Familienhelferin über häusliche Gewalt

"Zu manchen Familien fahren wir täglich"

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Schatten von Händen und zwei Menschen am Bildrand symbolisieren, wie eine Frau versucht, sich vor der Gewalt eines Mannes zu schützen.
Familienhelferin Christine Schlitter beobachtet vermehrt psychische Gewalt gegen Kinder in Coronazeiten, aber keine generelle Eskalation. © picture alliance / dpa / Maurizio Gambarini
Christine Schlitter im Gespräch mit Dieter Kassel · 30.04.2020
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Zu Beginn der Ausgangsbeschränkungen wegen Corona äußerten Experten die Sorge, häusliche Gewalt werde massiv zunehmen. Ist das so eingetreten? Die Familienhelferin Christine Schlitter berichtet von ihren Erfahrungen in Sachsen.
Als die Corona-Auflagen im März in Kraft traten, beobachtete Christine Schlitter, dass Anspannung und Stresslevel bei Eltern schnell stiegen und sie überfordert waren. "Mittlerweile hat sich das erstaunlicherweise relativ gut eingepegelt in den Familien, die wir betreuen", sagt die pädagogische Leiterin bei einem Erziehungsdienst im sächsischen Meißen.

Vermehrt psychische Gewalt gegen Kinder

Dennoch: Das vermehrte Zusammenleben und die fehlenden Möglichkeiten, sich "abreagieren" zu können, stelle für Kinder und Eltern eine "enorme Belastung" dar - zumal Hilfen von Kitas und Schulen derzeit wegfallen: "Es kommt schon vermehrt zu psychischer Gewalt, wie wir festgestellt haben." Dazu zählten Missachtung oder auch emotionale Kälte von Eltern, die die Bedürfnisse ihrer Kinder "bei Weitem" nicht so wahrnehmen würden wie es notwendig wäre. Darauf soll auch der heutige Tag der gewaltfreien Erziehung aufmerksam machen.
Anders als zu Beginn der Krise, als es überwiegend telefonische Beratung gab, macht die Familienhelferin nun wieder reguläre Hausbesuche: "In den Familien, wo wir Hilfe leisten, ist es so, dass wir manchmal täglich hinfahren und einfach Ansprechpartner sind."
(bth)
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