Fantasybuch

Perfekter Rahmen für die Weltraumreise

Messier 51, aufgenommen mit dem Hubble-Weltraumteleskop
Der Weltraum: Reisen durch Zeit und Raum © NASA
Von Eva Hepper · 07.03.2014
Als "Die Zeitfalte" 1962 nach langen Kämpfen der Autorin Madeleine L’Engle erschien, wurde das Buch ein Riesenerfolg. Jetzt erscheint die Abenteuergeschichte über ein durch Zeit und Raum reisendes Geschwisterpaar als 400 Seiten starke Comicversion.
Die Struktur der Originalgeschichte übernehmend erzählt Hope Larson die Abenteuer der Familie Murry aus Sicht der 14-jährigen Tochter Meg. Gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Charles Wallace sorgt sie sich um ihren Vater, der als genialer Physiker in ein geheimes Regierungsprojekt eingebunden und bereits seit Monaten verschollen ist. Als drei seltsame Damen auftauchen und den Kindern offenbaren, dass eine böse Macht den Wissenschaftler auf einem fernen Planeten gefangen hält, macht sich die illustre Truppe zu seiner Rettung auf - durch eine sogenannte Zeitfalte.
Fantastische Geschichte mit einfachem Strich
In schwarz, blau und weiß gehaltenen Panels inszeniert die 1982 geborene Illustratorin die fantastische Geschichte. Mit einfachem und klar konturiertem Strich, flächigen Segmenten und einfarbigen Hintergründen muten ihre Zeichnungen an wie Linol- oder Holzschnitte. So entsteht eine eigenwillige Bildsprache, deren Tonalität den perfekten Rahmen für die Dramatik der Weltraumreise bildet.
Diese fängt Larson durch einfache Mittel ein: Eine Fokussierung auf die Mimik ihrer Helden, denen Angst, Freude, Leid und Schmerz oftmals geradezu aus den Augen springen und eine variantenreiche Aufteilung der Panels. Mal drängt sie beispielsweise bis zu 15 akkurat gerahmte Einzelbilder auf eine Seite, dann wieder versammelt sie dort nur wenige durch schräge Balken voneinander getrennte Motive oder lässt einem Bild den ganzen Raum. Und manche Seiten zeigen gar nichts!
Virtuose Handhabung der Kontraste
Etwa wenn die Gruppe tessert, also durch die sogenannte Zeitfalte tritt, bleiben viele Bilder schwarz. Zu sehen sind lediglich einzelne Worte. Wie die Zeichnerin in den dann folgenden Sequenzen vom ersten zarten Strich über das vage Andeuten einer Kontur schließlich wieder in ihren "normalen“ Bildmodus findet, ist meisterhaft! Gleiches gilt auch für die virtuose Handhabung des Schwarz-Weiß-Blau-Kontrastes. Allein durch dessen Härtegrad vermittelt sich die Zeitebene: Eine blasse Variante zeigt Vergangenheit, Erinnerung und Gedanken, eine kräftige illustriert die Gegenwart.
Hope Larson ist eine originelle und zu Recht mit dem "Eisner Award“ ausgezeichnete Adaption des Klassikers von Madeleine L’Engle gelungen. Schade, dass die 2007 verstorbene Autorin nicht selbst durch eine Zeitfalte treten kann, um das zu sehen. Vermutlich hätte es ihr gefallen.

Madeleine L'Engle: Die Zeitfalte
Hope Larson (Illustratorin), Wolf Harranth (Übersetzer)
Pattloch, München 2013
392 Seiten, 24,95 Euro