitunter anders wahrgenommen: Frau Hutton ist für Farbe zuständig und Herr Sauerbruch konstruiert.
Sauerbruch: "In vielen Köpfen denken die Leute, wenn eine Frau Architektur macht, dann ist sie Innenarchitektin, die sich mit Möbeln, Stoffen, alles ums Haus herum, auch Farben auseinander setzt. Und das ist natürlich ein völlig veraltetes Bild."
Louisa Hutton und Matthias Sauerbruch planen nicht nur ihre Architektur zusammen, sondern auch Interior-Designs. Farbe ist immer dabei, auch in ihrer eigenen Berliner Wohnung:
Hutton: "In Berlin haben wir eine lange Wand von 17 Metern mit einer Kombination aus elf verschiedenen Farben - ein abstraktes Bild könnte man sagen. Diese Wand ist die zentrale Wand in der Wohnung, der Rest ist eher in Naturfarben."
Farbe kann ein Hingucker sein, der die Seele streichelt. Oder viel zu bunt. Selbst für Profis ist Farbe immer ein Experiment - vor allem im eigenen Haus. Diesmal geht es um das in London.
Hutton: "Wir wollten einen sieben Meter langen Schrank streichen, (....) eigentlich sollte die Farbe für diesen Schrank ein Mexikanisches Pink sein. Aber dann dachten wir, dass das zu viel ist. Wir haben uns nicht getraut und das Ding blau gestrichen. Als wir fertig waren, dachten wir: Pink wäre es gewesen. Das hat uns gezeigt, dass wir besser auf unsere Intuition vertrauen."
Sauerbruch: "Ansonsten würde ich jedem empfehlen, bevor sie den großen Eimer Farbe im Baumarkt kaufen, erst mal den kleinen nehmen und das ausprobieren, vielleicht auch an der Wand. Das machen wir auch. Und meistens machen wir mit der letzten Probe eine Nuancenveränderung. Und wenn dann die ganze Wand gestrichen ist, ist es immer noch ein bisschen anders."