Fall Bergdahl

Obamas PR-Desaster

Bowe Bergdahl in olivfarbenem Militäranzug vor der US-Flagge
Bowe Bergdahl wird im US-Militärkrankenhaus in Landstuhl behandelt. © picture alliance / dpa / US Army/Handout
Von Marcus Pindur · 04.06.2014
Die Freilassung des Soldaten Bowe Bergdahl schlägt in den USA weiter hohe Wellen: Armeeangehörige äußern sich empört darüber, dass Bergdahl nun mehr Aufmerksamkeit bekommt als die Soldaten, die auf der Suche nach ihm ihr Leben verloren hatten.
Bowe Bergdahl wird im amerikanischen Militärkrankenhaus in Landstuhl untersucht. Genaues über seinen Gesundheitszustand ist nicht zu erfahren, er sei unterernährt, hieß es lediglich.
Unterdessen werden in seiner Heimat, den USA, viele Fragen gestellt. Mitglieder seiner ehemaligen Einheit äußern sich empört darüber, dass die Rückkehr Bergdahls mehr Aufmerksamkeit von Öffentlichkeit und Obama-Administration bekomme, als diejenigen Soldaten, die auf der Suche nach Bergdahl ihr Leben verloren hätten.
Josh Corder hat mit Bowe Bergdahl in der gleichen Einheit, der sogenannten Blackfoot Company, gedient. Es sei sehr frustrierend für ihn, zu sehen, wie Bergdahl und seine Familie die Aufmerksamkeit der ganzen Nation bekämen, während die Soldaten, die auf der Suche nach ihm ums Leben gekommen seien, lediglich als Randnotiz in einer Lokalzeitung erschienen seien.
In den drei Monaten, nachdem Bergdahl seinen Posten verlassen hatte und in ein von den Taliban kontrolliertes Dorf gegangen sei, seien sechs seiner Kameraden auf der Suche nach ihm gefallen. Für Matthew Vierkant, der auch in der Blackfoot Company gedient hat, ist Bergdahl ein Deserteur.
"Tatsache ist, dass Bergdahl seine Waffe und seine Ausrüstung zurückgelassen hat, nur minimale Verpflegung mitgenommen hat und ist losgegangen, um zu den Taliban zu stoßen oder wer weiß was zu machen, das kann nur er erklären. Unser Gefühl war, dass er uns verlassen hatte, dass er desertiert ist."
Forderung nach Militärgericht
Bergdahl sei immer unzufriedener mit seinem Einsatz in Afghanistan gewesen. Manche seiner Kameraden beschrieben ihn als zurückgezogen, andere meinen, er habe unter Realitätsverlust gelitten. Mehrere von ihnen fordern, dass sich Bergdahl nach seinem Krankenhausaufenthalt einer Untersuchung oder sogar einem Militärgericht stellen müsse.
Die Rückkehr Bowe Bergdahls entwickelt sich deshalb vom erhofften PR-Erfolg zu einem Desaster für die Obama-Administration - nicht nur wegen der Fragen an Bowe Bergdahl, sondern auch wegen der fünf hochrangigen Taliban, die im Austausch für Bergdahl freigelassen wurden. Obama selbst sah sich bei seinem Besuch in Warschau genötigt, Stellung zu beziehen. Man habe Vorsorge getroffen, dass die freigelassenen Taliban ein Jahr in Katar unter Hausarrest verbringen müssten.
"Wir werden sie unnachgiebig verfolgen, falls sie erneut unsere Sicherheit gefährden. Aber das ist nun mal, was man am Ende eines Krieges tut, das hat auch schon George Washington getan: Man holt seine Leute zurück."
McCain: Der Preis ist zu hoch
Der republikanische Senator John McCain sagte, es sei unerheblich, unter welchen Umständen Bergdahl von seinem Posten verschwunden sei. Problematisch sei der hohe Preis gewesen, den man für Bergdahls Freilassung bezahlt habe.
"Es gibt eine Vielzahl von Belegen dafür, dass Bergdahl seinen Posten aus freiem Willen verlassen hat. Das sollte auch Gegenstand einer Untersuchung werden. Aber das heißt nicht, dass man ihn nicht hätte zurückbringen sollen. Ich habe ein Problem mit dem Preis, den wir dafür gezahlt haben: die Freilassung von fünf der hartgesottensten, anti-amerikanischsten Killern."
Auch von anderer Seite kommt die Obama-Administration unter Druck. Normalerweise ist der Präsident verpflichtet, Entlassungen aus Guantanamo 30 Tage vorher hochrangigen Parlamentariern schriftlich anzukündigen. Die Vorsitzenden der Geheimdienstausschüsse im Senat und Repräsentantenhaus seien jedoch erst Stunden vor dem Austausch verständigt worden.
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