Familienclan im tiefen Westen

Von Guido Meyer |
Vor 30 Jahren wurde <em>Dallas</em>, die bis heute erfolgreichste Fernsehserie der Welt, zum ersten Mal ausgestrahlt. Drei Jahre später startete der Straßenfeger auch im deutschen Fernsehen. Millionen TV-Zuschauer ließen sich von den Geschichten um "J.R.", "Bobby", "Miss Ellie" und dem Rest der "Familie Ewing" fesseln.
Es war einmal ... Ende der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Helmut Schmidt war Bundeskanzler, Jimmy Carter Präsident der USA – und genau von dort aus machte sich eine Familie namens Ewing daran, die Welt zu erobern. Oder zumindest die weltweiten Bildschirme. Die Geschichte beginnt, als der jüngste Sohn des Hauses - nennen wir ihn "Bobby" - seine frischangetraute Ehefrau Pamela zum ersten Mal mit nach Hause, auf die Southfork-Ranch bringt.

David Jacobs: "Digger Barnes, who was Cliff Barnes' father, accused Jock Ewing of stealing his oil, stealing his wells, stealing everything. Then Jock's son falls in love with Digger Barnes' daughter. That's Romeo and Juliet."

Ein gewisser Digger Barnes beschuldige Jock Ewing, ihn betrogen zu haben. Ausgerechnet Jocks Sohn Bobby verliebe sich dann in Digger Barnes Tochter Pam. Das sei eine klassische Tragödie, so der Erfinder von Dallas, David Jacobs. Das sei Romeo und Julia.

Thomas Plewe, der Präsident des deutschen Dallas-Fan-Clubs in Stuttgart:
"Man wurde jede Woche erneut wieder mit einem Cliffhanger konfrontiert, der einen dazu animiert, nächste Woche wieder einzuschalten. Das war also absolut neu im amerikanischen Fernsehen, und das war mit Sicherheit auch der Auslöser für den Boom."

Und auch zu wissenschaftlichen Arbeiten hat die Serie Anlass gegeben, so für das Werk "Dallas – Faszination des Trivialen. Zum Erfolg einer Massenkultur", in der der Autor, Gerald Sartisson, die Unterschiede zwischen einer teuren Hauptabendserie à la Dallas und den billigeren, täglichen Seifenopern aufzeigt.

Gerald Sartisson: "Das waren ja eigentlich Sendungen, die ausschließlich nachmittags gesendet wurden und auch für weibliches, um nicht zu sagen Hausfrauenpublikum gemacht worden sind. Und Dallas ist daraus hervorgegangen, und es war die erste Sendung, die den Sprung vom Nachmittag- ins Abendprogramm, also von der Daily Soap zur Prime Time Soap geschafft hat."

Am 3. Mai 1991 fiel die Klappe für die letzte Episode "Endspiel". Dallas ging in den – einstweiligen – Ruhestand, und im deutschen Fernsehen tummelten sich die Nachahmer.

Sartisson: "Es kamen dann Serien wie Das Erbe der Guldenburgs oder ... ja, ich erinner' mich da an Rivalen der Rennbahn, die halt dieses Thema der Großfamilie aufgenommen haben. Ob das Musikshows sind, Talkshows, Nightshows, die ganzen Krankenhausserien ..., dass also Dallas generell dafür Vorreiter war, dass die amerikanischen Programmformen so einen Einzug gehalten haben auch in die deutsche TV-Landschaft."