Fan-Verein HFC Falke

"Da packt jeder mit an"

Die Spieler des HFC Falke stehen am 26.07.2016 in Hamburg zu Beginn eines Testspiels gegen den SC Hansa 11 auf dem Platz.
Zurück den Wurzeln des Fußballs: Beim HFC Falke herrscht eine ganz besondere Fankultur. © picture alliance / dpa / Daniel Reinhardt
Von Axel Schröder · 15.01.2019
Ein Signal gegen die Kommerzialisierung des Fußballs: 2014 gründeten HSV-Fans aus Protest den Fan-Verein HFC Falke. Inzwischen spielt dessen Erste Mannschaft in der Bezirksliga und träumt von weiterem Aufstieg.
Es läuft rund für den HFC Falke beim ersten Testspiel des Jahres. Schon zwei Minuten nach dem Anpfiff gehen die Falken in Führung. Die Fans auf der Hallentribüne sind begeistert. - So soll er sein, der Fußball, mit vielen Toren und vor allem, so die Präsidentin des HFC Falke: ohne Kommerz.
"Fußball ist nicht dieses beschissene, ekelhafte Kapitalmonster! Fußball ist das hier! Wo Menschen zusammen kommen. An einem regnerischen Tag sich in einer gleich wie ein Pumakäfig stinkenden Halle wiederfinden. Fußball ist Gemeinschaft, Respekt miteinander, füreinander, ein Querschnitt der Gesellschaft. Mit Migrationshintergrund, ohne Migrationshintergrund. Fußball ist so viel mehr als dieses Hochglanzprodukt, das wir sehen!"

Seit vier Jahren nicht mehr bei einem HSV-Spiel

Viele Jahre gehörte auch Tamara Dwenger zu diesem Hochglanzprodukt. Genauer gesagt: zu den Fans, die den Hamburger Sportverein mit ihrem ehrenamtlichen Engagement unterstützt haben. Früher hatte sie eine Dauerkarte für das HSV-Stadion, reiste ihrer Mannschaft auch bei Auslandsspielen hinterher, gab 150 Prozent für den HSV.
Porträtaufnahme von Tamara Dwenger, Präsidentin des HFC Falke, am 26.07.2016 in Hamburg am Rande eines Testspiels gegen den SC Hansa 11.
Früher ein glühender HSV-Fan, jetzt Präsidentin des HFC Falke:Tamara Dwenger© picture alliance/dpa - Daniel Reinhardt
Dass der Verein wie andere in der Bundesliga auch mit den Jahren immer mehr auf Profit getrimmt wurde, entging auch Tamara Dwenger nicht. Als 2014 auch noch die Fußballmannschaft aus dem breit aufgestellten Verein herausgelöst und in eine Aktiengesellschaft umgeformt wurde, reichte es ihr und ihren Mitstreitern, erzählt die Präsidentin im Treppenhaus der Halle:
"Und wir saßen dann zusammen und haben festgestellt: Wir sind ein paar mehr, die solche Gedanken haben. Das waren damals 22 Leute. Und wir haben sehr, sehr viel Alkohol getrunken und haben überlegt: was könnte man machen? Und irgendwann kam die Idee auf: dann machen wir halt was eigenes! Und dieses 'Wir machen was eigenes!' ist ja eine wirklich Schnapsidee gewesen. - Ein paar Tage später haben wir uns getroffen und wollten eigentlich darüber sprechen, ob wir es wirklich machen wollen. Und es war nicht mehr die Frage, ob wir es machen, sondern eigentlich nur noch: wie wir es machen. Und dann war dadurch auch die Frage: 'Gehen wir noch zum HSV?' ad acta gelegt. Ich war seit vier Jahren nicht mehr da!"
Dafür steckt Tamara Dwenger neben ihrem Beruf als Speditionskauffrau nun all ihre Energie in ihre Präsidentschaft des HFC Falke. Eine Satzung wurde entwickelt, ein Rasenplatz und ein neues Vereinsheim gesucht und gefunden. Heute ist der HFC Falke Untermieter beim S.C. Union von 1903. Anfangs hätte es auch etwas von Traumabewältigung gehabt, erzählt Tamara Dwenger. So groß war der Abschiedsschmerz vom HSV. Längst schaut sie aber nach vorn, kümmert sich um die immerhin 400 Mitglieder des HFC Falke. Zwei Mannschaften gibt es, die eine spielt in der Hamburger Kreisliga, die andere in der Bezirksliga Nord. Und vielleicht, hofft die Präsidentin, klappt es ja mit dem Aufstieg.

Der Trainer: "Es gibt keinen vergleichbaren Verein"

Drinnen in der Halle fällt das 4:0 für ihren Verein, der SC Sternschanze ist geschlagen. Trainiert wird die zweite Mannschaft des HFC Falke von Ingo Desombre. Über drei Jahrzehnte hat Desombre schon Fußballmannschaften trainiert. Aber keine wie den HFC Falke:
"Es gibt keinen vergleichbaren Verein für mich, aus meiner Erfahrung heraus. Angefangen beim Staff um mich herum. Du hast immer Leute, die mit anpacken. Immer Leute, die helfen, machen und tun. Es ist schon ein besonderer Verein. Die Fankultur ist eine besondere, auch von der Menge her, von der Art her. Da packt jeder mit an. Man merkt das bei Heimspielen: da hat man eine Horde von Leuten drumherum und man muss eigentlich nur schnippen und dann ist jemand da, der einem zur Seite steht!"
Während sich die Spieler anderer Vereine schon mal selbst ums Waschen der Trikots oder um die Verpflegung vor und nach den Spielen kümmern müssen, gibt es beim HFC genügend Freiwillige, die ihnen diese Arbeiten abnehmen.
"Das kennt man eigentlich aus keinem anderen Verein, dass so sorgsam mit den Spielern umgegangen wird. Manchmal sogar ein bisschen zu viel für mein Dafürhalten, dass der ein oder andere Spieler vielleicht ein bisschen die Realität verliert von dem, wie es mal war oder in anderen Vereinen ist. Die werden schon verwöhnt die Jungs. Aber das ist HFC Falke."

Eine ganz besondere Fankultur

Dennis Grienig fühlt sich jedenfalls wohl beim neuen Verein. Früher hat er bei Lüneburger Vereinen gespielt, seit seinem Umzug nach Hamburg beim HFC, in der 8. Liga.
"Ich wollte einfach mal was anderes. Ich hatte noch nie in Hamburg Fußball gespielt. Hatte dann von der Aufmachung des Vereins gehört. Fand das ganz interessant und spannend. Finde es auch als Fußballer interessant vor einer großen Kulisse zu spielen. Und auch den Hintergrund, dass das alles HSV-Fans sind, fand ich auch spannend. Guter Fußball wird da gespielt und deswegen bin ich bei Falke gelandet."
Vorn im Eingangsbereich zur Halle werden Getränke, Buletten, Kuchen und belegte Brötchen verkauft. Draußen im leichten Nieselregen stehen die Falke-Fans zusammen, trinken Kaffee oder ein erstes Flaschenbier am Morgen. Eine von ihnen ist Saskia Gottschalk. Auch sie genießt die Atmosphäre, den Zusammenhalt unter den Falke-Anhänger, die gegenüber den anderen Fans regelmäßig in der Überzahl sind.
"Es macht natürlich Spaß! Wir sind eine große Familie geworden. Und ich glaube, dass wir beim HFC Falke noch mehr Fankultur haben als andere Amateurvereine in Hamburg. Und das macht natürlich Spaß!"
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