Fahrkarte per SMS
Seit April 2007 läuft das Pilotprojekt "Handyticket" in verschiedenen Verkehrsverbünden. Anstatt den Fahrkartenautomaten mit Kleingeld zu füttern, kann hier per Mobiltelefon das Ticket geordert werden. Die Betreiber sind mit dem neuen Vertriebsweg zufrieden.
Einsteigen nur mit Fahrschein, lautet vielerorts die eherne Regel. Wenn das nötige Kleingeld einmal fehlt oder die Zeit für den Automaten nicht mehr reicht, heißen die Alternativen oft nur noch: fahren lassen – oder schwarzfahren.
Ganz ohne Hektik und Kleingeld läuft der Fahrkartenkauf derzeit probehalber beim "Handyticket". Marek Gadau, Projektleiter des Handytickets bei Siemens in Dresden, hat das neue System nicht nur mitentwickelt, sondern ist auch selbst zum Nutzer konvertiert.
"Ja, Mitte April hab ich mir den Arm gebrochen, so dass ich nicht mehr Fahrrad fahren konnte, und deswegen bin ich jetzt rein zufällig wirklich zum Handyticket-Nutzer geworden."
Elf Städte und Regionen nehmen bundesweit an dem Projekt teil. Neben Dresden, Chemnitz, dem Vogtland und Oberlausitz-Niederschlesien sind es im Norden Hamburg und Lübeck, im Süden Nürnberg und Ulm, sowie im Westen die Städte Düsseldorf, Wuppertal und Essen. Wer sich einmal im System registriert, kann in jedem dieser Nahverkehrsverbünde in Zukunft seinen Fahrschein kurzfristig vor der Fahrt über das Handy bestellen.
"So, ich rufe an. 'Vielen Dank. Ticket kommt.' - Und jetzt legen wir das Handy hin und in wenigen Sekunden müsste jetzt also die SMS ankommen. So, das Ticket ist angekommen. Wir können uns das angucken. Und da sehen Sie, dass ich also jetzt einen Einzelfahrschein gekauft hab, und hier oben dieses etwas Kryptische, das sind sozusagen die Sicherheitsmerkmale, die bei der Kontrolle sicherstellen, dass es auch wirklich das Ticket ist, was ich gekauft und ich bezahlt habe."
Kein Warten mehr am Automaten, keine Suche mehr nach dem passenden Kleingeld. Ein Anruf oder eine Kurznachricht per SMS genügt, der Preis des Tickets wird vom Konto abgebucht und das Handy wird zum Fahrschein, das bei einer Kontrolle vorzuzeigen ist.
Michael Fleuren betreut den Einsatz des Handytickets bei der Essener Verkehrs AG. Dort hat man in den ersten Monaten bereits gute Erfahrungen mit dem neuen Ticket gemacht. Von den Kontrolleuren weiß er, dass die digitalen Fahrscheine ebenso problemlos und schnell zu überprüfen sind, wie ein normales Ticket. In der empfangenen Kurznachricht auf dem Handy sind alle notwendigen Daten enthalten, die das Ticket als gültig ausweisen.
"Im oberen Bereich das sind hier die verschlüsselten Informationen für den Prüfer. Dann gibt’s ein täglich wechselndes Codewort und eine Ticket-ID mit Nummer. Das ist noch mal ein verschlüsselter Ticketcode, und dann sehen Sie unten die Tarifmerkmale. Hier sehen Sie Einzelticket Erwachsene der Preisstufe A für Essen, gültig von Datum, Uhrzeit, bis Datum, Uhrzeit."
Wie die anderen Verkehrsverbünde auch ist Michael Fleuren daran interessiert, neue Vertriebswege auszuprobieren. Ob die Kunden das Angebot annehmen, soll sich während der Probezeit des Projektes erweisen.
"Das Pilotprojekt ist jetzt angesetzt für 24 Monate, in denen wir halt Erfahrungen sammeln wollen, wie kommt so was überhaupt am Markt an."
Spätestens seit es in Deutschland mehr Mobilfunkanschlüsse als Einwohner gibt und damit – statistisch gesehen – jeder Bundesbürger mindestens ein Handy hat, scheint gesichert, dass die Technik im Prinzip für jeden zur Verfügung steht. Aber der Markt ist launisch und schluckt längst nicht alles, was man ihm vorsetzt. Das weiß man auch bei Siemens. Projektleiter Marek Gadau:
"Wir haben also im Vorfeld eine Marktforschung gemacht und da hat sich gezeigt, dass die Leute ganz unterschiedlich reagieren. Interessant war, dass über 90 Prozent die Idee gut finden. Daraus lässt sich aber noch nicht schlussfolgern, dass die das alle machen."
Die Marktforschung hat im Vorfeld auch geholfen, unerwartete Stolpersteine bei der Benutzung aufzudecken. So scheitert das System, wenn beim Handy die Rufnummer unterdrückt wird.
"Wenn Sie Inkognito eingeschaltet haben, können Sie nicht anrufen. Dann weiß das System natürlich nicht, wem es das Ticket schicken soll."
Auch wurde schnell klar, dass das Zugangspasswort aus Zahlen bestehen muss, da sich Buchstaben auf der Handytastatur nur schlecht tippen lassen, wenn die Eingabe maskiert wird. Eine weitere Hürde ist für manche Kunden, dass der Ticketkauf nicht in allen Verkehrsverbünden per Anruf oder SMS möglich ist. Gemeinsam funktioniert der Service in allen Verkehrsverbünden nur über ein Java-Programm, das der Nutzer zunächst aus dem Internet auf sein Handy herunterladen muss. Aber viele Leute, hat Michael Fleuren von der EVAG beobachtet, wissen gar nicht, wie sie mit ihrem Mobiltelefon ins Internet kommen.
"Ich weiß nicht, ob Sie die Details von Ihrem Handyvertrag kennen. Wissen Sie, ob Sie Java frei geschaltet haben, ob Sie eine WAP-Verbindung aufbauen können? Und das waren halt die Hauptschwierigkeiten, dass Leute versucht haben, die Java-Applikation auf ihr Handy zu laden, hatten aber in ihrem Mobilfunkvertrag das Internet nicht frei geschaltet."
Obwohl die Tickets durch den komfortablen Kauf per SMS oder übers Internet etwas teurer werden, weil zusätzlich noch Verbindungskosten anfallen, scheint das für die meisten Nutzer keine Rolle zu spielen. Davon ist auch Marek Gadau überrascht.
"Es gibt in verschiedenen Verkehrsverbünden, in Hamburg und Dresden zum Beispiel, eine SMS-Auskunft. Kein Mensch macht sich Gedanken darüber, dass er 19 Cent für diese Auskunft bezahlt. Das läuft wie die Polizei in die Häuser. Und die gleichen Leute – mich eingeschlossen – fahren aber zwei Kilometer, weil der Sprit einen Cent billiger ist. Das ist völlig paranoid."
Mehr als 21.000 Handy-Fahrscheine wurden in den elf teilnehmenden Städten schon verkauft, und über 7500 Kunden brauchen am Bahnhof bereits nicht mehr nach dem passenden Kleingeld suchen. Wer weiß: Nach all den Funktionen, die Mobiltelefone mittlerweile bekommen haben, werden sie vielleicht schon bald für jeden auch zum persönlichen Fahrkartenautomaten.
Ganz ohne Hektik und Kleingeld läuft der Fahrkartenkauf derzeit probehalber beim "Handyticket". Marek Gadau, Projektleiter des Handytickets bei Siemens in Dresden, hat das neue System nicht nur mitentwickelt, sondern ist auch selbst zum Nutzer konvertiert.
"Ja, Mitte April hab ich mir den Arm gebrochen, so dass ich nicht mehr Fahrrad fahren konnte, und deswegen bin ich jetzt rein zufällig wirklich zum Handyticket-Nutzer geworden."
Elf Städte und Regionen nehmen bundesweit an dem Projekt teil. Neben Dresden, Chemnitz, dem Vogtland und Oberlausitz-Niederschlesien sind es im Norden Hamburg und Lübeck, im Süden Nürnberg und Ulm, sowie im Westen die Städte Düsseldorf, Wuppertal und Essen. Wer sich einmal im System registriert, kann in jedem dieser Nahverkehrsverbünde in Zukunft seinen Fahrschein kurzfristig vor der Fahrt über das Handy bestellen.
"So, ich rufe an. 'Vielen Dank. Ticket kommt.' - Und jetzt legen wir das Handy hin und in wenigen Sekunden müsste jetzt also die SMS ankommen. So, das Ticket ist angekommen. Wir können uns das angucken. Und da sehen Sie, dass ich also jetzt einen Einzelfahrschein gekauft hab, und hier oben dieses etwas Kryptische, das sind sozusagen die Sicherheitsmerkmale, die bei der Kontrolle sicherstellen, dass es auch wirklich das Ticket ist, was ich gekauft und ich bezahlt habe."
Kein Warten mehr am Automaten, keine Suche mehr nach dem passenden Kleingeld. Ein Anruf oder eine Kurznachricht per SMS genügt, der Preis des Tickets wird vom Konto abgebucht und das Handy wird zum Fahrschein, das bei einer Kontrolle vorzuzeigen ist.
Michael Fleuren betreut den Einsatz des Handytickets bei der Essener Verkehrs AG. Dort hat man in den ersten Monaten bereits gute Erfahrungen mit dem neuen Ticket gemacht. Von den Kontrolleuren weiß er, dass die digitalen Fahrscheine ebenso problemlos und schnell zu überprüfen sind, wie ein normales Ticket. In der empfangenen Kurznachricht auf dem Handy sind alle notwendigen Daten enthalten, die das Ticket als gültig ausweisen.
"Im oberen Bereich das sind hier die verschlüsselten Informationen für den Prüfer. Dann gibt’s ein täglich wechselndes Codewort und eine Ticket-ID mit Nummer. Das ist noch mal ein verschlüsselter Ticketcode, und dann sehen Sie unten die Tarifmerkmale. Hier sehen Sie Einzelticket Erwachsene der Preisstufe A für Essen, gültig von Datum, Uhrzeit, bis Datum, Uhrzeit."
Wie die anderen Verkehrsverbünde auch ist Michael Fleuren daran interessiert, neue Vertriebswege auszuprobieren. Ob die Kunden das Angebot annehmen, soll sich während der Probezeit des Projektes erweisen.
"Das Pilotprojekt ist jetzt angesetzt für 24 Monate, in denen wir halt Erfahrungen sammeln wollen, wie kommt so was überhaupt am Markt an."
Spätestens seit es in Deutschland mehr Mobilfunkanschlüsse als Einwohner gibt und damit – statistisch gesehen – jeder Bundesbürger mindestens ein Handy hat, scheint gesichert, dass die Technik im Prinzip für jeden zur Verfügung steht. Aber der Markt ist launisch und schluckt längst nicht alles, was man ihm vorsetzt. Das weiß man auch bei Siemens. Projektleiter Marek Gadau:
"Wir haben also im Vorfeld eine Marktforschung gemacht und da hat sich gezeigt, dass die Leute ganz unterschiedlich reagieren. Interessant war, dass über 90 Prozent die Idee gut finden. Daraus lässt sich aber noch nicht schlussfolgern, dass die das alle machen."
Die Marktforschung hat im Vorfeld auch geholfen, unerwartete Stolpersteine bei der Benutzung aufzudecken. So scheitert das System, wenn beim Handy die Rufnummer unterdrückt wird.
"Wenn Sie Inkognito eingeschaltet haben, können Sie nicht anrufen. Dann weiß das System natürlich nicht, wem es das Ticket schicken soll."
Auch wurde schnell klar, dass das Zugangspasswort aus Zahlen bestehen muss, da sich Buchstaben auf der Handytastatur nur schlecht tippen lassen, wenn die Eingabe maskiert wird. Eine weitere Hürde ist für manche Kunden, dass der Ticketkauf nicht in allen Verkehrsverbünden per Anruf oder SMS möglich ist. Gemeinsam funktioniert der Service in allen Verkehrsverbünden nur über ein Java-Programm, das der Nutzer zunächst aus dem Internet auf sein Handy herunterladen muss. Aber viele Leute, hat Michael Fleuren von der EVAG beobachtet, wissen gar nicht, wie sie mit ihrem Mobiltelefon ins Internet kommen.
"Ich weiß nicht, ob Sie die Details von Ihrem Handyvertrag kennen. Wissen Sie, ob Sie Java frei geschaltet haben, ob Sie eine WAP-Verbindung aufbauen können? Und das waren halt die Hauptschwierigkeiten, dass Leute versucht haben, die Java-Applikation auf ihr Handy zu laden, hatten aber in ihrem Mobilfunkvertrag das Internet nicht frei geschaltet."
Obwohl die Tickets durch den komfortablen Kauf per SMS oder übers Internet etwas teurer werden, weil zusätzlich noch Verbindungskosten anfallen, scheint das für die meisten Nutzer keine Rolle zu spielen. Davon ist auch Marek Gadau überrascht.
"Es gibt in verschiedenen Verkehrsverbünden, in Hamburg und Dresden zum Beispiel, eine SMS-Auskunft. Kein Mensch macht sich Gedanken darüber, dass er 19 Cent für diese Auskunft bezahlt. Das läuft wie die Polizei in die Häuser. Und die gleichen Leute – mich eingeschlossen – fahren aber zwei Kilometer, weil der Sprit einen Cent billiger ist. Das ist völlig paranoid."
Mehr als 21.000 Handy-Fahrscheine wurden in den elf teilnehmenden Städten schon verkauft, und über 7500 Kunden brauchen am Bahnhof bereits nicht mehr nach dem passenden Kleingeld suchen. Wer weiß: Nach all den Funktionen, die Mobiltelefone mittlerweile bekommen haben, werden sie vielleicht schon bald für jeden auch zum persönlichen Fahrkartenautomaten.