"Die ganze Welt ist eigentlich sehr freundlich"
Andere träumen nur davon, Sascha Grabow lebt den Traum: Der Extrem-Traveller ist elf Monate im Jahr auf Reisen - und das seit vielen Jahren. Die wichtigsten Länder der Erde hat er schon bereist. Im Gespräch erzählt er, warum er dieses Nomadenleben liebt.
Sascha Grabow gehört zur Spezies der Extremreisenden: Der gebürtige Wolfsburger ist im Schnitt elf Monate pro Jahr auf Reisen in aller Welt, und das seit über 30 Jahren. Zuletzt war er 17 Monate lang in Europa, Skandinavien, Russland, Japan, Korea, auf den Solomonen, in Australien, auf Bali, in Thailand und in Indien unterwegs.
Mittlerweile hat er alle 193 UN-Staaten der Welt und 1160 verschiedene Regionen bereist – meist in gemächlichem Tempo: zu Fuß, per Bus oder Bahn, sehr selten mit dem Flugzeug. Auf der für Extremreisende wichtigen Nomadmania-Rangliste der Traveller belegt der 50-Jährige derzeit Platz 3 weltweit.
Es geht ihm nicht um Rekorde
Um Rekorde geht es ihm, dem ehemaligen Tennisspieler, aber weniger, wie er sagt. "Ein Element von Wettkampf ist natürlich immer dabei." Ansonsten aber hält er von den Listen, die weltweit kursieren wenig – ohnehin setzten sich die Rekord-Traveller, die diese Listen erstellten, fast immer selbst auf Platz 1.
Viel mehr Wert legt Sascha Grabow darauf, die Länder und ihre Bewohner wirklich kennenzulernen. Dafür bleibt er so lange, "wie es das jeweilige Visum" erlaubt. 2016 hat er im Eigenverlag ein Buch über seine Erlebnisse geschrieben: "Traveling – 30 Years Around The Planet". Ansonsten finanziert er sein Reisenden-Dasein als Fotograf und ab und an auch durch Vorträge. Und er gibt nicht viel Geld aus, wie er betont.
"Man sollte gewisse Sachen wissen..."
Angst vor Ländern, für die es offizielle Reisewarnungen gibt, habe er nicht, sagt Grabow. In der Regel gebe es dort so gut wie keine oder nur sehr wenige ausländische Reisende, die Bevölkerung sei fast immer freundlich und hilfsbereit und meinst noch "unverdorben vom Tourismus". "Die ganze Welt ist eigentlich sehr freundlich. Man sollte gewisse Sachen wissen, wenn man in muslimische Länder geht oder in Ländern mit verschiedenen Religionen – was man da machen sollte oder nicht machen sollte. Und dann andere Sachen wie zum Beispiel Natur oder Schlangen gibt. Die Leute haben davor Angst, weil sie es nicht kennen. Aber eigentlich – wenn man nicht falsch reagiert – passiert einen da nichts. … Wenn man wenig kennt, hat man viel Angst. Wenn man viel versteht, dann macht fast alles Sinn, eigentlich."
Lust, sich irgendwo, ein einem besonders schönen Ort dieser Welt, langfristig niederzulassen, verspürt Sascha Grabow nicht: "Man fühlt sich immer dort zu Hause, wo man persönliche Begegnungen hatte. Ich könnte jetzt nicht nur, weil dort die Landschaft schön ist, irgendwo wohnen."